
In Gerolzhofen fehlen Kinderbetreuungsplätze. Im großen Stil. Erst im Januar hatte es im Stadtrat geheißen, dass die Stadt in den kommenden Jahren mit einem Bedarf von 72 Krippen-Plätzen sowie 54 Plätzen in Regelgruppen rechnet – zusätzlich zu den vorhandenen Plätzen in den Kinderhäusern St. Martin und St. Regiswind und im Waldkindergarten.
Deshalb plant die Stadt auch den Bau eines eigenen Kindergartens. Nun zeichnet sich ab, dass es in absehbarer Zeit noch einen Naturkindergarten in Gerolzhofen geben wird, ganz in der Nähe des seit dem Jahr 2006 bestehenden Waldkindergartens. Denn am Montagabend hat der Stadtrat einstimmig einen Bauantrag zur Errichtung eines Waldkinderwagens sowie eines Tipis im Zuge des Aufbaus eines entsprechenden Betreuungsangebots genehmigt.
Der Wagen soll eine Grundfläche von knapp 40 Quadratmetern haben, wie Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann vortrug. Das vorgesehene Tipizelt würde einen Durchmesser von circa 8,50 Metern und eine Höhe von sechs Metern haben. Hinzu käme ein vorgeschriebenes Toilettenhäuschen in Form einer Komposttoilette. Entstehen soll der Naturkindergarten auf einem Areal im Mahlholz, in dem Bereich, wo der Trimmpfad beginnt und endet. Die rund 600 Quadratmeter große Fläche im Wald für die gesamte Anlage hat der Stadtrat dem Projekt bereits im Juli 2022 zugesprochen.
Die Idee eines Naturkindergartens ist nicht ganz neu. Und es ist auch nicht der erste Anlauf, diesen zu verwirklichen. Vor zweieinhalb Jahren hat Jennifer Rasch ihr Vorhaben, einen Naturkindergarten in Form einer privaten Initiative aufzubauen, bereits detailliert vorgestellt. Doch dann war das Projekt aus verschiedenen Gründen auf die Wartebank gerückt.
Weiter Spenden für Naturkindergarten gesucht
Umso erfreuter ist die 35-Jährige nun, dass der Stadtrat ihren Bauantrag geschlossen befürwortet, wie sie am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte. Anfang des Jahres hatte sie bereits eine Spendenaktion gestartet, um darüber einen Zuschuss zum notwendigen Startkapital zu erhalten. Spenden werden zwar weiter benötigt, meinte Rasch, die allein zum Start mit einem Geldbedarf von gut 200.000 Euro rechnet. Doch vom Geld allein werde es nun nicht mehr abhängen, ob der Naturkindergarten startet oder nicht. Zugleich dankte Rasch für alle bereits geleisteten Spenden.
Sollten das Landratsamt Schweinfurt und das dortige Jugendamt den nun vom Stadtrat genehmigten Bauantrag zeitnah absegnen, dann könnte es bereits im September losgehen mit dem Kindergartenbetrieb, sagt Rasch. Voraussetzung sei allerdings, dass der geplante Waldkinderwagen (Kostenpunkt: rund 130.000 Euro) bei der Firma, die diesen herstellt, vorrätig ist. Müsste dieser erst gefertigt werden, dann würde es wohl kommendes Jahr werden, bis der Kindergarten im Wald in Betrieb gehen kann.
Naturkindergarten mit bis zu 22 Plätzen geplant
Im Naturkindergarten würden drei pädagogische Fachkräfte laut Rasch bis zu 22 Kinder betreuen; zur Eingewöhnung am Anfang wären es erst einmal acht bis zehn Kinder. Die Öffnungszeiten würden von 7.30 bis 14.30 Uhr – wenn das Jugendamt zustimmt, auch bis 15 Uhr – reichen. Dass die angebotenen Plätze weggehen wie warme Semmeln, damit rechnet Rasch fest. Denn bereits heute stünden bei ihr "weit über 30 Kinder auf der Warteliste", sagt die pädagogische Fachkraft mit Montessori-Diplom.
Für den Naturkindergarten könnten sich auch noch Kinderpflegerinnen bewerben, berichtet Rasch. Sie selbst wird nicht dort arbeiten, sondern weiter als Tagesmutter fünf Krippenkinder betreuen. Denn auch hier sei die Nachfrage gewaltig und sie sei bis September 2026 ausgebucht.
Der Betrieb des Naturkindergartens soll über eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) laufen. Ein Antrag, der aktuell bestehenden Unternehmergesellschaft die Gemeinnützigkeit anzuerkennen, prüfe das Finanzamt derzeit, sagt Rasch. Eine gUG ist auch berechtigt, Spendenquittungen auszustellen, die vom Finanzamt steuerlich anerkannt werden.
Keine Konkurrenz zu bestehenden Kindergärten
Die Reaktionen im Stadtrat auf das Projekt fielen ausnahmslos positiv aus. Kindergartenreferentin Stefanie Döpfner (Geo-net) erinnerte nochmals an den "großen Bedarf an Betreuungsplätzen" in der Stadt. Deshalb sei auch keine Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen zu erwarten. Der Waldkindergarten beispielsweise müsse derzeit jedes Jahr Absagen erteilen, weil er keine zusätzlichen Kinder mehr aufnehmen kann.

Auf seine Frage nach den auszuweisenden Parkplätzen für den geplanten Naturkindergarten erfuhr Arnulf Koch (CSU) von Bürgermeister Thorsten Wozniak, dass diese auf einem städtischen Grundstück am Waldrand vorgesehen seien, direkt am Beginn des Trimmpfads. Das Grundstück müsste die Stadt entsprechend "verbessern", um dort das Parken zu ermöglichen.