
Der Radlader steht schon bereit, ebenso Absperrgitter und weiteres Baumaterial. Alles deutet seit Tagen darauf hin, dass das Gebäude der ehemaligen Hauptschule in Unterspiesheim zeitnah abgerissen wird.
Bürgermeister Horst Herbert (CSU) bestätigt auf Anfrage die bevorstehenden Arbeiten. Die Baufirma werde ab dem 14. Oktober mit dem Abbruch des rund 60 Jahre alten Gebäudes beginnen. Kurz nach einem entsprechenden Ratsbeschluss Mitte September habe die Gemeinde dem Unternehmen den Auftrag erteilt.
Das Ende des Hauptschulgebäudes rückt näher
Damit nähert sich das Lebensende des Schulhauses, das seit dem Auszug der International School Mainfranken (ISM) im Jahr 2016 ohnehin leersteht. Zuvor hatte die ISM, nach dem Ende der Nutzung als Hauptschule, das Gebäude noch sechs Jahre angemietet.
Mit dem Abriss sind auch die letzten Überlegungen für eine Weiternutzung als Grundschule, nach einer Sanierung und Erweiterung, hinfällig. Nachdem im Juni der Gemeinderat aus Kostengründen die Neubau-Planungen vorerst gestoppt hatte, wurde als Alternative vorgeschlagen, die Renovierung des Altbaus zu prüfen.
Über den Sommer hinweg untersuchte das Architekturbüro Paptistella den Bestand und kam zu der Einschätzung, dass eine Sanierung, auch wegen diverser Schäden im Gebäude, aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen sei. Eine finale Summe wurde in dem Bericht jedoch nicht genannt.
Zum gleichen Ergebnis war laut Herbert ein anderer Architekt schon vor Jahren gekommen. Auf Basis dieses aktuellen Gutachtens hatte der Rat schließlich den Abriss einstimmig befürwortet. Darauf weist er ausdrücklich hin.
Informelles Treffen zum Thema "Serielles Sanieren"
Trotzdem gab es zuletzt im Hintergrund einen Versuch, die Sanierung des Altbaus nochmals zu thematisieren. Matthias Blattner, der einen Zimmerei- und Holzausbaubetrieb in Unterspiesheim führt, hatte auf Initiative von Nicole Theil, eine der Organisatorinnen der Demonstration pro Schulneubau, bei einem Runden Tisch die Idee des "Seriellen Sanierens" vorgestellt.
An dem nichtöffentlichen Treffen am 23. September nahmen neben den beiden Genannten alle Bürgermeister, mehrere Gemeinderäte und der Inhaber eines Ingenieurbüros mit Energieberatung teil. Auf Anfrage bestätigen Theil, Blattner und Herbert diese Zusammenkunft.
Die Grundidee des seriellen Sanierens ist nach Ansicht des Fachmanns, ältere Gebäude mittels großformatigen Holzbauwänden effizient zu dämmen. Dieses Verfahren kommt laut Blattner immer öfter bei Altbauten und sogar denkmalgeschützten Gebäuden zum Einsatz. Voraussetzung sei ein "gesunder Betonkern".
Das ist nach seiner Meinung beim Hauptschulgebäude gegeben. Es verfüge über eine gut verwertbare Rohbaukonstruktion. Die in der Untersuchung vom Architekturbüro genannten Wasser-, Schimmel- und Brandschäden nennt er weniger gravierend: Diese könnte man leicht beheben, glaubt er nach einer Besichtigung.
Auch der anwesende Diplom-Ingenieur ist nach übereinstimmenden Aussagen von Blattner und Theil zu dieser Einschätzung gelangt. "Für mich sieht das nicht so schlecht aus", meint außerdem Christian Rödemer auf Nachfrage. Der Bauingenieur und Statiker aus Geldersheim nahm zwar nicht am Treffen teil, dafür an der Gebäudebegehung. Er habe vor Sanierungen oft schlechtere Bauten gesehen.
Vorschlag eines Unternehmers überzeugte nicht
Die Ideen hätten die Teilnehmenden jedoch nicht überzeugt, bilanziert Theil abschließend. Bei dem Treffen hatte Bürgermeister Herbert auf einige Probleme hingewiesen, die sich aus einer Sanierung ergeben würden.
Einerseits gebe es keine Kostenschätzung für die Sanierung, zudem Förderungen der Regierung nur, wenn diese wirtschaftlicher als ein Neubau sei. Und der Abbruchauftrag sei bereits vergeben. Die Arbeiten müssten nun zügig beginnen, bevor erneut die Fledermäuse einziehen.
Aus diesem Grund musste im Vorjahr der anberaumte Abriss verschoben werden. Im Mai wurden dann die Vorarbeiten unterbrochen, weil die Gemeinde wegen des vorläufigen Neubau-Planungsstopps zunächst das weitere Vorgehen klären wollte.
Für Herbert ist jetzt "der Prozess nicht mehr zu stoppen", wie er im Nachgang erklärt. Sollte man es dennoch tun und sich für eine Sanierung entscheiden, wären die Konsequenzen groß und womöglich teuer für die Gemeinde.
Alle Planungsaufträge müssten aufgehoben und ein neues Vergabeverfahren eingeleitet werden. Obendrein drohten Abstands- oder Schadensersatzzahlungen an bereits beauftragte Firmen. Zudem würden die Planungen wieder bei "Null" anfangen. Mindestens ein Jahr wäre dadurch verloren.
Ohnehin ist für den Bürgermeister fraglich, ob das ausgearbeitete Schulkonzept auf den Altbau übertragbar wäre. Die Schulleitung hatte das ihm gegenüber bezweifelt. Das sieht die Rektorin Michaela Kirchner allerdings nicht so, die nach Rücksprache feststellt: Das Konzept könne man überall umsetzen und die Schule wäre auch bereit, Abstriche zu machen.
Jetzt ist es zu spät für eine Sanierung
Warum aber kommt der Holzausbauunternehmer erst jetzt mit dem Sanierungsvorschlag um die Ecke? Nein, sagt Matthias Blattner dazu; er hatte angeblich schon vor Monaten und mehrmals versucht, der Gemeinde diese Idee vorzustellen, allerdings erfolglos.
Zu einem Treffen kam es erst jetzt bei dem Runden Tisch am 23. September. Damit konfrontiert, stellt Bürgermeister Herbert fest, dass er die Informationsunterlagen des Unternehmers erst zwei Wochen zuvor erhalten hatte. An konkrete Gesprächsanfragen kann er sich nicht erinnern.
So bleibt die Erkenntnis, dass es jetzt zu spät dafür ist. Das ist aus den Aussagen Herberts und Blattner herauszuhören. Die Initiatorin des Treffens, Nicole Theil, sieht dies ebenfalls so und bedauert, dass man auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen sei. Sie spricht von einer verpassten Chance.
Selbst bei einer Kehrtwende wäre die Zeit knapp geworden: Ein entsprechendes Förderprogramm läuft laut Blattner zum Jahresende aus. Das alte Schulgebäude wird dann schon nicht mehr stehen. Nach sechs Wochen soll der rund 500.000 Euro teure Abriss beendet sein.
Demnächst wollen Gemeinderat und Bürgermeister sich auf die Suche nach einer Lösung für einen wie auch immer gearteten Neubau für die Grundschule begeben. Bis Weihnachten, hofft Herbert, wolle man klarer sehen, ob und wie man die vorhandenen Gelder auf verschiedene Projekte im nächsten Haushalt verteilen kann.