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Kolitzheim
Trotz Millionen-Einsparungen ist keine Lösung für einen Schulneubau in Unterspiesheim in Sicht
Ob eine neue Grundschule gebaut wird, bleibt nach der Ratssitzung weiter offen. Fest steht nur: Eine Sanierung der früheren Hauptschule kommt nicht infrage.
Abgelehnt hat der Gemeinderat eine Sanierung der früheren Hauptschule in Unterspiesheim für die spätere Nutzung als Grundschule. Diese Option hatten die Planer zuvor auf die Machbarkeit untersucht, aber nicht empfohlen. Aus diesem Grund waren die vorbereitenden Arbeiten für den Abriss (im Bild) vor den Sommerferien gestoppt worden.
Foto: Michael Mößlein (Archivfoto) | Abgelehnt hat der Gemeinderat eine Sanierung der früheren Hauptschule in Unterspiesheim für die spätere Nutzung als Grundschule. Diese Option hatten die Planer zuvor auf die Machbarkeit untersucht, aber nicht empfohlen.
Erhard Scholl
 |  aktualisiert: 16.09.2024 02:34 Uhr

Es war eine außergewöhnliche Sitzung des Gemeinderates am Dienstag. Kurz vor Beginn hatte es eine Demonstration direkt am Rathaus gegeben, wo die Fortführungen der Planungen für einen Neubau der Grundschule gefordert wurden. Jene hatte das Gremium im Juni aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt. Nicht wenige der Teilnehmenden kamen nach der Veranstaltung in den Sitzungssaal, wo die Ratsmitglieder über das weitere Vorgehen beraten wollten. Der Abend sollte zwei grundlegende Entscheidungen mit sich bringen.

Einerseits, ob eine Sanierung der ehemaligen Hauptschule in Unterspiesheim eine kostengünstigere Option für die Grundschule ist oder das alte Gebäude, wie eigentlich angedacht, abgerissen wird; und zweitens, ob die Planer deutliche Einsparungen bei dem aktuell zu teuren Neubau finden können. Als Zielmarke für eine Realisierung hatte Bürgermeister Horst Herbert kürzlich in einem Gespräch mit dieser Redaktion 15 Millionen Euro gefordert.

Planer empfehlen keine Sanierung der früheren Hauptschule

Stefan Paptistella, der Chef des gleichnamigen Architekturbüros, und Bastian Gärber stellten die Machbarkeitsstudie zur Weiternutzung des bestehenden Hauptschulgebäudes mit Sanierung und einem Teilneubau für die neue Grundschule mit offener Ganztagsschule vor. Das Ergebnis ihrer Prüfungen: Aus wirtschaftlicher Sicht sei diese Option nicht zu empfehlen.

Als Gründe gaben sie die statischen Maßnahmen an der Fassade, notwendige Ertüchtigung der Brückendecken, Schimmelbefall an verschiedenen Stellen, Durchfeuchtung des Estrichs an manchen Stellen, notwendige Veränderungen der Türhöhen, PCB-haltiges Fugenmaterial, das entfernt werden müsste, sowie die Herstellung der Barrierefreiheit an.

Volle Zuhörerreihen im Rathaus: Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demonstration besuchten auch die anschließende Gemeinderatssitzung.
Foto: Erhard Scholl | Volle Zuhörerreihen im Rathaus: Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Demonstration besuchten auch die anschließende Gemeinderatssitzung.

Darüber hinaus besteht ihrer Ansicht nach das Risiko, dass die Regierung aufgrund ihrer Überprüfung der Wirtschaftlichkeit der Weiternutzung des vorhandenen Gebäudes einen Neubau empfiehlt und daher die Sanierung nicht bezuschussen würde. Bürgermeister Horst Herbert stellte dazu fest, dass dieses Ergebnis "nicht überraschend" sei. Die Entscheidung des Rates, den Abbruch der alten Schule in Auftrag zu geben, war einstimmig. Dieser soll zeitnah erfolgen.

Einsparungen von mehr als sechs Millionen Euro möglich

Nach der Vorstellung der Haushaltsplanung stellten die Vertreter des Architekturbüros verschiedene Planungsvarianten und Alternativen zur Kostenreduzierung vor. Die Kostenschätzung vom August 2023 lag bei rund 19,4 Millionen. Durch die Planungsvertiefung und die gewünschten Standards ergab sich im Mai ein Kostenvoranschlag von 22,5 Millionen Euro, der dem Gemeinderat damals vorgestellt wurde. In jener Sitzung wurde auch mitgeteilt, dass maximal zehn Millionen an Kosten für die Schule finanzierbar seien. Das führte zu dem vorläufigen Planungsstopp. 

Im Anschluss daran wurde das Architekturbüro beauftragt, auf Grundlage der bisherigen Planungen nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Das Ergebnis wurde jetzt bekannt: Man könnte die Kosten auf 17,3 Millionen Euro reduzieren.

Zusätzlich sollte Paptistella die kostengünstigste Lösung finden, unabhängig von den bisherigen Planungen. Durch die Reduzierung der Grundfläche sowie der Kosten für die Haustechnik errechnete das Büro eine Bausumme von 15,8 Millionen Euro. Nach den aktuellen Fördersätzen wären 7,1 Millionen an Fördermittel zu erwarten. Die Gemeinde hätte – Stand jetzt – demnach 8,7 Millionen Euro zu tragen. 

Gemeinde kann nicht mit mehr Einnahmen rechnen

Unabhängig von diesen Berechnungen wurde in der Diskussion am Dienstag nach Möglichkeiten gesucht, diese Kosten aufzubringen. Aufgrund der Vorstellung der Finanzplanung für die Jahre bis 2028 hatten die Gemeinderäte die finanziellen Verpflichtungen der Gemeinde vor Augen, aber auch die Projekte, die geplant sind. Man war sich einig, dass man durch die finanzielle Belastung wegen des Schulhausneubaus nicht alle Projekte für die Zukunft blockieren wolle.

Der Verkauf von Grundstücken und Immobilien der Gemeinde lasse auch keine größeren Einnahmen erwarten. Problematisch wurde die Erhöhung des Satzes für die Grundsteuer angesehen.

Michael Ortner beantragte, den Planungsstopp nicht zu vollziehen. Zu viele Fragen seien offen, als dass man sich endgültig von den bisherigen Überlegungen zur Schulhausplanung verabschieden sollte. Dieser Antrag wurde mit 10:10 Stimmen abgelehnt. Damit ist der aktuell gültige Planungsstopp weiterhin nur vorläufig anzusehen, nicht final.

Ebenso abgelehnt wurde ein Antrag von Bürgermeister Horst Herbert, von den bisherigen Überlegungen zur Schulhausplanung Abstand zu nehmen und grundsätzlich neu zu überlegen, wie man das Projekt Grundschule im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde realisieren könne.

Wie es jetzt weitergehen soll, blieb in der Ratssitzung unbeantwortet. Der Bürgermeister meinte dazu abschließend lediglich: "Wir haben jetzt ein Problem".

 
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  • Matthias Braun
    Die Gemeinde scheint aktuell finanziell nicht in der Lage zu sein ein Schulbauprojekt zu stemmen. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, wären dann auch weitere wichtige Projekte nicht umsetzbar. Ich denke es würde hilfreich sein einmal eine Auflistung/Planung der wichtigen Projekte in der Gemeinde Kolitzheim in den kommenden Jahren mit Kostenabschätzung und einem Finanzbericht (Haushalt, Rücklagen usw.) in der MP oder im Gemeindeblatt zu veröffentlichen. Dann kann sich jeder Bürger ein Bild über die Situation machen. Möglicherweise wird in dieser Auflistung sichtbar, dass ein Schulbau finanziell gar nicht möglich ist ohne größere Neuverschuldungen. Eine Gemeinde muss immer einen ganzheitlichen Blick über alle zukünftigen Projekte und Maßnahmen im Blick behalten. Die Sichtweise der Demonstranten + Organisatoren ist hier evtl. nicht weitreichend genug. Viele Grüße Matthias Braun
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  • Karl Weikert
    Bitte ergänzen Sie ein Quelle zu Ihren Angaben, damit auch andere Leserinnen und Leser nachvollziehen können, woher Sie die Daten haben. Vielen Dank!
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  • Karl Weikert
    Oder liegen die finanziellen Schwierigkeiten vielleicht auch darin begründet, dass die Gemeinde (trotz gegenteiliger Empfehlung der LRA) während der Niedrigzinsphase einen Großteil ihrer Rücklagen, in Höhe von knapp 10 Mio€ in Anleihen (Laufzeiten bis 2032) zu durchschnittlich 1% Verzinsing bei der VR MainBank eG anlegte?

    Dass der BGM Herr Herbert bis zum August 2024 eben jener Bank als Aufsichtsratsvorsitzender vorstand ist natürlich ein nur eine Randerscheinung des Ganzen.

    Jeder sollte sich selbst sein Bild hierüber machen, jedoch habe ich persönlich mit Spekulationen mit Steuergeldern ein Problem.
    Und wenn unsere wichtigstes Gut, nämlich die Kinder alles 8 Gemeindeteile darunter leiden, umso dramatischer.

    (https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/aufsichtsratsvorsitzender-horst-herbert-verabschiedet-art-11591132)
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  • Karl Weikert
    „ Als Zielmarke für eine Realisierung hatte Bürgermeister Horst Herbert kürzlich in einem Gespräch mit dieser Redaktion 15 Millionen Euro gefordert.“
    +
    „ In jener Sitzung wurde auch mitgeteilt, dass maximal zehn Millionen an Kosten für die Schule finanzierbar seien.“ (wurde so sogar im der GR Sitzung am 14.05.2024, also vor knapp 3 Monaten bestätigt)

    Jetzt konnten die Kosten sogar unter dem Zielbetrag gesenkt werden:
    „ Die Gemeinde hätte – Stand jetzt – demnach 8,7 Millionen Euro zu tragen. “

    Wo liegt also das Problem der Gemeinde?

    Eine rationale Erklärung gibt es hierfür nicht mehr, wenn das Kostenziel aus Mai 2024 im September 2024 bestätigt werden kann und dennoch weiter blockiert wird.

    Oder verfolgt der BGM eine Hidden-Agenda, da er sich durch den Bürgerentscheid in seinem Ego gekränkt fühlt?

    Fragen über Fragen die vom Herrn BGM und dem Gemeinderat auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden.
    Glückwunsch an das Gremium!

    Mit freundlichen Grüßen
    Sebastian Weikert
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