Bislang konnte die Stadt Schweinfurt dem Rechtsanspruch auf Betreuung in Kitas noch gerecht werden. Angesichts der steigenden Kinderzahlen und eines zunehmenden Betreuungsbedarfs bei Kindern scheint dieser Faktor jedoch zusehends ungewiss. Auch in Schweinfurt klagen Erzieherinnen und Erzieher über die Arbeitsbelastung und den wachsenden Druck im Arbeitsalltag.
Unstrittig ist: Schweinfurt braucht, wie viele andere Städte und Kommunen in Bayern auch, mehr Erzieherinnen und Erzieher, um die Kinderbetreuung in seinen rund 30 Kindertagesstätten und vier Schülerhorten in den kommenden Jahren weiter gewährleisten zu können. Das wissen auch Sozialreferent Jürgen Montag und der Leiter des städtischen Jugendamts, Thorsten Schubert. Um herauszufinden, an welchen Stellen der Schuh in den Schweinfurter Kitas drückt, hat sich das Jugendamt deshalb im vergangenen Jahr auf Spurensuche innerhalb der Einrichtungen begeben.
Ansprüche an Erzieherinnen und Erzieher steigen
Die Erkenntnisse aus den Gesprächen mit Erziehern, Leitungen und den Trägern stellten Montag und Schubert in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vor. Auffallend dabei: Trotz gleichbleibender Ausbildungszahlen hat der Fachkräftemangel in Schweinfurt zugenommen. "Gleichzeitig werden aber die Ansprüche an die Betreuer in allen Bereichen immer größer", resümiert Schubert.
Beispiel Betreuungszeiten. Früher, verdeutlicht Schubert, seien Kinder um 9 Uhr in die Kita gebracht und um 12 Uhr wieder abgeholt worden. Heutzutage bleiben diese dort jedoch meist bis 16 Uhr, unter Umständen noch länger. Zusätzliche Arbeitszeit, die das Personal aufbringen muss. Aber auch die Betreuungsquote sei über die Jahre gestiegen.
So besuchten viele Kinder früher oft erst nach dem dritten Lebensjahr die Kita, während heutzutage die meisten bereits ab dem ersten Lebensjahr in die Betreuung kommen, sagt Schubert. Dazu kommen zusätzliche Betreuungsangebote, wie die Ganztagsbetreuung, höhere Geburtenzahlen nach der Corona-Pandemie und der Zuzug aus dem Ausland. "Wir haben nach Corona immer mehr Kinder, die einer besonderen Förderung bedürfen [...] und wir haben auch viele anspruchsvolle Eltern", sagt Schubert.
Stadt kündigt Maßnahmenpaket an
Um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, kündigt die Stadt daher nun ein 82.000 Euro schweres Fachkräftekonzept an. Ziel: Das Image des Berufs aufpolieren und Menschen in der Ausbildung in den kommenden Jahren stärker unterstützen. Gemeinsam mit den Trägern habe man so ein Bündel an Maßnahmen erarbeitet, welches bei Bedarf über die Zeit weiterentwickelt werden soll, so Schubert.
Das Konzept sieht vor, Arbeitsamt und die Kitas stärker miteinander zu verknüpfen, um so Personal besser vermitteln zu können. Des Weiteren will die Stadt mit Beginn des zweiten Quartals 2024 Quereinsteigern die Hälfte ihrer Ausbildungskosten erstatten und lokale Fortbildungsangebote für Beschäftige in Kindertagesstätten anbieten.
Zusätzlich will die Stadt verstärkt für die Ausbildung werben und die Wertschätzung für den Beruf steigern. Gespräche innerhalb der Berufsgruppe hätten offenbart, dass das Stimmungsbild, Erzieher zu sein, deutlich besser sei, wie in der Öffentlichkeit präsentiert, versichert Schubert.
Stadt stellt Mittel im Haushalt zur Verfügung
Um das Projekt trotz angespannter Haushaltslage umzusetzen, wollte das Jugendamt zunächst die Geschwisterermäßigung für Familien in Kitas kürzen. Ein Ansatz, den die restlichen Mitglieder im Ausschuss allerdings kritisch sahen und letztlich ablehnten. Um das Projekt dennoch wie geplant umzusetzen, erklärte die Stadt gegenüber der Redaktion, die nötigen Mittel dafür würden voraussichtlich im Haushalt zur Verfügung gestellt.