Mutmaßliche Wolfssichtungen sorgen immer mal für Schlagzeilen. Dass es in der Rhön sowie an der Grenze zu Hessen standorttreue Wölfe gibt, ist allseits bekannt. Gelegentlich sollen Wölfe auch schon in der Region Main-Rhön in der Nähe von Ortschaften gesichtet worden sein.
Im Frühjahr 2023 hatte beispielsweise das Video eines mutmaßlichen Wolfs in den sozialen Netzwerken für Furore gesorgt, der angeblich in Steinach am Friedhof entlanggelaufen sei. Auch Mitte Februar 2024 hatte sich die Frage gestellt, ob es ein Wolf war, der einen Nandu bei Schönderling tötete.
Jäger machte von dem Wolf bei Ebenhausen ein Foto
Am Mittwochmorgen, 8. Mai, will nun eine Anwohnerin der Bad Kissinger Kantstraße einen Wolf gesehen haben, der auf Streifzug über eine angrenzende Wiese gelaufen sei und anschließend im Stadtwald verschwand.
Und Helmut Rauh vom Aussiedlerhof Forsthof in Ebenhausen berichtet von einem Wolf, der am Montagmorgen, 6. Mai, auf seinen Feldern unterwegs war. Er hat das Tier zwar nicht selbst gesehen, aber ein Jäger, der im Morgengrauen unterwegs war, schickte ihm ein Foto.
Die Bad Kissingerin Ingeborg Lehmkühler erzählt, dass sie am Mittwochmorgen, kurz nach 9 Uhr, gerade auf ihrem Balkon Blumen goss, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung unten auf der an ihrem Haus in der Kantstraße angrenzenden Wiese wahrgenommen habe.
Dann habe sie für kurze Zeit ein graues großes Tier gesehen, das sich langsam auf den benachbarten Stadtwald zubewegte und schließlich dort verschwand. "Ein Hund war das auf keinen Fall, ich kenne alle Hunde aus der Nachbarschaft", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ihr Handy habe sie freilich nicht auf den Balkon mitgenommen, könne also kein Foto des mutmaßlichen Wolfes vorweisen. Ihrer Ansicht nach habe es sich um eines der normalerweise kleineren Weibchen gehandelt, das vielleicht auf Futtersuche gewesen sei. Vorsichthalber habe sie mal die Nachbarn informiert.
Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, reagiert überrascht, als er von dem angeblichen Wolf im Stadtgebiet hört. Im Rathaus gebe es zwar keine für dieses Thema zuständige Stelle. "Aber natürlich interessiert uns diese Nachricht", sagte Hack mit Verweis darauf, dass alles ja bislang noch Spekulation sei.
Landesamt für Umweltschutz weiß von der Wolfssichtung in Bad Kissingen
"Wolfssichtungen sind für uns natürlich interessant, weil wir so aus erster Hand wichtige Informationen bekommen", schreibt die Pressestelle im Landratsamt. Die Untere Naturschutzbehörde sammle stets entsprechende Hinweise auf Wölfe, heißt es weiter. Zudem könne sich die Behörde so einen besseren Überblick über das Themas verschaffen und prüfen, ob Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Menschen oder Nutztiere zu schützen.
Aktuell stehe das Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU, Augsburg) im Austausch mit der Melderin der potentiellen Sichtung am 8. Mai in Bad Kissingen, um "alle bewertungsrelevanten Informationen zu erlangen und den Fall abschließend zu bewerten", antwortet das LfU auf Anfrage dieser Redaktion.
Auf die Frage, ob Wölfe bereits häufig in Städten und Ortschaften gesichtet worden seien, heißt es, man könne vonseiten der Behörde keinen Anstieg von Meldungen potentieller Wolfssichtungen in Städten erkennen.
Laut LfU tauchen Wölfe vereinzelt auch tagsüber in Siedlungen auf
Wölfe seien grundsätzlich vorsichtig und würden Menschen meiden, so die LfU-Pressestelle weiter. In dicht besiedelten Kulturlandschaften wie Deutschland komme es aber durchaus vor, dass Wölfe an Dörfern vorbeilaufen oder Streusiedlungen durchqueren.
Wölfe seien überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, heißt es vonseiten der Pressestelle weiter. Vereinzelte Sichtungen von Wölfen tagsüber im Siedlungsbereich seien jedoch möglich. Nach LfU-Angaben gibt es im Landkreis Bad Kissingen seit dem 1. Mai 2023 insgesamt acht bestätigte Nachweise von Wölfen.
Auch auf seinem Anwesen soll sich am Montag ein Wolf herumgetrieben haben, erzählt Helmut Rauh vom Forsthof (Ebenhausen) im Gespräch mit dieser Redaktion. Jäger Daniel Lohfink (Ramsthal) habe ihn am Montag angerufen und ihm erzählt, dass er sah, wie das Tier von Ramsthal her kam und über die Ebenhäuser Flur Richtung Aussiedlerhof gelaufen sei. Der Jäger schickte ein Foto.
Rauh ist etwas beunruhigt, denn vor drei Wochen hat er auf seinem Hof 14 Hühner verloren. "Sechs waren tot da gelegen und acht haben komplett gefehlt." Das sei schon merkwürdig gewesen, sagt Rauh. Er habe zunächst an einen Fuchs als Räuber gedacht. "Doch jetzt, wo ich von dem Wolf weiß, spinnt sich was in meinem Kopf zusammen." Er werde jedenfalls in nächster Zeit auf der Hut sein und seine Wildkamera aufstellen.
