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SCHWEINFURT
3,5 Millionen hat die Zeughaus-Sanierung gekostet, am 11. Februar wird es eingeweiht
Aus dem ehemaligen Zeitungshaus wird das „Haus der Familie“, rund 3,5 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet.
Nostalgie: Kurz vor dem Auszug 2009 veranstalteten „alte“ Drucker und Setzer noch eine Setz- und Druckwerkstatt im Zeughaus.
Foto: Hannes Helferich | Nostalgie: Kurz vor dem Auszug 2009 veranstalteten „alte“ Drucker und Setzer noch eine Setz- und Druckwerkstatt im Zeughaus.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 06.02.2015 18:31 Uhr

Im Mai 2013 hat die Generalsanierung in und am Zeughaus begonnen. Am Mittwoch, 11. Februar wird das historische Gebäude als künftiges „Haus der Familie“ seiner neuen Bestimmung übergeben. Die Stadt meldet eine Investitionssumme von rund 3,5 Millionen Euro.


In dem von 1589 bis 1591 erbauten Haus kommen das früher im Rückert-Bau und zuletzt übergangsweise in der Alten Reichsvogtei angesiedelte Fiz (Familien im Zentrum) der Kommunalen Jugendarbeit, die koordinierende Kinderschutzstelle, Fachstelle für Elternbildung, Tagespflege und Familienstützpunkte sowie als vierte, rein städtische Einrichtung die Koordinierungsstelle Haus der kleinen Forscher unter. Letztere waren bisher im Rathaus stationiert. Die mit vier Psychologen, fünf Sozialpädagogen plus Verwaltungskräften zahlenmäßig größte „Abteilung“ ist die gemeinsame Erziehungsberatungsstelle von Stadt und Landkreis Schweinfurt. Sie war bis zum Verkauf im SPD-Haus an der Ecke Kornmarkt/Neue Gasse angesiedelt.

Der Rat der damals noch Freien Reichsstadt benötigte Ende des 16. Jahrhunderts ein Waffenarsenal. Bürgermeister Kremer und seine Räte sahen das Gelände der ehemaligen Roßmühle als geeignet an. 1591 wurde der „Verwahrort für Geschütze und Munition“ nach drei Jahren Bauzeit übergeben. Später war das Zeughaus Lager, unter anderem für Getreide.

Der nachgotische Treppenturm des Renaissance-Bauwerks zeigt in Höhe des ersten Obergeschosses den kaiserlichen Doppeladler mit dem vereinfachten Wappen Kaiser Rudolfs II. (1576-1612) als Herzschild. Als man das Haus 1938 zur Druckerei umgebaut wurde, stießen Bauarbeiter in einem neu geschaffenen Keller in der Mitte des Zeughauses auf einen Mahlgang. Es waren Teile der Grundmauern der Roßmühle, die das Stadtverderben von 1554 nicht überstanden hatte. Die Roßmühle hatte einst den Zweck, die Versorgung der Stadt mit Mehl zu sichern, wenn die Main-Mühle wegen Hochwasser oder Belagerung ausgefallen war.

Die Mauer an der Westseite weist die beachtliche Stärke von 1,10 Metern auf. Die Kanonenkugeln am Giebel sind aber nicht, wie mit einem Augenzwinkern erzählt wird, bei Angriffen der Schweden auf die Stadt 1647 im Gemäuer stecken geblieben. Sie sind nachträglich eingemauert worden. Beschossen worden war die Stadt schon: Diese Kugeln waren aber am Mauerwerk abgeprallt.

Das Zeughaus und seine Umgebung sind viel beschrieben. „Keine Fabriksirene, keine Autohupe weckt die Anwohner“, schrieb etwa Heimatforscher und Buchautor Hubert Gutermann 1927 über das Revier Zeughaus, das damals einer ländlichen Idylle glich. Die Bauerngasse, der nicht ferne Roßmarkt zeugen noch heute davon.

Der Schweinfurter Kaufmann Wilhelm Sattler war viele Jahre Besitzer des Zeughauses und hatte die beiden Anbauten im Norden und Westen um das Jahr 1820 als damals neuer Eigentümer errichten lassen. Beide Anbauten wurden im Zuge der Neugestaltung abgerissen.

Am 16. September 1935 erwarb der damalige Verleger des Schweinfurter Tagblatts, der 1954 verstorbene Hans Helferich, das Schweinfurter Zeughaus von der Firma Sattler. Zu jenem Zeitpunkt hatten zahlreiche Mieter vor ihm das Zeughaus genutzt – unter anderem ein Fahrrad-Händler und ein Automechaniker.

Nach deren Auszug im Herbst 1938 begannen die Umbauten zum Druckerei- und Zeitungshaus. Ein ursprünglich nicht zum Gebäude gehörender, auch von Sattler gebauter Schornstein, wurde abgebrochen. Am 8. Oktober 1940 wurde das Zeughaus offizieller Sitz des Schweinfurter Tagblattes. Am 1. Oktober 1949 kam das Tagblatt, das im März 1943 auf Geheiß der Nazis sein Erscheinen einstellen musste, schon in Kooperation mit dem Würzburger Mainpresse-Verlag zurück auf den Markt.

Bis 2009 war die Zeitungsgruppe Main-Post mit Anzeigenabteilung, Vertrieb und der Redaktion für Tagblatt und Volkszeitung Mieter im Zeughaus, das die Kinder nach dem Tod ihres Vaters, dem langjährigen Verlagsleiter Heinz Helferich, 2003 an die Stadt verkauften.

Die feierliche Einweihung und Übergabe zum „Haus der Familie“ findet am Mittwoch, 11. Februar statt. Hauptredner ist Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Grußworte sprechen Vertreter der Zuschussgeber von der Regierung von Unterfranken und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Segnung nehmen die Dekane Oliver Bruckmann (evangelisch) und Stefan Redelberger (katholisch) vor.

 
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