Das freie Nachschlagewerk Wikipedia nennt als Beispiele für erfolgreiche Stadtsanierungen Berlin sowie Bremen und das Schweinfurter Modell, zu dem es heißt: „Die Altstadtsanierung nach dem Schweinfurter Modell findet bundesweit Nachahmer. Die Stadt Schweinfurt kauft seit den 1980er-Jahren in Altstadt-Sanierungsgebieten die hoffnungslosen Fälle, macht diese durch Grundstücksordnung, Abrisse von Nebengebäuden, Grund- oder Teilsanierungen und geprüften Nutzungsvorschlägen attraktiv und sorgt für ein überschaubares Risiko beim Kauf.“
Das Nötigste wird gerichtet
An solch prominenter Stelle genannt zu werden, freut Richard Riegler, Karin Fuchs und Hans Hatos von der Sanierungsstelle im Rathaus sowie den städtischen Baureferenten Ralf Brettin, mit denen die Redaktion über die laufenden und in nächster Zeit anstehenden Sanierungsprojekte sprach. Brettin: „Wir beseitigen abschreckende Zustände, richten das Nötigste wie Dächer und Fassaden und schauen nach der Statik. Dass wir dies so konsequent durchziehen können, haben wir dem Engagement der Mitarbeiter zu verdanken.“
Bereits verkauft
Den Bericht über Verkäufe in jüngster Zeit beginnt Richard Riegler mit der Burggasse 17 im Zürch. Nach jahrelanger Suche ist für das große und äußerlich heruntergekommene Objekt ein Käufer gefunden, der das historische Gebäude saniert und die Fassaden richtet. Entstehen werden mehrere Wohnungen. Bereits gebaut wird in der Krummen Gasse 36. Das Anwesen reicht bis zum Oberen Wall. In der Hellersgasse 1 werden vor dem Durchgang zum Marktplatz die Garagen abgerissen. Durch die Neuordnung der Grundstücke schuf die Sanierungsstelle ein Baugrundstück für ein Einfamilienhaus.
Am Kornmarkt 22 läuft die Modernisierung. Nach Umwandlung der alten Ladenfläche im Erdgeschoss entstehen drei Wohneinheiten. Vier Wohnungen zeigt die Planung für das Haus An den Schanzen 5. Gerichtet sind die Außenfassaden der Häuser 22 und 24 Am Zeughaus. Abgeschlossen ist die Sanierung der Bauerngasse 77.
Käufer gesucht
Vorbereitet sind die Verkäufe der Bauerngasse 18 (Wohn- und Geschäftshaus) und der Neuen Gasse 15 (Wohnen an der sanierten Stadtmauer). Noch zu haben sind der Kornmarkt 4 (großes Anwesen mit Innenhof, einstmals Familie von Münster), die Bauerngasse 105, 107, 109 und 111. Weil baufällig, wurde das Haus 105 abgerissen. Der noch intakte Gewölbekeller blieb erhalten. Weit besser ist die Bausubstanz der anderen drei Häuser. Sicherungsmaßnahmen wird die Stadt noch durchführen. Auf den Grundstücken lassen sich sowohl ein großes als auch mehrere kleine Projekte realisieren.
Mit der Entwicklung rund um das Zeughaus sind die Stadtsanierer zufrieden. Mit dem Gestalten des Platzes habe man mehrere private Eigentümer für das Sanieren ihrer Immobilien gewinnen können, sagt der Baureferent, der zudem auf eine Belebung des gesamten Bereichs durch eine verstärkte Außengastronomie verweist.
Wohnungen statt Bordell
Selbst Bauherr ist die Stadt bei der Bauerngasse 40, ein Einfamilienhaus. Genutzt wird das staatliche Förderprogramm „Leerstand nutzen – Wohnraum schaffen“, das ausschließlich Gelder an Kommunen vergibt. Bereits bezugsfertig sind die fünf Wohnungen Am Oberen Wall 51. Mit dem Kauf des Hauses hatte die Stadt die Existenz des dortigen Bordells beendet. Dazu Brettin: „Mit der Stadtsanierung sollen auch die sozialen Strukturen verbessert werden.“
Für das Großprojekt „Kulturforum“ am Martin-Luther-Platz läuft der städtebauliche Wettbewerb, der Ideen für die Verbindung der Reichsvogtei mit dem Stadtschreiberhaus und dem Alten Gymnasium zu Papier bringen soll. Das Preisgericht tagt im Oktober.
Stadtmauer wird aufpoliert
Aktuell richtet die Stadt den Samtturm am Obertor her, wobei Stücke der Stadtmauer freigelegt wurden und jetzt ergänzt werden. Kurz vor Vollendung ist der Bewegungsgarten (für Senioren und Menschen mit Handicap) im Fichtelsgarten. Ebenfalls noch im Sommer wird das ehemalige Vogelschützerhaus an der Mainlände zur öffentlichen Toilette umgebaut.
Zu Oberndorf sagt Ralf Brettin. „Es geht voran.“ Der Stadtteil ist im neuen Städtebauförderprogramm aufgenommen, womit eine Bezuschussung von Sanierungsmaßnahmen gewährt ist. Mit einem dreigeschossigen Wohnriegel in der Oberndorfer Mitte wird eine Nahwärmeversorgung entstehen, an die Nachbargrundstücke wie der „Adler“ angeschlossen werden können. Für den früheren Gasthof gibt es wieder einmal einen Interessenten.
Am Schluss des Gespräches ist es Richard Riegler ein Anliegen, allen zu danken, die sich bei der Altstadtsanierung einbringen, wie etwa dem Eigentümer, der das Anwesen Am Zeughaus 15 prächtig hergerichtet habe, oder dem Rotary Club Schweinfurt-Peterstirn, der mit Unterstützung der Stadt den Schindturmüber dem Höllental erneuert hat.