zurück
Schweinfurt
Parken in Schweinfurt wird teurer: Was plant die Stadt mit den Parkgebühren?
Angemessen oder Wucher? Im Hauptausschuss wurde lange diskutiert, ob die Parkgebühren erhöht werden sollen. Was die Stadträte entschieden haben.
Das Parkhaus Graben in der Schweinfurter Innenstadt ist komplett saniert.
Foto: Helmut Glauch | Das Parkhaus Graben in der Schweinfurter Innenstadt ist komplett saniert.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Seit Jahrzehnten kostet die Stunde Parken auf den oberirdischen Parkplätzen und in den Tiefgaragen in Schweinfurt das Gleiche: einen Euro. Im weiten Umkreis ist das spottbillig, aber genauso wenig kostendeckend. Zumal die städtischen Tiefgaragen an der Kunsthalle, dem Georg-Wichtermann-Platz, dem Museum Georg Schäfer und am Graben Millionen verschlingen, um sie zu sanieren. Doch wie hoch sollten die Parkgebühren sein, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht zu sehr belastet werden? 

Im Hauptausschuss gab es da eine längere Diskussion. Dass Ordnungsreferent Jan von Lackum nun eine Verdoppelung vorschlug, sorgte nicht für Begeisterung. Zukünftig kostet die erste und zweite Stunde in den Parkhäusern zwei Euro, die dritte Stunde 1,50 Euro, danach ein Euro pro Stunde. Die Taktung für die oberirdischen Parkflächen sind zehn Cent pro drei Minuten.

Auch für Dauerparker in den Tiefgaragen wird es teurer: Statt 72 pro Monat sollen es 90 Euro werden. Auf den oberirdischen Parkplätzen wie zum Beispiel am Messeplatz neben dem Theater werden die Preise auch auf zwei Euro pro Stunde erhöht. Das kostenlose Parken für elektrisch betriebene Fahrzeuge mit Parkscheibe im Rahmen der Höchstparkdauer bleibt erhalten.

Parken in Schweinfurt wird teurer: Was plant die Stadt mit den Parkgebühren?

Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte, es gebe vor allem zwei Gründe für die Erhöhung der Gebühren: zum einen die Wirtschaftlichkeit, insbesondere im Kontext des ÖPNV. Während die Kosten für ein Busticket – ohnehin hoch subventioniert durch die Stadt – in den vergangenen 20 Jahren von 90 Cent pro Fahrt in Tarifzone 1 auf 2,10 Euro gestiegen sind, gab es bei den Parkgebühren keine Anpassung in den Tiefgaragen.

Mehr Schweinfurter in den Bussen, weniger Autoverkehr in der Innenstadt

Um kostendeckend zu sein, müsste die Stadt sogar 2,60 Euro pro Stunde nehmen. Ebenso wichtig ist aber der Klimaschutz und die Vorgabe der Stadt, so schnell wie möglich klimaneutral zu sein. Ein wesentlicher Faktor dabei ist der Autoverkehr. "Das Ziel muss es sein, den motorisierten Individualverkehr weitestgehend zu minimieren", so von Lackum. Also: Mehr Menschen in den Bussen, deutlich weniger mit dem Auto in die Stadt.

An vielen Parkautomaten in Schweinfurt kann man auch mit EC-Karte zahlen. Wenn neue angeschafft werden, soll das Standard sein.
Foto: Helmut Glauch | An vielen Parkautomaten in Schweinfurt kann man auch mit EC-Karte zahlen. Wenn neue angeschafft werden, soll das Standard sein.

Der Vorschlag der Verwaltung fiel nicht bei allen Stadträten auf fruchtbaren Boden. Frank Firsching (Linke) empfand die Erhöhung als "inakzeptabel" und angesichts der Energiekrise und der Inflation gerade für Menschen mit geringeren Einkommen "zur Unzeit". Es handele sich um "soziale Selektionspolitik. Was das mit Innenstadtförderung zu tun hat, bleibt ihr Geheimnis".

Der Linken-Fraktionschef forderte stattdessen, das Busticket billiger zu machen und erst in einem zweiten Schritt über eine moderate Erhöhung der Gebühren fürs Parken nachzudenken. Gegen die Erhöhung war auch Georg Wiederer (FDP), "das schadet der Innenstadt". Richard Graupner (AfD) erklärte, wenn er zwischen Wirtschaftlichkeit der Parkhäuser und Erhalt der Innenstadt wählen müsse, "entscheide ich mich für die Innenstadt". 

Was passiert mit den Parkplätzen am Spitalseeplatz in Schweinfurt?

Die Befürworter der neuen Regeln waren gleichwohl klar in der Mehrheit, denn genehmigt wurde der Verwaltungsvorschlag mit den Stimmen der CSU, Grünen, SPD und proschweinfurt. Gleichwohl gestanden auch die Befürworter zu, dass die Erhöhung der Preise gerade jetzt kein Lieblingsprojekt sei. Aber: "Es ist langfristig verantwortungslos gegenüber der Stadt, nicht zu erhöhen", so Klaus Rehberger (CSU) in Bezug auf den Erhalt der städtischen Infrastruktur.

Das neue Parkhaus in der Mainberger Straße ist vorerst von der Gebührenerhöhung ausgenommen. Dort kann man für einen Euro am Tag parken.
Foto: Anand Anders | Das neue Parkhaus in der Mainberger Straße ist vorerst von der Gebührenerhöhung ausgenommen. Dort kann man für einen Euro am Tag parken.

Stefanie Stockinger-von Lackum (CSU) erklärte, es sei gut, dass die Stadt nun in Sachen Klimaschutz endlich Taten sprechen lasse. Man dürfe sich "nicht in die eigene Tasche lügen, denn man muss zugestehen, dass das Parken in der Innenstadt und die Busnutzung miteinander zu tun haben".

Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) war sich zwar im Klaren, dass nun vor allem von Geschäftsleuten Beschwerden kämen. Doch das privat betriebene Parkhaus im Rückert-Centrum habe bereits seine Preise pro Stunde erhöht, "da gab es keinen Aufschrei".

Ein Thema, das die Verwaltung mit beschlossen haben wollte, wurde mit 8:7 Stimmen abgelehnt: die Bewirtschaftung des Spitalseeplatzes. Dort kann man derzeit nämlich noch kostenlos parken, was insbesondere Beschäftigte des Josefskrankenhaus nutzen. Das Areal soll in wenigen Jahren im Rahmen der Grünes-Band-Projekte entsiegelt und umgestaltet werden. Insgesamt überwogen die Gründe, die Situation dort erstmal so zu lassen wie sie ist.

Das neue Parkhaus in der Mainberger Straße ist von der geplanten Erhöhung im übrigen zunächst ausgenommen. Um die Auslastung dort zu steigern, soll an dem 1-Euro-pro-Tag-Ticket festgehalten werden, was vor allem für Pendler interessant ist.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
Alternative für Deutschland
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Euro
FDP
Frank Firsching
Georg Wiederer
Georg-Wichtermann-Platz
Klaus Rehberger
Kunsthalle Schweinfurt
Museum Georg Schäfer
Parkgebühren
Parkhäuser
Parkplätze und ruhender Verkehr
Pendler
Schweinfurt Umwelt
Stadt Schweinfurt
Theater Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mw.wehner@t-online.de
    Schweinfurt beerdigt sich mit solchen Maßnahmen immer mehr. Amen!
    Ich kann jeden Einzelhändler verstehen, der sich aus SW zurückziehen wird. ÖPNV vielleicht in der Stadt noch nutzbar. Aber was ist uns aus dem Landkreis SW? Wir sind auf den PKW angewiesen, da ÖPNV zu hohe Preise hat, zu wenige Fahrzeiten und zu wenige Haltestellen in der Stadt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wenn man die Geschäfte in der Innenstadt töten will, dann sollte man auch einen Plan für die Verwendung des Leerstandes haben. Gibt es den?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fritschdittelbrunn
    Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist in SW kein Halten oder Ausbauen der Kundenfrequenzen für die Innenstadt erreichbar. Ich befürchte, dass die Stadt an Attraktivität verlieren würde, und angehängt werden würde, sollte es den Autofahrern unattraktiv gemacht werden. Die Stadt sollte nicht ökonomischen Selbstmord anstreben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dohpt
    Wenn die Innenstadtgeschäfte von Schweinfurt überleben wollen, sollten sie die Parkgebühren bei Kauf von Waren übernehmen. Ich werde noch mehr online bestellen und die Innenstadt künftig meiden. Auf keinen Fall zahle ich € 2,00/Stunde. Aus diesem Grund habe ich auch Würzburg als Einkaufsstadt in den letzten Jahren vermieden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hartwig.schweinfurt@arcor.de
    Auto raus - Innenstadt tot - ein weiterer Sargnagel für die Innenstadt. Da braucht es keine teuren Beratungssunternehmen mehr
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Chapi
    Dann lieber weiterhin das Auto an der Wehranlage oder am Sennfelder Bahnhof abstellen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wwietschorke@freenet.de
    An sonsten meide ich Schweinfurt, ich bin in der glücklichen Lage alle sonstigen Geschäfte in der Nähe meines Wohnortes zu haben! Dort sind genügend Parkplätze und ich brauche mich auch nicht mit Tempo 30, weiter rechts vor links, herum zu schlagen. Ich kenne Schweinfurt seid 1960, Sommer wie Winter, es hat in all den Jahren nichts dazu gelernt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wwietschorke@freenet.de
    Mich betrifft die Erhöhung nur, wenn ich zu einem Facharzt nach Schweinfurt muß, da bekomme ich immer schwitzende Hände, denn meißt läuft die Parkuhr ab, wenn mann zum Arzt ins Sprechzimmer gerufen w
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Man kommt doch schon aus dem etwas weiter entfernten Landkreisgemeinden kaum mit dem öpnv nach Schweinfurt bzw. wieder zurück. Ganz abgesehen von den Preisen wenn man mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern fahren möchte.

    Allerdings tangiert mich die Erhöhung kaum, seit der Pandemie wird 90 Prozent online bestellt. Günstigere Preise, mehr Auswahl und bessere Beratung Dank Google.

    Schätze mal durch die Erhöhung der Parkgebühren wird ein weiterer Sargnagel eingeschlagen was die Zukunft der Innenstadt betrifft. Mal schauen welche der jeweils 20 Backshops, Handyläden und Dönerbuden zuerst schließt.

    Zum Thema Parkhaus an der Mainberger Straße: dieser Bau ist einfach nur lächerlich an dieser Stelle. Das würde aber schon oft angesprochen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten