Der Architektenwettbewerb ist beschlossene Sache: In seiner Sitzung am Donnerstagabend stimmte der Stadtrat zu, dass nun das Anforderungsprofil für einen solchen Wettbewerb erarbeitet wird. Die Vorgaben dafür hat eine Lenkungsgruppe, bestehend aus Mitgliedern aller Stadtratsfraktionen, zusammen mit den Planern und der Verwaltung erarbeitet: In dem Gebäudekomplex der Alten Amtskellerei, auch Fronhof genannt, soll künftig ein Museum unterkommen, darüber hinaus soll die Stadtbibliothek in das Gebäude dort umziehen.
So sieht das Konzept aus
Vor dem Beschluss stellten Claudia Scheler, die Leiterin der Stadtbibliothek, undPetra Wolters, die mit der Erarbeiten eines Museumskonzepts beauftragt ist, dem Gremium ihre Visionen für die künftige Nutzung des Gemäuers vor. Eine moderne und digitale Bibliothek soll in der Alten Amtskellerei entstehen. Unter dem Leitbild "Bildung und Kultur" möchte Scheler den Benutzern ein hochwertiges Medienangebot, analog wie digital, machen. Medienkompetenz vermitteln steht ebenso auf ihrer Agenda wie Leseförderung, verstärkte Kooperation mit Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen. In den neuen Räumen möchte man regionalen Autoren eine Plattform bieten, Studierplätze und Nischen zum Schmökern einrichten und Workshops anbieten, in denen beispielsweise vermittelt wird, wie man eBook Reader nutzt.
Petra Wolters erläuterte das Ausstellungskonzept eines Museums: Es gliedert sich auf in eine Dauerausstellung zu den Themenbereichen Pfalz Salz und zur jüngeren Stadtgeschichte. Darüber hinaus soll es Raum geben für Wechselausstellungen. Das von ihr favorisierte Konzept sieht dreidimensionale Landschaftsmodelle vor, die Informationen zu Geschichte oder Geografie bieten und beinhaltet didaktischen Zusatzangebote. Ein interaktives Stadtmodell hält Infos zu und Geschichten über einzelne stadt-prägende Gebäude bereit. Karten aus verschiedenen Jahrhunderten komplettieren das Angebot.
Kulturelles Zentrum
Wesentlich war für die Steuerungsgruppe, dass der Fronhof zu einem kulturellen Zentrum für die Bürger wird. Daher soll auch eine Kommunikationszone mit Foyer, Cafe und Veranstaltungsraum entstehen. 1700 Quadratmeter Nutzfläche können die Architekten in dem Wettbewerb, überplanen. Angedacht sind 650 Quadratmeter für das Museum, 500 für die Bibliothek, 140 für das Cafe und 120 für den Multifunktionsraum. Mit dem Wettbewerbsmanagement wurde das Büro Holl Wieden Partnerschaft (Würzburg) beauftragt.
Die Stellungsnahmen der Stadtratsfraktionen zu dem Nutzungskonzept waren uneingeschränkt positiv. Kein Wunder, schließlich waren sie alle in der Steuerungsgruppe vertreten. CSU-Stadträtin Anne Zeisner war von dem Konzept beeindruckt. Mit dem Zentrum "hat man einen festen Punkt für das Gedächtnis von Bad Neustadt", sagte sie.
Angemeldet für Förderprogramm
Lediglich SPD-Vertreter Bernhard Lorz wies darauf hin, dass mit der Entscheidung für den Wettbewerb noch keine Entscheidung für die Realisierung des Projektes gefallen sei. Über den Kostenrahmen des Projekts liegen noch keine Zahlen vor, es dürfte sich aber um mehrere Millionen Euro handeln. In einer früheren Stadtratssitzung war von der Hälfte des finanziellen Volumens für die neue Stadthalle die Rede. Diese kostete seinerzeit 16,9 Millionen Euro. Die Umnutzung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde mittlerweile angemeldet für das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm "Aktive Stadt und Ortsteilzentren".
Vom Königshof zum Gefängnis
Die Alte Amtskellerei steht unter Denkmalschutz und hat eine wechselvolle Geschichte: Hier befand sich der frühmittelalterliche zentrale Königshof, im 14. Jahrhundert die Stadtburg (Fronveste) und seit 1570 die neue Kellerei mit Weinkellern und Getreidespeichern. Beim großen Stadtbrand 1610 wurde sie ein Raub der Flammen. Im 19. Jahrhundert war dort die bayerische Gendarmeriestation untergebracht. Im 20. Jahrhundert war die Amtskellerei eine Haftanstalt.