
Die Anzeichen, dass sich in der Hochrhön ein neues Wolfspaar gefunden hat, verdichten sich weiter. Darauf deuten neue Gen-Nachweise hin, die das Landesamt für Umwelt (LfU) jetzt veröffentlicht hat.
Wie berichtet, riss die wegen rund 40 Nutztierangriffen bekannte Problemwölfin mit dem Laborkürzel GW3092f am 17. April eine Ziege aus der kleinen Herde von Erich Göpfert aus Ginolfs. Am 24. wurde wieder ein Tier aus dieser Herde getötet. Aufgrund der dabei gefressenen Fleischmenge vermutete der Halter im Gespräch mit dieser Redaktion schon damals, dass seine Ziege von zwei Wölfen attackiert wurde.
Wolfsjungen kommen im Mai auf die Welt
Das wurde jetzt nach Abschluss der DNA-Untersuchungen auch vom LfU bestätigt. Demnach konnte an den Resten des getöteten Tieres ein Wolf mit der Kennung GW3519m als Verursacher identifiziert werden. Und auch der ist kein Unbekannter. Das männliche Tier ist schon gemeinsam mit der Problemwölfin auf der Jagd gewesen. Ende Februar wurde bei einem Wildtierriss bei Unterweißenbrunn die DNA beider Tiere festgestellt. Entsprechend wurde schon damals die Vermutung geäußert, dass sich die beiden Tiere zusammengetan haben könnten.
Nun wurde auch am Kadaver der Ginolfser Ziege die DNA eines zweiten Wolfes festgestellt. Das Material reichte allerdings nicht zur individuellen Identifizierung aus. Ein genetisches Merkmal, das nachgewiesen werden konnte, ist der sogenannte Haplotyp HW02. Der gilt als selten, ist aber bei der Problemwölfin nachgewiesen. Neben den äußeren Umständen sehen das Rhöner Fachleute das als weiteren Hinweis auf das mögliche Wolfspaar. Ob sich die beiden Wölfe tatsächlich verpaart haben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Denn Wölfe bekommen ihre Jungen im Regelfall im Mai.
Weitere Verdachtsfälle von Nutztierrissen durch den Wolf
Inzwischen wurden vom LfU auch zwei weitere Verdachtsfälle von Nutztierrissen gemeldet. Dabei handelt es sich zum einen um einen Schafriss, der sich am 27. April bei Oberbach ereignet haben soll, und einen möglichen Schafriss bei Ginolfs am 30. April. Beide Verdachtsfälle werden derzeit noch untersucht.

Wie auch im vergangenen Jahr erweist sich der Frühling wieder als eine Zeit der Wolfssichtungen. In dieser Zeit verlassen jüngere Tiere das Rudel, um sich auf die Suche nach einem Partner oder einem eigenen Territorium zu machen. So sorgten 2023 Videos in sozialen Netzwerken für Aufsehen, die möglicherweise einen Wolf zeigten, der durch Steinach (Bad Kissingen) trottete oder einen, der auf der Autobahn bei Schweinfurt unterwegs war. Entsprechend werden derzeit wieder verschiedene Sichtungen gemeldet. So hat zum Beispiel erst dieser Tage ein Jäger einen möglichen Wolf fotografiert, der in der Flur bei Ebenhausen unterwegs war.
Was tun, wenn man einem Wolf begegnet?
Nicht weglaufen: Menschen sollten nicht fliehen, wenn sie einem Wolf begegnen. Das könnte seinen Verfolgungstrieb anregen. In keinem Fall sollte man dem Wolf aber auch hinterherlaufen.
Ruhe bewahren: Meist reicht es, stehenzubleiben und Blickkontakt zu halten. In der Regel bleibt der Wolf dann auch kurz stehen und zieht sich zurück, wozu er allerdings die Möglichkeit haben muss.
Vertreiben: Wenn einem der Wolf zu nahe erscheint, sollte man sich möglichst groß machen, gestikulieren, klatschen und laut rufen. Auch Gegenstände können in seine Richtung geworfen werden. Dabei sollte man sich langsam zurückziehen.
Begegnung mit Hund: Wölfe können Hunde als Konkurrent wahrnehmen. Falls ein Hund dabei ist, sollte man ihn nahe bei sich behalten und ihn in jedem Fall anleinen und sich mit ihm gemeinsam zurückziehen.
Nicht füttern: In keinem Fall darf ein Wolf gefüttert werden. Die Tiere lernen sonst sehr schnell, die Anwesenheit von Menschen mit Futter zu verbinden und suchen dann möglicherweise die Nähe von Menschen.