Die beiden haben es auf Schafe und Ziegen abgesehen. Mindestens fünf Mal bereits hat ein Wolfspaar in der Rhön gemeinsam Weidetiere gerissen. Nun steht nach DNA-Untersuchungen des Landesamts für Umwelt (LfU) fest, welche beiden Tiere hier gemeinschaftlich angreifen und entnommen werden sollen: zum einen tatsächlich die aus dem Spessart zugewanderte Wölfin GW3092f, zum anderen der männliche Wolf mit der Bezeichnung GW3222m, der aus Sachsen-Anhalt stammt und erst seit kurzem in der Rhön ist.
Die Angriffe der beiden Wölfe beschränken sich nicht auf die bayerische Rhön. Ihre DNA wurde am 6. Oktober auch an zwei gerissenen Schafen in Ehrenberg im angrenzenden hessischen Landkreis Fulda nachgewiesen.
Auf bayerischer Seite schlug das Wolfspaar am 2. Oktober bei zwei Herden in der Langen Rhön zu, außerdem am 8. und 10. Oktober in Frankenheim nahe Bischofsheim im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Landesamt: Ein Angriff durch Wölfin aus Rudel bei Wildflecken
Interessant sind zwei Vorfälle am 4. Oktober in Motten und Oberbach im Landkreis Bad Kissingen nur wenige Kilometer auseinander: In Oberbach rissen ebenfalls zwei Wölfe ein Schaf – den Teilergebnissen des LfU zufolge vermutlich dasselbe Paar, auch wenn die Probenqualität nicht für eine genaue Bestimmung ausreiche. Für den Angriff in Motten in der gleichen Nacht mit vier gerissenen Schafen ist dagegen ein dritter Wolf verantwortlich: dem LfU zufolge eine Wölfin aus dem standorttreuen Wildfleckener Rudel, von dem selten Übergriffe auf Weidetiere gemeldet werden.
Wolfsfähe GW3092f hat in Rhön und Spessart vermutlich schon 60 Weidetiere gerissen
Die weiteren Risse in der Rhön Ende September und Anfang Oktober gehen den Untersuchungsergebnissen zufolge auf die Wölfin GW3092f allein zurück. Das Tier hat damit seit Mai 13 Mal Schafe, Ziegen und Gatterwild im Spessart und der hessischen Rhön sowie zwölf Mal Weidetieren auf bayerischer Seite von Spessart und Rhön gerissen.
Zusammen mit den nicht gänzlich belegbaren Fällen, bei denen der seltene sogenannten Haplotyp HW02, den auch die Wölfin hat, nachgewiesen wurde, dürfte sich die Zahl der von der Wölfin allein oder gemeinschaftlich gerissenen Tiere inzwischen auf über 60 belaufen, darunter etwa 40 Schafe, 20 Damhirsche und sieben Ziegen. Mindestens drei weitere Vorfälle aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen vom 12., 16. und 17. Oktober werden derzeit vom Landesamt noch untersucht.
Abschussgenehmigung bald auch in Hessen?
Aktuell wird auch in der hessischen Rhön ein Antrag auf Entnahme des Wolfspaars geprüft, wie das Regierungspräsidium Kassel mitteilt. Die bisherige Abschussgenehmigung gilt nur für den Landkreis Rhön-Grabfeld. Bisher wurde dort kein Wolf erschossen. Möglicherweise aber lebt die Wölfin GW3092f inzwischen nicht mehr: Am späten Sonntagabend wurde bei Bischofsheim in der Rhön ein "wolfsähnliches Tier" von einem Auto erfasst. Es wird nun vom Landesamt untersucht - einem Sprecher zufolge handelt es sich um ein Weibchen.
Wo soll das noch hinführen?
Lässt man das weiter so schleifen, sind bald alle Wölfe Problemtiere.
Kann nur schief gehen