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Hollstadt
Von der Stewardess zur Pflegekraft: Christina Wolf aus Hollstadt tauscht Weltstädte gegen die Arbeit im Krankenhaus
Als Flugbegleiterin erlebte Christina Wolf die Welt, nun widmet sie sich der Pflege auf einer Kinderintensivstation. Ihr Weg zeigt, dass Hilfe Erfüllung bietet.
Christina Wolf aus Hollstadt fand über Umwege zur Pflege. Nachdem sie acht Jahre lang als Flugbegleiterin tätig war, arbeitet sie heute auf der Kinderintensivstation im Leopoldina in Schweinfurt.
Foto: René Ruprecht | Christina Wolf aus Hollstadt fand über Umwege zur Pflege. Nachdem sie acht Jahre lang als Flugbegleiterin tätig war, arbeitet sie heute auf der Kinderintensivstation im Leopoldina in Schweinfurt.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 29.03.2025 02:34 Uhr

Rio de Janeiro, Vancouver, Tokio, New York: Christina Wolf bereiste die ganze Welt. Viele Städte mit klangvollen Namen, die zahlreiche Menschen nur von der Landkarte her kennen, sah sie sogar mehrere Male. Insgesamt acht Jahre arbeitete sie als Flugbegleiterin. Dann erfolgte ein radikaler beruflicher Schnitt. Sie ließ das Fliegerleben hinter sich, absolvierte eine Ausbildung zur Pflegefachkraft und arbeitet heute auf der Kinderintensivstation des Leopoldina Krankenhauses in Schweinfurt. Was brachte die Hollstädterin dazu, das Reisen für eine Pflegestelle im Krankenhaus aufzugeben?

Schon als Kind wollte Christina Wolf Stewardess, so die frühere Bezeichnung, werden. Sie lernte den Beruf der Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Spanisch und war dann zuerst bei Germanwings und schließlich bei der Lufthansa tätig. Die Vielfalt und die Abwechslung als Flugbegleiterin hätten ihr besonders gut gefallen. Immer woanders zu sein, viel zu sehen und zu erleben und die verschiedensten Menschen kennenzulernen. "Es war nie langweilig", so die 31-Jährige rückblickend. 

Christina Wolf: "Ich wollte etwas Krisensicheres haben"

2020 kam dann Corona und damit die Krise in der Reisebranche und bei den Fluggesellschaften. "Ich war in Kurzarbeit und man wusste nicht, wo sich die Fliegerei hinentwickelt. Ich wollte etwas Sicheres haben." Das erblickte die gebürtige Stangenrotherin nach intensiven Überlegungen in der Pflege. "Pflegekräfte sind nicht nur gefragt, der Beruf bietet auch zahlreiche Möglichkeiten", sieht Wolf die Vorteile. Von der Arbeit in einem Krankenhaus oder Pflegeheim über die ambulante Pflege bis zu einer Verwaltungstätigkeit. "Auch deswegen habe ich mich für die Pflege entschieden, weil man in so viele Richtungen gehen kann." Der Schichtdienst und das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen würden ihr nichts ausmachen. Das sei sie aus ihrer Zeit als Flugbegleiterin gewohnt.

Ihre Ausbildung fand in der Krankenpflegeschule in Bad Kissingen statt. Bereits während dieser wusste Christina Wolf, dass sie die richtige Wahl getroffen hat. Insbesondere gefiel ihr die Arbeit auf der Kinderstation, vor allem mit den Neugeborenen. "Das hat so viel Spaß gemacht. Ich war hin und weg. Da wusste ich, das will ich machen."

Es sei wie ein Wunder. "Eigentlich wären die Kleinen noch im Bauch und ich darf sie versorgen und pflegen. Das ist ein Privileg", betont sie. Der Alltag in einem Krankenhaus sei oft hektisch. Aber bei den Kindern müsse man ruhig sein. "Es ist ein sehr schönes Arbeiten."

Eine Fachweiterbildung für Intensivmedizin wird noch folgen

Christina Wolf schloss an ihre Ausbildung noch die "Vertiefung Pädiatrie" (Kinderkrankenpflege) im Leopoldina an und landete dort auf der Kinder-Intensivstation. Auf ihrer Vorhabenliste steht noch eine zweijährige Fachweiterbildung für Intensivmedizin. Gerne möchte sie auf der Intensivstation bleiben. "Man lernt und sieht so viel."

Auf der Kinderintensivstation des Schweinfurter Leopoldina Krankenhauses werden Frühgeborene bis hin zum volljährigen Jugendlichen behandelt.
Foto: Josef Lamber (Archivfoto) | Auf der Kinderintensivstation des Schweinfurter Leopoldina Krankenhauses werden Frühgeborene bis hin zum volljährigen Jugendlichen behandelt.

In der Klinik für Kinder und Jugendliche des Leopoldina Krankenhauses in Schweinfurt wird für Null- bis 18-Jährige die komplette Allgemeinpädiatrie abgedeckt, außer der Onkologie. Auch auf der Kinderintensivstation werden Frühgeborene bis hin zum volljährigen Jugendlichen behandelt. Ein Schwerpunkt der Station liegt jedoch in der Betreuung kleinster Frühgeborener sowie kranker Neugeborener von Geburt an.

Gemeinsamkeiten einer Flugbegleiterin und Krankenschwester

Vergleicht Christina Wolf ihren ehemaligen mit ihrem jetzigen Beruf, so kommt sie tatsächlich auf etliche Gemeinsamkeiten. "In beiden Fällen hat man es mit Menschen zu tun. Vor allem mit Menschen, die beruhigt werden müssen." Sei es als Stewardess bei Flugangst und Reiseunsicherheit oder als Krankenschwester, die nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern umsorgen und abholen müsse. Als Flugbegleiterin und als Pflegefachkraft müssten Sachverhalte erklärt werden, die Betroffenen würden viel wissen wollen und man müsse interaktiv mit Menschen umgehen. 

Einen Unterschied gebe es jedoch: Im Krankenhaus sei der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten sowie den Angehörigen viel intensiver. "So nah bin ich in meiner Zeit als Flugbegleiterin den Menschen nicht gekommen. Das ist etwas sehr Schönes."

Für den Beruf als Pflegekraft sei eine Eigenschaft besonders wichtig: Empathie. Bei ihrer Tätigkeit sei es notwendig, die Kinder und Eltern zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen, so Wolf. "Für uns ist es Alltag, aber für die Eltern ein einschneidendes Erlebnis. Es ist schlimm, wenn die Eltern ihr neugeborenes oder krankes Kind nicht mit nach Hause nehmen können."

Die Tätigkeit auf der Intensivstation ist auch emotional belastend

Dementsprechend sei der Beruf, gerade bei Notfällen oder schweren Erkrankungen, auch manchmal emotional belastend. Da helfe es, mit Kolleginnen und Kollegen zu reden. "Oder mit unserem Hund Frieda spazieren zu gehen", meint Wolf, die vor rund fünf Jahren zu ihrem Lebensgefährten nach Hollstadt gezogen ist.

Was rät Christina Wolf jemandem, der eine ähnliche berufliche Veränderung in Betracht zieht? "Einfach probieren. Ich wusste auch nicht, ob es die richtige Entscheidung ist." Mittlerweile boome die Fliegerei wieder. "Ich hätte auch zurückgekonnt", führt die Hollstädterin aus. Und vor allem: "Hinterher muss man sich nicht fragen, wie es gewesen wäre, wenn man es ausprobiert hätte."

Insofern hat Christina Wolf ihre berufliche Veränderung "auf keinen Fall" bereut. Auch wenn sie manchmal das Fernweh packt. Vor allem, wenn sie von ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen Nachrichten liest, wo sie gerade auf dem Globus sind. "Aber die Reiselust hält sich in Grenzen."

 
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