
1,1 Pkw pro Haushalt – das ist der bayerische Durchschnitt. Der Schweinfurter liegt da etwas drüber, hier sind es 1,4 Autos pro Haushalt. Ähnlich ist es bei den Rädern, der Schweinfurter Haushalt besitzt 1,8 davon (Bayernschnitt: 2). Allerdings: die Zahlen für Bayern wurden letztmalig 2017 erhoben; die für die Stadt Schweinfurt sind aktuell. Vergangenes Jahr hat die Stadt eine Mobilitätsbefragung machen lassen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Im Bauausschuss kamen sie zum ersten Mal auf den Tisch. Und wurden kontrovers diskutiert.
Knackpunkt war nicht, wie viel Räder, Pkw, Elektro-Autos oder E-Bikes die Schweinfurter Haushalte besitzen, sondern wie sie die verschiedenen Verkehrsmittel nutzen. Grob gesagt: Seit der letzten Befragung vor zwölf Jahren hat sich etwas getan, große Sprünge gab es aber nicht. 2010 nutzten in der Stadt der kurzen Wege – Schweinfurt hat nur 36 Quadratkilometer Fläche – noch 59 Prozent der Befragten das Auto, um von A nach B zu kommen. Heute sind es 46 Prozent.
Das Fahrrad wurde für 14 Prozent der Wege genutzt; 2010 für zehn. Bus und Bahn kommen auf elf Prozent; vor zwölf Jahren war es noch sechs. Damit liegt Schweinfurt laut Stadtbaumeister Markus Sauer, der die Ergebnisse vorstellte, leicht über dem bayernweiten Durchschnitt. Etwas mehr Wege werden inzwischen zu Fuß zurückgelegt, nämlich 28 Prozent (2010: 25).
Bei Fahrten aus dem Stadtgebiet hinaus, überwiegt ein Verkehrsmittel ganz klar
Ein genauerer Blick in die Zahlen zeigt aber auch: Fahren die Schweinfurterinnen und Schweinfurter über die Stadtgrenze hinaus, nutzen sie hauptsächlich das Auto. Bei Entfernungen zwischen neun und zehn Kilometern Weglänge sogar ausschließlich; etwas weniger, 83 Prozent, werden es bei Strecken über 20 Kilometern. Dann kommen auch Bus und Bahn mit 17 Prozent ins Spiel.
Macht unterm Strich einen leichten Zuwachs beim Radverkehr, ein leichtes Plus bei der Nutzung von Bus und Bahn und etwas weniger Fahrten mit dem Auto; wobei dabei zu berücksichtigen ist, dass die Mobilität insgesamt leicht gesunken ist, zu einem guten Teil Homeoffice-bedingt.
Geht es in Sachen Verkehrswende in die richtige Richtung oder vor allem viel zu langsam?
Und jetzt? Die Bewertungen im Bauausschuss gingen weit auseinander. "Es geht in die richtige Richtung", sagen die einen, zu denen auch OB Sebastian Remelé und weitere Vertreter der CSU gehören. Das ist zu wenig, es muss mehr passieren und schneller gehen, sagen die anderen; allen voran Ulrike Schneider (Zukunft./ödp). Gut, Schweinfurt sei bei den Ticketpreisen für die Busse vielleicht noch günstig, aber "noch deutlich zu teuer, um die Masse zum Umsteigen zu bewegen". Vor allem, wenn man vom Landkreis in die Stadt fahre.
Ihre Idee: Mutig sein, etwas ausprobieren, Geld in die Hand nehmen, vielleicht für ein 1-Euro-Ticket. Etwas in der Art habe Ministerpräsident Markus Söder mit dem 365-Tage-Ticket ja versprochen; das müssten Kommunen wie die Stadt nun einfordern, dass der Freistaat mit finanziere. Ihr Credo: Wenn es günstiger wird, sind auch mehr bereit, das Auto stehen zu lassen.
Was Parkgebühren mit der Verkehrswende zu tun haben und warum der Freistaat umdenken soll
Das bisherige Tempo ist zu langsam mit Blick auf die Pläne der Stadt, bis 2035 klimaneutral zu werden, stimmte auch Reginhard von Hirschhausen (Bündnis 90/Die Grünen) zu. Man müsse "faire Bedingungen für den ÖPNV schaffen". Die Parkgebühren in der Stadt zu erhöhen, sei dazu ein richtiger Weg.
Alleine werden weder die Stadt noch der Landkreis noch der geplante Verkehrsverbund Mainfranken die Verkehrswende nicht stemmen, ist Ralf Hofmann (SPD) überzeugt. Auch er blickt in Richtung Freistaat, auf Landesebene müsse ein Paradigmenwechsel stattfinden, damit am Ende im Nahverkehr attraktive Preise und Angebote gemacht werden könnten.
Remelé: Entscheidend für die Nutzung von Bus und Bahn ist nicht der Preis
Für den OB der entscheidende Punkt. Er zitierte den Ratschlag des Gutachters, der von einem kostenfreien ÖPNV abgeraten habe, weil nicht der Preis, sondern das Angebot entscheidend sei. In dem Punkt bleibe die Stadt dran. Aktuell hätten die Stadtwerke "eine große Anzahl" Elektrobusse bestellt. "Wir können auf unseren innerstädtischen ÖPNV stolz sein", betonte Remelé.
Verbesserungsbedarf gibt es allerdings, warf Karolin Große (CSU) ein: die Streckenführung müsste verbessert werden, damit die Menschen nicht eine dreiviertel Stunde mit dem Stadtbus von der Eselshöhe ins Maintal fahren müssten. Eine Strecke, die mit dem Auto in 15 Minuten zu schaffen sei.
Am Ende, davon ist der OB überzeugt, gehe eine Wende nur mit dem Bürger, "der Bürger muss es wollen". Für Schneider geht es anders herum: "Die Politik muss es wohlen." Ihr Vorschlag, das Thema ÖPNV-Nutzung in einer Sondersitzung des Stadtrats zu beleuchten, ging ins Leere, wurde nicht kommentiert.
Habe ich das nicht mitbekommen- werden die Mehreinnahmen aus der Parkgebührerhöhung in den ÖPNV investiert?
Vermutlich braucht’s beides für eine Verkehrswende. Den politischen Willen genauso wie den Willen der Bürger. Es wird jedoch schwierig, den Willen der Bürger zu erkennen, solange diese den ÖPNV nicht nutzen. Und das wiederum liegt zum einen an der furchtbar zeitfressenden Liniengestaltung und daran, dass der ÖPNV teuer ist!
Schonmal als Familie aus dem Landkreis ins Silvana gefahren? Oder zum Sportverein? Das kostet ein kleines Vermögen mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern. Oder am Wochenende zum Baggersee?
Ach ne, blödes Beispiel - geht ja gar nicht ohne Auto, da kein Bus am Wochenende dorthin fährt!
Auch das 49 Euro Ticket wird da nichts verändern. Das braucht dann jedes Familienmitglied und wird so wieder unrentabel.
Wirklich schade.
"Die Streckenführung müsste verbessert werden, damit die Menschen nicht eine dreiviertel Stunde mit dem Stadtbus von der Eselshöhe ins Maintal fahren müssten."
Pendellinien statt Stichlinien, dann muss man weniger oft am Roßmarkt umsteigen!
Das Liniennetz ist ein Dschungel, den kein Autofahrer versteht: Ausnahmen, Kombilinien, zu viele kurze Linien, die in jeden hintersten Winkel fahren, aber zu selten.
Statt Zusammenfassung vieler einzelner Linien in relativ wenige Pendellinien, die alle im 10-Min.-Takt fahren und Fahren ohne Fahrplan ermöglichen.
Und z. B. Zusammenfassung der Linien Deutschhof & Hochfeld via Roßmarkt als Pendellinie via Hbf-Nord oder Süd (mit erneuerten Steg) nach Graf.
Dasselbe z. B. mit einer Linie von Oberwerrn via Roßmarkt zu Hafen-Ost, Sennfeld & Gochsheim
Über die 3 Linien wären im 10-Min-Takt Wohnstadtteile bzw. Wohnvororte im Norden mit Industrie- & Gewerbegebieten im Süden ohne Umstieg erreichbar - usw.
Früher lockten die Innenstädte zum Bummeln, Shoppen und verweilen an.
Heute müssen die meisten in die Innenstadt, um einen Arzt, Rechtsanwalt o. dergl.
aufzusuchen.
Da gibt es dann erste, die in einem Obergeschoß ohne Aufzug residieren und dadurch schon einmal Menschen mit körperlicher Behinderung den Besuch erschweren.
Oder das medzinische Versorgungszentrum am Josephskrankenhaus, das nicht einmal von einem Stadtbus angefahren wird, das Parkhaus und die umliegenden Parkplätze überfüllt sind.
Als "Wiedergutmachung" stampft man am Leopoldina ein Parkhaus aus dem Boden, das seinen Ausgang für Fußgänger auf der falschen Seite hat. Das versprochene "Bus-Shuttle" funktioniert nach Aussagen von Besuchern noch nicht, also gehts zu Fuß den Berg hinauf.
Nur zu dumm, dass unsere Bevölkerung immer älter wird und oftmals eben auch Bewegungseingeschränkt ist.
Das hat der Handel schon lange erkannt und sich an den Stadtrand verzogen. Auch ohne ÖPNV.
Zitat: "Für den OB der entscheidende Punkt. Er zitierte den Ratschlag des Gutachters, der von einem kostenfreien ÖPNV abgeraten habe, weil nicht der Preis, sondern das Angebot entscheidend sei."
Was für eine Witzaussage. Für mich beinhaltet diese Aussage weiterhin hohe und im Gleichschritt mit den KFZ-Kosten steigende Preise für den ÖPNV.
Mir kommt es in den letzten Jahren so vor als versucht mal alles so unattraktiv wie möglich zu gestalten egal ob es sich um Kosten im Zusammenhang mit dek KFZ handelt oder um Kosten im Zusammenhang mit den ÖPNV. Der Krug geht solange zum Wasser bis er bricht!