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Bad Neustadt
Unterfränkische CSU-Politiker einig: Erleichterter Abschuss von Wölfen muss in einen künftigen Koalitionsvertrag
CSU-Vertreter informieren, warum jetzt ein Meilenstein in Richtung Absenken des Schutzstatus für Wölfe erreicht werden könnte und wie es dann weitergehen soll.
Damit die Zahl der Wölfe in der Region nicht weiter wächst, sollen sie künftig einfacher bejagt werden dürfen, fordern Vertreter der CSU aus der Region. 
Foto: Linda Hener (Symbolfoto) | Damit die Zahl der Wölfe in der Region nicht weiter wächst, sollen sie künftig einfacher bejagt werden dürfen, fordern Vertreter der CSU aus der Region. 
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 27.11.2024 18:45 Uhr

Es ist ruhiger geworden beim Thema Wolf in der Region. Seit dem Abschuss einer Wölfin im Naturschutzgebiet Lange Rhön Ende August wurde bislang lediglich ein Weidetierriss durch einen Wolf auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken nachgewiesen. Ein weiterer Vorfall in den Haßbergen hat sich als Hunderiss erwiesen, auch bei dem Anfang November getöteten Kalb im Landkreis Bad Kissingen hat die Genuntersuchung keinen Hinweis auf einen Wolf erbracht, lediglich bei einem jüngst gerissenen Dammwildkalb im Spessart liegt das Ergebnis der Untersuchung noch nicht vor.

Diese Ruhe ist aber wohl nur oberflächlich. Auf der einen Seite sind die Wölfe offensichtlich weiterhin aktiv - auch wenn sie keine Weidetiere reißen, auf der anderen Seite wird gerade intensiv daran gearbeitet, die rechtlichen Möglichkeiten für ihren Abschuss zu erweitern. Bislang war der Wolf in Europa über die sogenannte Berner Konvention streng geschützt. Ende September hat die Bundesregierung aber ihre bisherige Position geändert und einen Antrag der Europäischen Kommission unterstützt, diesen Schutzstatus zu reduzieren.

Den Wolf reduzieren, aber nicht ausrotten

Dieser Schritt sei längst überfällig gewesen, heißt es dazu aus der CSU. Verbunden mit heftiger Kritik an der Politik von Umweltministerin Steffi Lemke wurde aus ihren Reihen in der Vergangenheit immer wieder eine systematische Reduzierung des Wolfsbestandes statt der oft nicht durchsetzbaren Einzelabschüsse von Problemtieren als Weg für ein erfolgreiches Wolfsmanagement gefordert.

In einer Videokonferenz unterstrichen jetzt Vertreter der unterfränkische CSU aus dem Europäischen Parlament, dem Bundestag, der bayerischen Staatsregierung, dem Landtag bis hin zu den Landkreisverantwortlichen aus Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen diese Forderung erneut einhellig. Es gehe nicht darum, den Wolf auszurotten, es müssten aber jetzt schnell rechtlich gesicherte Möglichkeiten geschaffen werden, aktiv Wölfe zu entnehmen, hieß es unisono.

Wolfsschutzzäune sind teuer, oft schwer aufzubauen, schützen die Herden nicht unbedingt und haben auch für die Natur unerwünschte Nebenwirkungen, wurde von den CSU-Politikern kritisiert.
Foto: Thomas Pfeuffer (Achiv) | Wolfsschutzzäune sind teuer, oft schwer aufzubauen, schützen die Herden nicht unbedingt und haben auch für die Natur unerwünschte Nebenwirkungen, wurde von den CSU-Politikern kritisiert.

Wie das erreicht werden soll, machte Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, die mit dem Aschaffenburger Europaabgeordneten Stefan Köhler zu dieser Konferenz eingeladen hatte, deutlich. "Das Thema Wolf muss endlich priorisiert werden. Die nächste Bundesregierung darf sich diesem Thema nicht verschließen. Wir brauchen endlich ein aktives Bestandsmanagement, wie bei anderen Tierarten auch."

Mehr Wölfe als Schalenwild bei der Treibjagd beobachtet

Andernfalls sei zu befürchten, dass viele Weidetierhalter aufgeben, mahnte Bär mit einem Verweis auf den Erhalt des Rhönschafs, das ja ebenfalls eine geschützte Rasse sei. Die Sicht der Betroffenen sollte endlich wahrgenommen werden. Nicht nur die Sicht "der Berliner Bubble". Wie Bär stellte dann auch ihre Bundestagskollegin Anja Weisgerber (Schweinfurt) fest: "Nicht der Wolf ist vom Aussterben bedroht, sondern die Weidetierhaltung!"

Wie dringlich er die Reduzierung des Wolfsbestandes sieht, machte Thomas Habermann deutlich. Bei einer Treibjagd in der Langen Rhön seien vor einigen Tagen mehr Wölfe als Schalenwild gesehen worden, führte der Rhön-Grabfelder Landrat als einen Beleg für eine stark zunehmende und sich ausbreitende Wolfspopulation an und verknüpfte damit Befürchtungen vor Entwicklungen im nächsten Jahr.

Wolfsmanagement im Koalitionsvertrag verankern

Dass man nun in der Wolfsproblematik große Erwartungen auf die anstehenden Neuwahlen und eine neue Bundesregierung setzt, hob neben Weisgerber auch Landtagsabgeordneter Steffen Vogel hervor. Die entsprechenden Regelungen müssten ins Wahlprogramm aufgenommen und dann auch in einem möglichen Koalitionsvertrag verankert werden, war man sich einig. 

Damit es solche Bilder - wie hier im Sommer in der Rhön - künftig möglichst nicht mehr gibt, fordern CSU-Politiker, die Zahl der Wölfe zu reduzieren.
Foto: Frank Hahl (Archiv) | Damit es solche Bilder - wie hier im Sommer in der Rhön - künftig möglichst nicht mehr gibt, fordern CSU-Politiker, die Zahl der Wölfe zu reduzieren.

"Die Wolfspopulation muss reguliert werden. Dazu muss die nächste Bundesregierung schnellstmöglich das Bundesnaturschutzgesetz ändern. Der Wolf muss ins Jagdrecht!" Dieser Forderung von Bär schloss sich auch Sandro Kirchner an. Der Bayerische Innenstaatssekretär, der in der Diskussion unter anderem die hohen Kosten und weitere unliebsame Auswirkungen der Schutzzäune problematisiert, verwies aber auch darauf, dass dies ein komplizierter Prozess sei.

Verzögerungen wegen neuer EU-Kommission

Wie der abläuft, stellte Stefan Köhler in kurzen Zügen vor. In der ersten Dezemberwoche werde über den Antrag auf Reduzierung des Schutzstatus des Wolfes vom Ständigen Ausschuss der Berner Konvention entschieden. Er gehe davon aus, dass die erforderliche Mehrheit zustande komme. Wenn dieser "Milestone" geschafft sei, gehe das Thema zurück an die EU-Gremien, wo dann erneute Abstimmungen erforderlich seien.

Köhler rechnet hier allerdings mit Verzögerungen, da die neue Kommission ja erst in diesen Tagen bestimmt wird. Er bezeichnete es "ziemlich sportlich", wenn die entsprechenden Beschlüsse bis zur Sommerpause getroffen würden. Dann könnten die Regelungen in das Bundesnaturschutzgesetz übernommen werden.

Berner Konvention und FFH-Richtlinie

Die Berner Konvention ist ein 1979 verabschiedeter völkerrechtlicher Vertrag des Europarates zum Schutz europäischer, wildlebender Tiere und Pflanzen. Aktuell sind 49 Staaten und die EU der Konvention beigetreten. Deutschland ist seit 1985 Vertragsstaat.
Die Berner Konvention ist in drei Anhänge gegliedert:
Anhang 1 enthält circa 700 streng geschützte Pflanzenarten.
Anhang 2 beinhaltet die streng geschützten Tierarten. Für die circa 710 dort gelisteten Arten gelten strenge Schutzvorschriften. Hier ist bislang der Wolf gelistet. Nach den aktuellen Plänen soll er künftig in Anhang 3 geführt werden.
Hier sind die geschützten Tierarten aufgelistet. Diese Arten sind schutzbedürftig, dürfen aber unter gewissen Umständen bejagt oder genutzt werden, solange der günstige Erhaltungszustand nicht gefährdet wird.
Das EU-Gesetz zur Umsetzung der Berner Konvention ist die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). Würden die Änderungen der Berner Konvention in Kraft treten, könnten die entsprechenden Anhänge der FFH-Richtlinie geändert und die Reduzierung des Schutzstatus im europäischen Recht und in der Folge auch im nationalen Recht (Bundesnaturschutzgesetz) nachvollzogen werden. Dazu müssen allerdings schwierige Detailfragen geklärt werden.
Quelle:TOP/BMUV
 
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wieder großes populistisches Getöse. Und natürlich wieder von unseren Jenseits-der-Brandmauer-Parteien abgekupfert.
    Die werden sich über diese Wahlkampfhilfe natürlich diebisch freuen. Und die CSU wird sich über das Ergebnis ärgern. Wie schon seit Jahrzehnten, in denen sie nichts dazugelernt haben.
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  • Georg Ries
    zum jetzigen Zeitpunkt über Koalitionsverträge zu fabulieren hat was von "das Fell des Wolfes teilen, bevor...." 🙄
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