Schon 2016 war die Rede davon gewesen, dass der Hamburger Klinikkonzern das Rhön-Klinikum in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) übernehmen will, jetzt folgte ein dann doch überraschender Schritt in diese Richtung: Asklepios und die Familie um den Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch legen ihre Aktien in einem neuen Unternehmen zusammen. Dieses Joint Venture werde als Holding dann etwa 49 Prozent der Anteile am börsennotierten Rhön-Klinikum halten, hieß es am Freitagnachmittag in einer kurzfristig anberaumten Telefon-Pressekonferenz.
Was die Rhön-Aktionäre zu erwarten haben
Im Zuge des angekündigten Schrittes soll den übrigen Rhön-Aktionären ein Angebot unterbreitet werden: 18 Euro je Aktie. Das wäre ein Viertel mehr als die Papiere vor der Bekanntgabe des Joint Ventures kosteten.
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Bis dato hielten Asklepios etwa 25 und die Familie Münch ungefähr 20 Prozent am Rhön-Klinikum. Der Rest entfällt im Wesentlichen auf das hessische Pharmaunternehmen B. Braun Melsungen und auf Streubesitz.
Was mit den Standorten und den Arbeitsplätzen geschieht
Geht das Joint Venture kartellrechtlich durch, soll es nach Asklepios-Angaben im zweiten Quartal 2020 Fahrt aufnehmen. Damit positioniert sich das Gemeinschaftsunternehmen gestärkt hinter Marktführer Fresenius/Helios.
Alle Standorte des Rhön-Klinikums und die Arbeitsplätze dort sollen erhalten bleiben, hieß es am Freitag auf der Pressekonferenz. Ob sich allerdings bald in der Führungsetage in Bad Neustadt das Personalkarussell drehen wird, ließ Rhön-Aufsichtsratsvorsitzender Münch offen: Es habe im Vorstand zuletzt "unterschiedliche Positionen" gegeben. Er erwarte nun von dem Gremium um den Vorsitzenden Stephan Holzinger "ein Glaubensbekenntnis" zur neuen Fahrtrichtung des Konzerns.
Wer auf wen zugegangen ist
Münch hat nach eigenen Worten selbst den Kontakt zu Asklepios-Gründer Bernard große Broermann gesucht, um das neue Joint Venture einzufädeln. "Ich bin schon sehr lange hinter dieser Frage hergelaufen", sagte der bald 75-Jährige. Es sei an der Zeit gewesen, die Kräfte von Asklepios und Rhön-Klinikum zu bündeln.
Der Konzern hatte zuletzt durch sein Campus-Konzept auf sich aufmerksam gemacht, das wegen der Zentralisierung und Digitalisierung der ärztlichen Leistungen schon als "Krankenhaus der Zukunft" bezeichnet worden ist. Münch geht davon aus, dass dieses Modell auch im neuen Joint Venture eine tragende Rolle spielen wird.
Marktführer Fresenius bleibt an der Spitze
An den fünf Standorten des Rhön-Klinikums wurden im vergangenen Jahr 860 000 Patienten behandelt. Bei Asklepios (160 Einrichtungen) waren es 2,3 Millionen, bei Fresenius/Helios (86 Kliniken) etwa 5,6 Millionen. An den Marktführer hatte das Rhön-Klinikum vor sechs Jahren 40 Kliniken verkauft, um sich eine schlankere Struktur zu geben. Zuvor war spekuliert worden, dass Asklepios den Bad Neustadter Konzern schlucken wolle.
Wie die neue Eigentümerstruktur in der Zentrale in Bad Neustadt aufgenommen worden ist, blieb am Freitag unklar. "Kein Kommentar", lautete die Antwort einer Unternehmenssprecherin.