
Der geplante Neubau der Grundschule ist erneut zu einem hochsensiblen Thema in Kolitzheim geworden. Nach den teils emotional geführten Diskussionen im Vorfeld des Bürgerentscheids 2023, bei dem die Mehrheit sich gegen Herlheim und für Unterspiesheim als Standort aussprach, war zunächst Ruhe in der Sache eingekehrt.
Weil aber einige Bürgerinnen und Bürger befürchten, dass der Bau womöglich komplett scheitern könnte, gab es im Juli eine Informationsveranstaltung eines "Bündnis Bildung" von Privatleuten. Kürzlich wurde dann sogar eine Großdemonstration pro Schulneubau für den ersten Schultag am 10. September vor dem Rathaus angekündigt.
Ausgangspunkt dafür waren die vom Gemeinderat im Mai vorläufig auf Eis gelegten Planungen, nachdem die Kostenschätzungen auf bis zu 26 Millionen Euro angewachsen waren. Zwar landeten die beauftragten Planer nach einer ersten Kürzungsrunde bei rund 22,5 Millionen Euro. Doch selbst diese Summe halten Gemeinderat und Bürgermeister für nicht finanzierbar.
Bürgermeister nicht über Demonstration informiert
Deshalb wurden die dafür eigentlich eingeplanten Gelder vorerst aus dem Haushalt gestrichen. Der Tenor in der Sitzung Anfang Juni lautete: Erst sollen weitere Überlegungen zum Projekt angestellt werden und nach zusätzlichen Einsparmöglichkeiten gesucht werden, bevor der Rat über das weitere Vorgehen entscheidet.
Wie aber sieht Bürgermeister Horst Herbert (CSU) die aktuelle Situation? Angesprochen auf die Demonstration, die unter dem Motto stehen soll "Schluss mit Warten, der Schulbau muss starten", teilte er mit, dass er dazu bislang keine offiziellen Informationen erhalten habe. Mit ihm sei nichts abgesprochen, so Herbert.
Er kenne nur den Bericht dieser Redaktion, deshalb könne er weder inhaltlich noch terminlich dazu etwas sagen. Die Veranstaltung am 10. September ist seiner Kenntnis nach zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angemeldet. Etwas verwundert zeigt er sich darüber, dass die Organisatoren zwar den Dialog suchten, dann aber die Gemeinde als letztes darüber informierten. "Das ist schon sehr kurios."
Ob er der Demo vor dem Rathaus, geplant ab 18.30 Uhr, beiwohnen wird, könne er noch nicht sagen. Sein persönlicher Zeitrahmen ist an diesem Abend eng getaktet. Bereits eine Stunde später beginnt eine Ratssitzung, in der es schwerpunktmäßig genau um dieses Thema und die eine Frage gehen wird: Wie geht es mit den vorläufig gestoppten Planungen des Schulneubaus nun weiter?
Planungsbüro brütet gerade über mehreren "Hausaufgaben"
Es sind an diesem Abend nicht nur ausgiebige Diskussionen zu erwarten, sondern auch einige Neuigkeiten. Zumindest erhofft sich dies Horst Herbert. Denn vor den Sommerferien hat er dem Architekturbüro Paptistella eine Liste mit "Hausaufgaben" gegeben, die sie bis zur nächsten Sitzung abarbeiten sollen. Vor wenigen Tagen hatte der Bürgermeister ein erstes Gespräch mit den Planern, aber "es gibt noch keine Zwischenergebnisse".
Die Planer brüten derzeit intensiv über zwei grundsätzlichen, aber alles entscheidenden Aufgaben: Einerseits sollen sie Einsparmöglichkeiten prüfen. "Das ist schwierig", weiß auch Herbert. Schließlich habe auch die Schulleitung gewisse Vorstellungen und ein Schulkonzept.

Die Kosten müssten aus seiner Sicht jedenfalls deutlich gesenkt werden, um einen Neubau finanzieren zu können. Dabei geht es um nicht wenige Millionen. Als Zielmarke sieht er eine Gesamtsumme, die eher an die 15 Millionen Euro herangehen muss.
Das wäre rund ein Drittel weniger als die bislang geschätzten Kosten, worin schon erste Kürzungen eingepreist sind. Gleichzeitig gibt Herbert zu bedenken, dass die Planer bis zum Baubeginn von zusätzlichen Kosten von bis zu fünf Prozent jährlich ausgehen.
Kann die frühere Hauptschule doch saniert werden?
Aus diesem Grund prüft das Architekturbüro derzeit eine zweite Option: Inwieweit kann die frühere Hauptschule in Unterspiesheim vielleicht doch für die Grundschule genutzt werden. "Das wird die wichtigste Entscheidung am 10. September sein und hat Priorität", betont der Bürgermeister im Gespräch.
Diesen Vorschlag hatte bereits Gemeinderat Berthold Pfaff in der Juni-Sitzung vorgebracht. Herbert hatte damals jedoch mit einem früheren Gutachten argumentiert, das zu dem Schluss gekommen war, dass eine Renovierung zu teuer käme und wirtschaftlich keinen Sinn mache. Auf eine entsprechende Nachfrage dieser Redaktion bereits Ende Mai hatte der Bürgermeister bekräftigt, die alte Hauptschule müsse auf jeden Fall abgerissen werden.
Jetzt landet diese Idee noch einmal auf den Tisch. Zumindest sollen die aktuellen Kosten ermittelt werden. Eigentlich war es schon beschlossene Sache, nach dem Abbruch des seit Jahren ungenutzten und mit Schadstoffen belasteten Gebäudes dort den Neubau der Grundschule zu errichten.

Im Mai begannen deshalb die ersten vorbereitenden Arbeiten für den Abriss. Diese Maßnahme, teilt Herbert jetzt mit, sei nach Absprache mit der beauftragten Baufirma bis zur Gemeinderatssitzung im September zunächst ausgesetzt worden.
Sollten die Planer tatsächlich zu dem Ergebnis kommen, dass die alte Hauptschule um einiges günstiger saniert werden kann als eine neue Grundschule zu bauen, dann könnte diese Variante womöglich zu einer Lösung werden. Die Entscheidung darüber muss dann der Gemeinderat treffen.
Herbert: "Wir brauchen eine Lösung, die finanzierbar ist"
"Wir alle wollen die schulische Situation, einschließlich offenen Ganztag verbessern", bekennt der Bürgermeister. Dies sei im Gemeinderat völlig unstrittig. Aber die große Frage lautet für ihn: Wie kann man das alles finanzieren? Er appelliert nochmals an alle: "Wir brauchen eine Lösung, die finanzierbar ist."
Er sieht dafür nur drei Möglichkeiten: erstens Einsparungen am geplanten Schulvorhaben, zweitens Streichungen bei anderen geplanten Maßnahmen in der Gemeinde oder drittens eine Verbesserung auf der Einnahmenseite. Herbert geht davon aus, dass es letztlich auf eine Kombination aus allen drei Optionen hinauslaufen werde.
Wobei, falls die Sanierung eine kostenseitige Option ist, bei über 200 Schülern das Gebäude ohnehin auch noch vergrößert werden müsste.
Wie auch immer, Neubau oder Altbau saniert, Hauptsache genug Platz zur Umsetzung des pädagogischen Konzepts und dem gemeinsamen Zusammenkommen der Schüler in einem Gebäude.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Weikert
Wenn ich mir das GR Protokoll vom 13.12.2022 anschaue (https://www.kolitzheim.de/m_433_dl) finde ich die 15 Mio schon einmal.
Und zwar als Kostenschätzung, welche im Dezember 2022 allerdings auch schon 2 Jahre alt, und schon nicht mehr aktuell war.
Rechnen wir also einfach einmal die in 2020 erstellte Kostenschätzung von 15 Mio. mit den laut Gemeinde zu planenden +5% Steigerungsrate pro Jahr auf 2025 hoch, kommen wir auf 19,1 Mio€ (siehe Ergebnis meines 1. Kommentars).
War es also schon seit 2020 bzw. 2022 bekannt, dass die Gemeinde sich die Schule so gar nicht leisten kann?
Es ist schade, dass solche Fragen von der Gemeinde nicht beantwortet werden. Das würde sicher zu mehr Verständnis über mögliche Hintergründe beitragen.
So bleibt, wie im Fränkischen gesagt wird, a Gschmäckle.
Die Darstellung
„Ausgangspunkt dafür waren die vom Gemeinderat im Mai vorläufig auf Eis gelegten Planungen, nachdem die Kostenschätzungen auf bis zu 26 Millionen Euro angewachsen waren.
Zwar landeten die beauftragten Planer nach einer ersten Kürzungsrunde bei rund 22,5 Millionen Euro.“
ist leider nicht korrekt.
Siehe GR Protokoll vom 14.05.24 (https://www.kolitzheim.de/m_910_dl). Hier wurden die 26 Mio von der vorherigen Finanzausschusssitzung eingangs erwähnt, diese basierten jedoch auch einer fehlerhaften Kalkulation zur Dachschräge und wurden am 14.05. von Paptistella auf 22,5 Mio korrigiert.
Hiervon sind anschließend noch die Kosteneinsparungen zu berechnen (-3,5 Mio.€), was bei maximaler Umsetzung dieser zu 19 Mio € führt.
Immer noch zu hoch, jedoch schon um einiges näher an der Vorgabe als in Ihrer Darstellung.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Weikert