
Große Reform, Ambulantisierung, Kliniksterben: Das Krankenhauswesen in Deutschland ist stark in Bewegung. Nicht nur in Schweinfurt ist mit St. Josef ein Krankenhaus schwer in Schieflage geraten. In Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) dagegen gibt es ein überregional bekanntes Krankenhaus, das schwarze Zahlen schreibt: das zum Asklepios-Konzern gehörende Rhön-Klinikum.
Der Campus des Rhön-Klinikums wird seit diesem Juni von einer Doppelspitze geführt: Hannah Gilles, Geschäftsführende Direktorin, und Dr. Stefan Stranz, Mitglied des Vorstands der Rhön-Klinikum AG. Zusammen mit dem Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. Sebastian Kerber, sprechen sie über die aktuelle wirtschaftliche Lage - und darüber, wie sich die medizinische Versorgung verändern wird.
Finanziell sieht es bei Unterfrankens Krankenhäusern nicht rosig aus. Die Rhön-Klinikum AG hat ihren Konzerngewinn zuletzt um 68,9 Prozent gesteigert. Was machen Sie in Bad Neustadt anders als andere Kliniken?
Hannah Gilles: Wir sind eine leistungsfähige Klinik, unsere Mitarbeiter sind motiviert. Wir als Führungskräfte müssen versuchen, dem Personal trotz aller Bürokratie und Regularien die Arbeit so leicht wie möglich zu machen. Wir wollen uns nicht anmaßen, dass wir besser oder wirtschaftlicher agieren als andere Kliniken. Doch wenn es ein Krankenhaus schafft, zu wachsen und zugleich qualitativ hochwertig zu behandeln, agiert es fast automatisch auch wirtschaftlich.
Prof. Dr. Sebastian Kerber: Wir generieren sehr gute Abläufe, sind motiviert und arbeiten effizient. Die Teilhabe an einem großen Klinikverbund hilft uns dabei. So sparen wir beispielsweise durch den konzernweiten, zwischen den Kliniken abgestimmten Materialeinkauf unnötige Mehrkosten.
Dr. Stefan Stranz: Wir haben schlanke Prozesse, kurze Entscheidungswege und nur wenige und zudem flache Hierarchien. Das ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen anderen Kliniken, das schlägt sich auch im wirtschaftlichen Ergebnis nieder.

Kritische Stimmen sagen, Ökonomie hat im medizinischen Bereich nichts zu suchen.
Kerber: Das ist falsch. Ökonomie und Medizin müssen Hand in Hand gehen, damit eine hochwertige medizinische Leistung entstehen kann. Wenn wir wirtschaftlich nicht erfolgreich wären, hätten wir kein Polster für Investitionen und Innovationen. Jedes Krankenhaus muss sich dem Wandel stellen, immer neue Angebote entwickeln und anbieten. Verharren ist für Kliniken sehr gefährlich, weil Dynamik und Anpassung ein Muss in der heutigen Zeit sind.
Sie sprechen von Effizienz. Wenn sich die Geriatrie mehr rechnet als die bereits bezuschusste Geburtshilfe, muss man sich dann irgendwann von der Abteilung trennen?
Gilles: Ganz entscheidend ist die Qualität. Wir wollen unseren Patienten die bestmögliche Behandlungsqualität zukommen lassen, ob in der Geburtshilfe oder in der Geriatrie. Solange wir das können, gibt es keinen Grund, über Veränderungen nachzudenken. Die strukturellen Voraussetzungen müssen aber auch stimmen.

Diese ändern sich nun durch die Krankenhausreform. Wie blicken Sie auf die Pläne?
Kerber: Leider geht die Reform die Kernprobleme der Krankenhäuser - Unterfinanzierung, Überbürokratisierung und Fachkräftemangel – nicht konsequent an. Aber zwei Dinge sind richtig. Zum einen halten wir zu viele stationäre Betten in Deutschland vor. Und zum anderen macht es Sinn, auf die Behandlungsqualität zu achten. Es ist ein Unterschied, ob eine Abteilung nur 80 oder 1000 Katheterablationen am Herzen im Jahr macht. Erstere kann nicht so versiert sein wie die andere. Qualität und eben auch Quantität sind in der Medizin in den operativen Fächern extrem wichtig.
Sie äußern aber auch Kritik.
Stranz: Nehmen wir das Beispiel Unterfinanzierung. Das Dilemma bleibt immer das Gleiche. Der jährliche Investitionsbedarf der Kliniken ist so gut wie nie gedeckt, und wir haben in Deutschland im Krankenhauswesen hohe Investitionskosten. Wir haben die duale Finanzierung, nach der die Krankenkassen die Betriebskosten der Krankenhäuser übernehmen, also die Kosten, die für die Behandlung von Patienten entstehen, und die Bundesländer die Investitionskosten. Die Länder kommen hier seit Jahren ihrer Verpflichtung nicht ausreichend nach. Solange das nicht gelöst ist, wird sich am eigentlichen Problem nichts ändern.
Gilles: Uns fehlt bei der Reform zudem die Planungssicherheit. Wir wissen heute nicht, wie die Finanzierung 2027 ausschaut. Würden Sie das einer anderen Branche vorsetzen, würden die Unternehmen gar nicht mehr investieren, weil nicht bekannt ist, wie viel Geld sie verdienen. Wir brauchen also Planungssicherheit – auch in der Finanzierung – um weiterhin kluge und langfristige Entscheidungen zu treffen.
Eine weitere strukturelle Veränderung betrifft die Ambulantisierung im Krankenhauswesen, also die verstärkte ambulante Behandlung ohne stationäres Klinikbett. Ist diese notwendig?
Gilles: Ja, eine weitere Ambulantisierung der Medizin ist unumgänglich. Wir stehen vor einem doppelten Tsunami – ein wachsender Versorgungsbedarf, aufgrund der alternden Bevölkerung gepaart mit einem wachsenden Fachkräftemangel. Das heißt, wir müssen effiziente Strukturen haben, damit wir mehr Patienten mit wahrscheinlich gleichen oder weniger Ressourcen behandeln können. Ziel unserer Klinik ist es, die Erkrankungen, die ambulant versorgt werden können, auch ambulant zu behandeln und weiterhin die Spezialisten für Hochleistungsmedizin zu sein, um die Ressourcen und Möglichkeiten zu haben, dies weiter ausbauen zu können.

Werden Patienten nach der Operation also gleich wieder nach Hause geschickt?
Gilles: Hier kann ich die Menschen beruhigen. Nach einer Operation – egal ob ambulant oder stationär betreut – werden unsere Patienten so lange in unserer Klinik versorgt, bis sie in der Lage sind, sich selbstständig zu Hause zu versorgen. Wir sehen den Unterschied zwischen einem Patienten mit 70 Jahren, der gut auf den Beinen ist und jemanden hat, der ihn zu Hause versorgen kann, und dem Patienten mit über 90 Jahren, der vielleicht keine Betreuung zu Hause hat. Die Patienten brauchen keine Angst zu haben, dass sie allein gelassen werden.
Wird das Angebot des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt in 20 Jahren noch das gleiche sein wie heute?
Gilles: Wir haben hier ein Modell, nach dem die Patienten sektorenübergreifend – von ambulant, über stationär bis rehabilitativ – versorgt werden. Die Entscheidung für dieses Modell wurde vor Jahren getroffen und dieser Strategie folgen wir. Wie jedoch die Krankenhauslandschaft in 20 Jahren aussehen wird, können wir nicht absehen. Wir können nur die bestmöglichen Voraussetzungen dafür schaffen, um unser Angebot aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Haben Sie Belege (zb konkrete Fälle oder Anweisungen) dafür, daß die Einweisung eines Arztes durch das Rhön-Klinikum abgelehnt wurde?
Der Bericht der Main Post sagt was anderes
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/die-kueche-isst-immer-im-stehen-art-10124076
"Das Essen ist gut aber nicht sehr abwechslungsreich"
"Das Essen ist sehr gut"
"Das Essen war erstklassig"
https://www.klinikbewertungen.de/klinik-forum/erfahrung-mit-rhoen-klinikum-campus-bad-neustadt
Wie kommt man auf die Idee "Essen" in einer Küche im Rheinland zu kochen und im Grabfeld im Klinikum zu servieren? Raumschiff Enterprise?
"Mehr als 7,4 Millionen Briten warten auf eine Behandlung in den völlig überlasteten Krankenhäusern."
https://www.handelsblatt.com/politik/international/grossbritannien-das-britische-gesundheitssystem-versinkt-im-chaos-ein-warnendes-beispiel-fuer-deutschland/29237452.html
Was sicherlich verbesserungswürdig ist, die Trennung von Privat-und Kassenpatienten und die Anzahl der Krankenkassen. Aber einfach nur mehr Geld in das Gesundheitssystem zu stecken, führt nur zu steigenden Krankenkassenbeitrögen für Arbeitnehmer.