
Diesmal hat es Erich Göpfert aus Ginolfs getroffen. Die Rhöner Problemwölfin ist wieder aktiv geworden und hat seine kleine Ziegenherde angegriffen. In der Nacht zum 17. April hat sie eines der Tiere getötet und angefressen.
Das ist seit Mittwoch klar, als das Landesamt für Umwelt (LfU) das Ergebnis der DNA-Untersuchung bekannt gab: Wie bereits in rund 40 weiteren Fällen in Spessart und Rhön war erneut die Wölfin mit dem Laborkürzel GW3092f die Übeltäterin. Die Fähe hatte Ende des vergangenen Jahres eine gewisse Berühmtheit erlangt, als eine Genehmigung erteilt wurde, sie und ihren Partner zu töten. Diese wurde allerdings schon nach wenigen Tagen von Gerichten in Würzburg und Kassel aufgehoben.
"Da kann man schon seinen Brass kriegen!" Erich Göpfert ist hörbar zornig, als er über die Geschehnisse der vergangenen Tage spricht. Bei dem Wolfsangriff am 17. April oberhalb von Ginolfs wurde nicht nur die eine Ziege getötet, die restlichen sechs waren in der Umgebung verstreut. Eine davon wurde nicht mehr aufgefunden. Der Jagdpächter, so Göpfert, habe ihn auf Tierreste in der Nähe aufmerksam gemacht, die von einer Ziege stammen könnten. Möglicherweise hat die Wölfin später auch dieses Tier gefressen, vermutet er.
Neue Attacke in der Nacht zum Mittwoch
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es dann erneut zu einem Angriff auf die inzwischen nur noch fünf Tiere. Auch dabei wurde eine Ziege getötet. Am Mittwochabend seien dann an dem Tier die Proben für die genetische Untersuchung entnommen worden. Aber der Besitzer des Beutetieres geht davon aus, dass es erneut ein Wolf war. Möglicherweise waren es diesmal sogar zwei Angreifer. Darauf deute die Menge des gefressenen Fleisches hin.
Wie es nun weitergeht, weiß Göpfert noch nicht genau. Erst einmal hat er die noch verbliebenen Tiere in den Stall gesperrt. Bislang war die Weide mit einem 1,30 Meter hohen Zaun samt Stacheldraht im oberen Bereich umgeben. Den habe die Wölfin wohl übersprungen, ist sich der Tierhalter sicher. Unter dem Zaun sei ein Durchkommen unmöglich, verweist er auf die konkreten Gegebenheiten vor Ort. Jetzt überlegt er, eine Stromlitze anzubringen. Gleichzeitig zweifelt er daran, ob das den Wolf mit seiner großen Sprungkraft tatsächlich abhalten kann.
Eine Alternative, über die er auch schon nachgedacht hat, wäre es, die Tierhaltung aufzugeben. Er sei ein Tierliebhaber, betont Erich Göpfert. Es sei nicht sehr schön und schwer erträglich, beschreibt er seine Gefühle beim Auffinden der gerissenen Tiere. Öfter möchte er das nicht erleben. Das könnten sich Leute nicht vorstellen, die keine Tiere hätten.
Ist die Wolfsfähe möglicherweise trächtig?
Nicht nur der Ginolfser Ziegenhalter befürchtet, dass sich die Wolfsproblematik noch verschärfen könnte. Wie andere Kenner des Themas verweist er darauf, dass die Wolfsfähe, die in der Vergangenheit immer wieder mit einem männlichen Begleiter unterwegs war, trächtig sein dürfte.
Das würde nicht nur bedeutet, dass im Mai mit Wolfsnachwuchs in der oberen Rhön zu rechnen ist. Es würde auch bedeuten, dass das Muttertier mindestens ein halbes Jahr vor einem möglichen Abschuss geschützt wäre. Und es könnte bedeuten, dass der Nachwuchs das Jagdverhalten der Mutter nachahmt, was wiederum nichts Gutes für die Weidetiere in der oberen Rhön bedeuten würde.
In zwei weiteren Fällen konnte GW3092f die Täterschaft nicht nachgewiesen werden. In der vergangenen Woche wurde bei Stetten ein Schaf gerissen. Allerdings soll der Kadaver zu spät entdeckt worden sein, um verlässliche DNA-Proben entnehmen zu können. Und auch bei dem Mitte Februar getöteten Nandu in Schönderling hat das LfU keinen Hinweis auf die Beteiligung eines großen Beutegreifers feststellen können.