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Bad Neustadt
Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch: Der Mensch hinter der Manager-Legende
"Am besten bin ich mit dem Rücken zur Wand." Eugen Münch gibt seltene Einblicke in sein Leben. Was den Gründer des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt prägte und antrieb.
Anfang der 1970er Jahre sanierte Eugen Münch die marode Kurklinik in Bad Neustadt. Etwa 15 Jahre später führte er das Rhön-Klinikum erfolgreich an die Börse. Im Bildhäuser Hof erzählte er nicht nur davon, sondern auch persönliche Dinge. 
Foto: René Ruprecht | Anfang der 1970er Jahre sanierte Eugen Münch die marode Kurklinik in Bad Neustadt. Etwa 15 Jahre später führte er das Rhön-Klinikum erfolgreich an die Börse.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 28.10.2023 03:04 Uhr

Eugen Münch. Der Name lässt nicht nur in und um Bad Neustadt aufhorchen. Münch sanierte Anfang der 70er Jahre die marode Kurklinik in Bad Neustadt und verwandelte diese in einen börsennotierten Klinik-Konzern mit über 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es gibt nicht viele Gelegenheiten, mehr über den Gründer des Rhön-Klinikums zu erfahren. Eine der seltenen Möglichkeiten bot sich beim Erzähl-Café in Bad Neustadt. 

"Vom Müllergesellen zum Chef des Rhön-Klinikums", so der Titel der Veranstaltung. Einen Teil der Faszination Eugen Münchs macht der Umstand aus, dass dieser sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet hat – gemäß dem amerikanischen Traum "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Wie das gehen kann, was den 78-Jährigen prägte und antrieb, davon erhielt man im Bildhäuser Hof einen Eindruck. Moderator Wolfgang Kitscha kündigte zu Beginn an, dass er den Schwerpunkt auf den Privatmensch Eugen Münch legen möchte. Und dieser stand offen Rede und Antwort.

Eugen Münch über seine Mutter: "Ich war stets um ihre Anerkennung bemüht."

Eugen Münch wurde im Februar 1945 im schwäbischen Riedlingen in der Nähe von Ulm geboren. Der Vater war Müller. Nach der Geschäftsführung einer Mühle machte sich dieser mit einer eigenen Mühle in der Nähe von Rottweil selbstständig. Obwohl er aus armen Verhältnissen gestammt habe und nicht hochgebildet gewesen sei, sei er eine respekteinflößende Persönlichkeit gewesen. "Wenn er das Wirtshaus betreten hat, ist es still geworden", meint Münch. 

Der Bildhäuser Hof in Bad Neustadt war beim Erzähl-Café bis auf den letzten Platz gefüllt. 
Foto: René Ruprecht | Der Bildhäuser Hof in Bad Neustadt war beim Erzähl-Café bis auf den letzten Platz gefüllt. 

Bei seiner Mutter habe er sich stets um Anerkennung bemüht. "Ich wollte ihr alles recht machen. Das ist mir jedoch nie richtig gelungen", erinnert er sich. Dennoch habe er sie bis ins hohe Alter geehrt.

In dem 500-Einwohner-Dorf, in dem er aufwuchs, habe es eine Schule mit einem Lehrer und einem Klassenraum für alle acht Klassen gegeben. Es sei ein guter Schüler gewesen, "wenn auch etwas renitent". Nach der Volksschule habe er für ein viertel Jahr das Gymnasium in Rottweil besucht. Dann sei er entlassen worden, weil man ihm nicht zutraute, den Lehrstoff zu beherrschen. 

Nach Rückschlägen entwickelte Eugen Münch Ausdauer und Durchschlagskraft

"Die Art, wie man abserviert wird, kenne ich auch", erklärt der Rhön-Klinikum-Gründer. "Diese Rückschläge und das Anbiedern bei der Mutter waren der Motor, dass ich eine enorme Ausdauer und Durchschlagskraft entwickelt habe." Heute brauche er keine Zustimmung mehr von außen, versichert Eugen Münch durchaus glaubhaft.  Aus diesem Drehmoment habe er sich herausgearbeitet. "Was ich mache, mache ich nach eigenem Maßstab." 

Moderator Wolfgang Kitscha (rechts) plauderte mit Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch.
Foto: René Ruprecht | Moderator Wolfgang Kitscha (rechts) plauderte mit Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch.

Dabei sehe er schon die Gefahr, keine Grenzen mehr zu haben. Insofern bemühe er sich, sich an die "goldene Regel" zu halten: "Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem andern zu." Oder auch: "Unterlasse nichts, was du wünschst, dass es dir getan würde."

Nach dem Abbruch des Gymnasiums absolvierte er bei seinem Vater eine Lehre als Müller. Diese schloss er als Bester von Baden-Württemberg ab und er durfte für acht Tage zu einem Seminar. "Da habe ich das erste Mal Dinge gehört, die über alles Vorhergehende hinausgingen." Und da habe der Drang begonnen, aus der Enge der Mühle und des Dorfes herauszukommen.

Als Student setzte sich Eugen Münch für die Verbesserung der Studienbedingungen ein

Eugen Münch besuchte daraufhin die Handelsschule und wollte danach studieren. Das sei jedoch nur mit der Mittleren Reife und einer Lehre nicht so einfach gewesen. Schließlich sei er persönlich zur Hochschule nach Ludwigshafen gefahren und habe so lange gesprochen, bis sie ihn aufgenommen haben. "Ich bin einfach nicht aufgestanden", blickt er zurück. In der Hochschule war er in der Studentenschaft aktiv, um sich für die Verbesserung der Studienbedingungen einzusetzen. Dafür hätten die Studenten sogar ein halbes Jahr gestreikt.

Nach dem Abschluss des Studiums als Betriebswirt fing Münch an der Universität Heidelberg ein Jura-Studium an. Auch hier war er wieder in der Studentenschaft aktiv. "Ich kann Ungerechtigkeit nicht verputzen", sagt er dazu.

Als wegweisend stellte sich während des Studiums Anfang der 70er Jahre seine Tätigkeit bei einem Steuerberater heraus. Dort erhielt er nicht nur Kenntnisse im Steuerrecht, sondern er erstellte auch ein Konzept für die Sanierung eines Hotelprojekts im Bayerischen Wald. "Es hat funktioniert", erzählt Eugen Münch. Das geplante Hotel wurde nicht gebaut, dafür entstand eine Reha-Klinik. 

Sanierung der defizitären Kurklinik in Bad Neustadt und Übernahme der Geschäftsführung

Im Zuge dessen besuchte er auch die defizitäre Kurklinik in Bad Neustadt. Hier konnte er aus dem Stand ein Konzept für die Zukunft der Einrichtung vortragen. "Ich bin 29 Jahre alt, verheiratet und katholisch", habe er sich bei der Gesellschafterversammlung vorgestellt. Seine Pläne überzeugten. Münch übernahm die Sanierung und 1974 die alleinige Geschäftsführung der Rhön-Klinikum GmbH, wie sie fortan hieß. Außerdem erwarb er eine Beteiligung von 25 Prozent an der GmbH. "Ich wollte an dem Tisch sitzen, an dem die Entscheidungen getroffen werden, wie es weiter geht", so seine Beweggründe.

1988 wurde die Rhön-Klinikum GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Leitung Eugen Münch als Alleinvorstand und ein Jahr später als Vorstandsvorsitzender übernahm. 

Er habe versucht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Entwicklung zu beteiligen. "Drei Jahre keine Tariferhöhung, dafür bekommt Ihr Aktien", sei sein Angebot gewesen. Das habe die Gewerkschaft jedoch abgelehnt. "Hätten die das damals gemacht, dann wäre Bad Neustadt heute der Ort mit den meisten Vermögensmillionären in Deutschland", ist Eugen Münch überzeugt. "Die Aktien gingen ab wie die Post." 

Eugen Münch ist als Generalbevollmächtigter vorwiegend beratend im Rhön-Klinikum tätig

Nach 16 Jahren als Vorstandsvorsitzender wechselte Münch 2005 im Alter von 60 Jahren als Vorsitzender in den Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. Diesen Posten hatte er bis 2020, bis zu seinem 75. Geburtstag, inne. Einen Tag nach dem Geburtstag übernahm Asklepios das Unternehmen. Bis heute ist Münch als Mitglied des Lenkungsausschusses und Generalbevollmächtigter vorwiegend beratend für den Klinikkonzern tätig.

"Warum arbeiten Sie noch?", so eine Frage von Wolfgang Kitscha. "Weil ich dadurch lebe", antwortet Eugen Münch. "Ich bin am besten, wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe", sagt er. "Dann lebe ich." Während des Studiums hätten seine Kommilitonen nach einer Klausur immer gesagt, nun werde gefeiert. "Warum das? Jetzt ist doch der Spaß vorbei?", sei darauf seine Reaktion gewesen. 

Mit dabei beim Erzähl-Café ist auch Münchs Ehefrau, die er im Alter von 18 Jahren bei einer Party kennengelernt hat. "Was hat Ihnen damals an Ihrem Mann besonders gut gefallen?", wendet sich Kitscha direkt an die im Publikum sitzende Ehefrau. Er sei sehr höflich und beständig gewesen, entgegnet sie nach einigem Überlegen. Später fügt sie noch hinzu, dass er gut kochen könne.

2014 wurde die "Rhön Stiftung" gegründet: Zugang aller sozialen Schichten zum Gesundheitswesen

Ein Anliegen von Eugen Münch, der heute in Bad Kissingen lebt, ist die von ihm 2014 gegründete "Rhön Stiftung". Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung in der Gesundheitswirtschaft sowie der Zugang aller sozialen Schichten zum Gesundheitswesen. 

"Es ist nicht gut, wenn Menschen untergehen, während es anderen gut geht", sei seine Überzeugung. Das Gesundheitswesen müsse so breit geöffnet sein, dass keiner ausgeschlossen werde. Das hält Eugen Münch jedoch nicht davon ab, neben dem elitären Gedanken als zweite Gefährdung für die Krankenhäuser die Versorgung von undifferenzierten Patientenmassen auszumachen. Die Behandlung von Krebspatienten dürfe nicht von vielen banalen Erkrankungen eingeschränkt werden. 

Das Rhön-Klinikum selbst sieht Eugen Münch gut aufgestellt."Es hat heute alles, was es zum Überleben braucht." Und die Menschen in der Region hätten die Versorgung, die sie benötigen würden. Er zeigt sich überzeugt: "Das Rhön-Klinikum ist im Asklepios-Konzern der beste Standort, den sie haben."

Ist Eugen Münch mit seinem Leben zufrieden? So eine Beurteilung bringe nichts, meint er, fügt aber noch hinzu: "Ich bin in ein paar Punkten gescheiter geworden."

 
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Kommentare
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  • Traudel Goodrick
    Tolle Erfolgreiche Geschichte !!

    Herr Münch sollte Berater von Gesundheitsminister werden ❗️

    Alles Gute und bleiben
    Sie gesund Hr. Münch 🍀🍷
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