Da muss man sich nichts vormachen. Warum sollten sie einem Lokalreporter, auch wenn der noch so oft fragt, auf die Nase binden, bei welchen politischen Themen es zuhause Streit gibt? Sofern das überhaupt der Fall ist, denn Josef und Juliane Demar hinterlassen beim Gespräch durchaus den Eindruck, dass sie eine harmonische Vater-Tochter-Beziehung pflegen. Beide sind schließlich Mitglied der CSU und verstehen sich in ihrem jeweiligen Sinne als konservativ. Und beide gehören dem Kreistag an, was nicht nur im Landkreis Rhön-Grabfeld eine Besonderheit darstellt. Auch im übrigen Lande muss man wohl lange suchen, bis man eine derartige Konstellation wiederfindet, wenn überhaupt.
Außerdem wird zu Hause eigentlich kaum über Politik gesprochen, wie Josef Demar mit einem Schmunzeln erklärt – Schon seiner Frau zuliebe nicht. Wobei die Kommunalpolitik ein gutes Stück des Lebens des 66-Jährigen geprägt hat. Von 1984 bis 1990 saß er zum ersten Mal im Kreistag, dann nach einer Pause ununterbrochen von 1996 an bis heute. Seit 1996 ist er auch Bürgermeister von Großbardorf, seit 2014 auch stellvertretender Landrat. Juliane Demar ist 27 Jahre alt, seit 2014 Kreisrätin und absolviert nach Ende ihres Jura-Studiums gerade ein Referendariat am Bad Neustädter Amtsgericht.
Klassische Voraussetzungen für eine Politik-Kariere
Eigentlich klassische Voraussetzungen für eine Politik-Kariere, denn die Juristen zählen im Land- wie im Bundestag zu den größten Berufsgruppen. Doch die junge Frau winkt ab. Sie habe Jura studiert, um das dann auch zu ihrem Beruf zu machen – in welcher Funktion, das lässt sie noch offen. Die Politik war für sie immer eine Nebenbeschäftigung und der Zeitaufwand keine Last. Ein politisches Amt sei aber nicht das oberste Ziel. Trotzdem bleibt ihr Engagement bemerkenswert. Manchen Söhnen oder Töchtern wird der Spaß an der Politik schon durch den häufigen Verzicht auf Papa oder Mama vergällt, weil die ständig unterwegs waren, als sie selbst noch klein waren. "Ich kenne das gar nicht anders. Ich war drei Jahre alt, als mein Vater zum Bürgermeister gewählt wurde."
Der Vater legt Wert darauf, dass er seine Tochter nicht dazu animiert hat, politisch aktiv zu werden. "Ich hab auch nie gesagt, geh zur CSU", betont er. Eher hat er sie gebremst, wie die junge Frau deutlich macht. Das war wohl eher aus väterlicher Sorge, den Josef Demar weiß nur zu genau, dass die Politik auch große Enttäuschungen bereithalten kann. In der Schule sollte sie erst das Abitur machen und dann ihr Studium beenden, bevor sie sich der Politik zuwendet. Doch so lange wollte Juliane Demar nicht warten, zu sehr hatte sie ein CSU-Parteitag-Erlebnis beeindruckt, als sie in der 11. Klasse war. Ein Mentoring-Programm mit Rhetorikseminar und Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung durch die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber taten ein Übriges. In ihrem Freundeskreis hätten das alle gut gefunden, sagt sie. Außerhalb habe es aber schon Gegenwind gegeben.
- Lesen Sie auch: Josef Demar wandert gerne in der Rhön
- Lesen Sie auch: Junge Politikerin im Gespräch mit Club 74
Für die Quote, weil manche Frauen zu leicht freiwillig zurückstehen
Obwohl Juliane Demar zu den Frauen zählen mag, die persönlich auf eine Frauenquote, wie sie beim letzten CSU-Parteitag im Oktober noch abgelehnt wurde, verzichten kann, tritt sie doch dafür ein. Weil es viele Frauen gebe, die bei Widerstand freiwillig zurückstehen, gibt sie zu bedenken. Ganz anders Josef Demar: "Wir brauchen Frauen, die gewählt werden, weil sie geeignet sind und nicht, weil es eine Quote gibt."
Es gibt sie also doch, die Themen, bei denen Vater und Tochter nicht einer Meinung sind. So wie bei der Sperrstunden-Diskussion vor wenigen Jahren, als Josef Demar klar der Meinung war, dass eine Verkürzung bis auf drei Uhr allemal ausreichend sei, seine Tochter aber einen liberaleren Kurs bevorzugte. Vielleicht liegt der Unterschied auch im Erleben der eigenen Jugend. Als Demar jung war und am Wochenende ausging, kam man zu einer Zeit wieder nach Hause, zu der Jugendliche heute sich anschicken, wegzugehen, um es vielleicht etwas überspitzt auszudrücken. Und was sagt dazu seine Tochter: "Das ist halt der gesellschaftliche Wandel."