Spricht man von einem der größten Zukunftsprojekte in Bad Neustadt, kommt man an diesem nicht vorbei: Der millionenschwere Umbau der Alten Amtskellerei (Fronhof) zu einem Kulturzentrum. Nicht nur in Teilen des Stadtrats, sondern auch in der Bevölkerung gehen die Meinungen dazu auseinander. Wie ist der aktuelle Stand beim alten Gefängnis im Zentrum der Stadt?
Klar ist, dass noch gar nichts klar ist. Geld gibt die Stadt für die Planungen rund um das mögliche Großprojekt aber bereits aus. Das zeigen diverse Beschlüsse aus nichtöffentlichen Teilen von Stadtratssitzungen. Deren Ergebnisse verliest der Bürgermeister wie üblich zu Beginn der öffentlichen Folgesitzung.
Und diese Beschlüsse betreffen bereits das Fronhof-Projekt, über dessen Umsetzung endgültig erst im Herbst entschieden werden soll. So lautete immer der bisherige Tenor von Verwaltung und Stadtrat.
Das hat es mit den nichtöffentlichen Beschlüssen zum Fronhof in Bad Neustadt auf sich
Eine "Auftragsvergabe Tragwerksplanung" über 78.000 Euro verlas Bürgermeister Michael Werner beispielsweise in der Sitzung Mitte März. Ende Juni folgten weitere Beschlüsse in den Bereichen "Heizung, Lüftung, Sanitär", "Elektro", "Ausstellungsgestaltung" und "Brandschutzfachplanung". Gesamtkosten: über 250.000 Euro.
Gebaut wird von dem Geld also nichts. Sondern: "Wir wollen damit Fakten schaffen", sagt Werner. Die Gelder fließen an Fachplaner, die damit die Gesamtkosten für ihren jeweiligen Bereich ermitteln – teilweise nutzenunabhängig. Koordiniert wird die Kostenermittlung vom stadteigenen Bauamt.
Aus diesem Grund hatte sich der Stadtrat auch im Zuge der diesjährigen Haushaltsberatungen darauf geeinigt, die sechsstellige Summe in die Hand zu nehmen.
Damit sollen nach der Sommerpause konkrete Zahlen auf dem Tisch der Verwaltung liegen – als fundierte Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat: "Bleiben wir bei dem Projekt? Halten wir daran fest? Möchten und können wir uns das leisten?"
Fronhof-Projekt in Bad Neustadt: Unsicherheit über 16,8 Millionen Euro Gesamtkosten
In der Vergangenheit schwirrte immer wieder eine Gesamtsumme für die Umsetzung des Großprojekts in Höhe von insgesamt 16,8 Millionen Euro durch Bad Neustadt. Sie war im Zuge des 2019 durchgeführten Architekturwettbewerbs ermittelt worden.
Wann Alternativvorschläge für den Fronhof kommen müssten
Wie geht es nun weiter? Stellt sich heraus, dass das aktuell geplante Projekt mit Museumsteil deutlich mehr kostet, müssten laut Bürgermeister "Alternativvorschläge" gemacht werden. Vorstellbar ist dann eine interne Sondersitzung des Stadtrats, bei der es nur um den Fronhof geht. Dann könnte beispielsweise diskutiert werden, ob man das Gebäude ohne Museum plant.
Den Umbau des Fronhofs will die Stadt idealerweise mit Fördermitteln (Städtebauförderung) umsetzen, doch müsse laut Michael Werner auch der Unterhalt gut kalkuliert werden. "Es ist die Pflicht von uns, die Folgekosten im Blick zu behalten", sagt er. Die Ausgaben – Energie- oder Personalkosten – würden in Zukunft nicht geringer werden. Und: "Ein zweites Defizitgeschäft wie das Triamare kann sich auch eine Stadt Bad Neustadt nicht leisten", stellt er klar.
Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner: Bloß kein zweites "Schmitts Mary Haus"
Zweifelsfrei müsse mit dem historisch ältesten Gebäude der Stadt Bad Neustadt etwas geschehen. "Wir haben dieses 2019 übernommen und eine gewisse Verantwortung hierfür." Er nennt das "Schmitts Mary Haus" in Bad Neuhaus als Negativbeispiel. Dieses musste in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen abgerissen werden, weil Einsturzgefahr bestand. Gleiches drohe dem Fronhof, sollte nichts geschehen.
Nach Meinung von Michael Werner hat das Gebäude im Zentrum mit Nähe zum Altenheim eine Zukunft und "definitiv" eine Nachnutzung verdient, die naturgemäß Geld koste. "In welcher Form, das entscheidet sich im Herbst."
Fronhof in Bad Neustadt: Weniger Museum, mehr Begegnungsstätte?
Unabhängig von einem Museum sieht er den Umzug der Stadtbücherei in das Gebäude nach wie vor als "optimal" an. "Und wenn man den kulturellen Bereich eventuell anders aufbaut, mit weniger Museum und mehr Multifunktionsbereich, den auch Vereine nutzen können, hätten wir auch etwas gekonnt", wirft das Stadtoberhaupt mögliche andere Überlegungen für eine Begegnungsstätte in den Raum. Das Innovationsprogramm "Kreative Zentren" hätte erst jüngst gezeigt, dass man die Innenstadt beleben muss.