1. Die Rhöner mögen Sandro Kirchner mehr als seine Partei
Es war schon immer so und es hat sich auch bei dieser Wahl nicht geändert: Die Rhöner mögen einfach ihren CSU-Kandidaten. So hat Sandro Kirchner bei den Gemeinden rund um den Kreuzberg Werte erreicht, von denen seine Partei nur träumen kann. 56 Prozent in Bischofsheim, 57 Prozent in Fladungen und gar 63,7 Prozent den Erststimmen in Sandberg gingen an den Premicher Kandidaten. In seiner Heimatgemeinde Burkardroth erreichte er "nur 60 Prozent". Auffällig dabei ist, dass der Innenstaatssekretär jeweils ein besseres Ergebnis erreichte als seine Partei bei den Zweitstimmen. Unter 50 Prozent lag Kirchner nur im "roten" Ostheim sowie in Sondheim und Willmars, wo die AfD besonders stark abschnitt.
2. Steffen Vogel mit weniger Stimmen als die CSU
Anders fiel da das Ergebnis seines Parteikollegen im benachbarten Wahlkreis Haßberge, Rhön-Grabfeld aus. Steffen Vogel kam in der Mehrzahl der Rhön-Grabfelder Gemeinden nicht über die 50 Prozent. Auch wenn er es in Aubstadt auf die Rekordmarke von fast 61 Prozent schaffte. Das erreichte der CSU-Bezirksvorsitzende nicht einmal in seinem Wohnort Theres, wo er 53,8 Prozent der Erststimmen erhielt. In fast allen Rhön-Grabfelder Gemeinden des Wahlkreises schnitt der CSU-Abgeordnete schlechter ab als seine Partei bei den Zweitstimmen. In Großbardorf war der Unterschied besonders krass. Hier wählten mehr als 62 Prozent die CSU, während ihr Direktkandidat auf "nur" 44,3 Prozent der Stimmen kam. Insgesamt erhielt Vogel aus Rhön-Grabfeld 45,4 Prozent der Erststimmen, die CSU 48,9 Prozent bei den Zweitstimmen.
3. Wo die AfD die meisten Stimmen erhielt
Mit besonderem Interesse wurden die Ergebnisse der AfD beobachtet, die sich auch im Landkreis als einer der Wahlgewinner fühlen darf. Unter zehn Prozent der Stimmen kam sie in keinem der Rhön-Grabfelder Orte bei dieser Wahl – und das, obwohl sich der Wahlkampf der Partei weitgehend auf die Plakatierung beschränkte. In manchen Wahllokalen hatte die AfD bei der Auszählung der Stimmen die Nase vorn und lag damit sogar vor der CSU. In der "Westlichen Außenstadt" von Bad Neustadt lag die AfD mit 34,3 Prozent der Gesamtstimmen knapp vor den Christsozialen mit 33,4 Prozent. Bei der Auszählung der Stimmen im Wahllokal Dorfgemeinschaftshaus Stetten erreichte die AfD einen Gesamtstimmenanteil von 46 Prozent und deklassierte sogar die CSU, die gerade mal 24 Prozent schaffte. Ihren höchsten Wert in Rhön-Grabfeld erreichte die AfD in Sondheim/Rhön mit 26,4 Prozent. In Willmars betrug der Stimmenanteil sogar 28,3 Prozent. Das ist nicht nur im Landkreis, sondern in ganz Unterfranken das Spitzenergebnis.
4. Der Helmerich-Effekt bringt Spitzenwerte für die Freien Wähler
Nicht nur auf Landesebene befinden sich die Freien Wähler im Aufschwung, besonders auch im Grabfeld durften sie sich bei dieser Landtagswahl über ihre Ergebnisse freuen. Dabei hat der Grund einen Namen: Frank Helmerich. Der Königshöfer Kandidat holte in seiner Heimatregion weitaus mehr Erststimmen für die Freien Wähler als die Partei an Zweitstimmen verzeichnen konnte. In Bad Königshofen erreichte er den Rekordwert von 34,5 Prozent, während seine Partei auf einen Zweitstimmenanteil von 11,8 Prozent kann. Hier übertraf er sogar den CSU-Direktkandidaten Steffen Vogel um 2,2 Prozentpunkte. Ansonsten lag der Stimmenanteil von Helmerich in den Grabfeldgemeinden jeweils über 20 Prozent. Dazu kommen 1.600 Listenstimmen aus dem benachbarten Stimmkreis Bad Kissingen. Ob das für den Einzug ins Landesparlament, quasi als Nachfolger von Gerald Pittner, reichen wird, muss sich noch zeigen.
5. Bär und Behr verwechselt?
Bei Verteilung der sogenannten Listenstimmen, also der personenbezogenen Zweitstimmen im Stimmkreis Bad Kissingen stand bei der CSU aus lokaler Sicht eigentlich nur das Abschneiden von Juliane Demar im Blickpunkt. Mit 4.160 Listenstimmen hier erreichte die CSU-Nachwuchshoffnung ein durchaus respektables Ergebnis. Nicht unbedingt war mit einem derartigen Abschneiden von Andrea Behr im Wahlkreis Bad Kissingen zu rechnen. Die Würzburger Kandidatin erreichte hier höchst beachtliche 2.903 Stimmen. Da sich diesen Erfolg zunächst niemand so recht erklären konnte, hieß es scherzhaft: "Vielleicht wurde sie ja mit Doro Bär verwechselt".
5. Heustreu zählt am längsten
278 Stimmbezirke waren am Sonntagabend bei der Landtagswahl im Stimmkreis Haßberge, Rhön-Grabfeld auszuzählen. Als nach einigen technischen Problemen die Ergebnisse nach einer guten Stunde Verspätung endlich auf der Homepage des Landratsamts einliefen, ging es eigentlich recht flott voran. Für Rhön-Grabfelder, die sich für beide Stimmkreise interessierten, schien es zwischendurch wahrscheinlich, dass Haßfurt die Auszählung eher abschließen würde als Bad Kissingen. Nachdem 277 Stimmbezirke ausgezählt waren, ging nichts mehr in Haßfurt. Der Stimmkreis, der fehlte, war der Briefwahlbezirk Heustreu. 592 Stimmen gab es auszuzählen. Irgendwann, nach 22 Uhr und weit nach allen anderen traf das Ergebnis dann doch ein. Woran es lag? Der Bürgermeister wusste es am Tag nach der Wahl nicht und seine Wahlsachbearbeiterin war wegen Nachbesprechungen nicht erreichbar.