Am 27. Februar feierte Eugen Münch 75. Geburtstag. Tags darauf hat er für einen Paukenschlag im privaten Kliniksektor gesorgt: Über Münchs Rhön-Klinikum in Bad Neustadt wird der Hamburger Krankenhauskonzern Asklepios mit Hilfe eines Gemeinschaftsunternehmens die Regie bekommen.
Der in Riedlingen am Südrand der Schwäbischen Alb geborene Münch ist derzeit noch Aufsichtsratsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG - seinem Lebenswerk. Doch mit seinem 75. Geburtstag hat er die Altersgrenze für dieses Mandat erreicht, das er seit 2005 innehat. Er wird deshalb am 3. Juni bei der Hauptversammlung des Unternehmens in der Stadthalle von Bad Neustadt nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung stehen.
Damit scheidet Münch aus den Führungsgremien des Konzerns aus, in denen er 50 Jahre lang das Sagen hatte. Zunächst als Sanierungsgeschäftsführer der Kurbetrieb- und Verwaltungsgesellschaft mbH, die später in Rhön-Klinikum GmbH umbenannt wurde. Deren regulärer Geschäftsführer war er ab April 1974. Außerdem übernahm er damals 25 Prozent der Geschäftsanteile.
Wie die Erfolgsgeschichte des Rhön-Klinikums begann
Es folgte unter anderem der Aufbau der Psychosomatischen Klinik sowie der Herz- und Gefäßklinik, die das Unternehmen weit über den Landkreis hinaus bekannt machten. Die Erfolgsgeschichte begann.
1988 erfolgte die Umwandlung der Rhön-Klinikum GmbH in eine Aktiengesellschaft, die Münch zunächst als Alleinvorstand, ab 1989 als Vorstandsvorsitzender leitete. Es war der erste börsennotierte Klinikkonzern Deutschlands. In dieser Zeit entwickelte Münch den Klinikstandort Bad Neustadt weiter, machte die Rhön-Klinikum AG zu einem der großen privaten Klinikbetreiber.
2005 wechselte Münch als Vorsitzender in den Aufsichtsrat und bestimmte da unter anderem durch die Auswahl des Führungspersonals für den Vorsitz des Konzerns über den Werdegang des Unternehmens mit. Er brachte so unter anderem seine Idee des Klinik-Campus mit dem Zusammenlegen von stationärer sowie ambulanter medizinischer Versorgung und Nachsorge auf den Weg. Ein Konzept, das aus der Sicht von Münch die künftige medizinische Versorgung deutschlandweit sicherstellen kann.
Machtfrage ist entschieden
Und jetzt? Münch hat alle überrascht. Genau einen Tag nach seinem Geburtstag entschied er die Machtfrage bei der Rhön-Klinikum AG. Bisher waren die Aktien des Konzerns so verteilt, dass Asklepios etwas mehr als 25 Prozent hielt, die B. Braun Melsungen AG etwa gleich viel und Münch zusammen mit seiner Frau weitere 20 Prozent. Und diese drei waren sich nicht immer einig.
Jetzt bildet Münch zusammen mit Asklepios ein Joint Venture. Dafür verkauft Münch 14,2 Prozent der Rhön-Klinikum-Aktien an Asklepios, die Asklepios zusammen mit den eigenen Rhön-Klinikum- Aktien in das Joint Venture einbringt.
Münch selber steigt mit 7,6 Prozent der Rhön-Klinikum-Aktien in das Joint Venture ein. Insgesamt, so Münch, soll so die absolute Aktienmehrheit zusammenkommen, also mindestens 50 Prozent plus eine Aktie. Deswegen will Asklepios weitere Rhön-Klinikum-Aktien kaufen und bietet dafür 18 Euro je Aktie.
Welche Rolle Münch künftig spielen könnte
Doch wo bleibt Münch in diesem Konstrukt, an dem er den deutlich geringeren Anteil hat? Wie es in einer Mitteilung von Asklepios heißt, wird Münch eine zentrale Funktion bei "Rhön" ausüben und die Weiterentwicklung der strategischen Vision für Rhön mit vorantreiben.
Etwas konkreter wird da Münch selber. Das könne eine Funktion nicht im Vorstand selber, aber an das Führungsgremium angedockt sein, in dem Münch beratend, wahrscheinlich aber eher stark mitbestimmend tätig sein wird.
Münch sieht das so. Auf dem privaten Gesundheitsmarkt war die Rhön-Klinikum AG immer der Ideengeber. Andere, wie Asklepios, seien dagegen deutlich effektiver gewesen. Das will er zusammenbringen.
Dass das für die Mitarbeiter Veränderungen in der Arbeitsweise mit sich bringen wird, ist für ihn selbstverständlich. Aber Angst um seinen Job müsse sich niemand machen, erklärt er. "Arbeit gibt es genug."
Wo der Weg hinführen könnte, macht eine Investition deutlich, die Münch mit einem Teil des Erlöses aus dem Aktienverkauf tätigen will. Es fließt in ein gerade entstehendes Start-up, das sich mit elektronischen Entwicklungen für Patienten beschäftigt.
Was der Vorstand des Rhön-Klinikums wusste
Überrascht über den Schritt von Münch mit Asklepios war man im Vorstand der Rhön-Klinikum AG. Von dort heißt es, dass der Vorstand bislang nicht eingebunden gewesen sei. Außerdem kommt von dort die Bestätigung, dass Asklepios angekündigt hat, den Aktionären der Rhön-Klinikum AG ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für sämtliche ausstehenden Aktien der Gesellschaft zu unterbreiten: für 18 Euro je Aktie. Sobald das Unternehmen das Angebot von Asklepios erhalten habe, werde der Vorstand zusammen mit dem Aufsichtsrat die Angebotsunterlagen sorgfältig prüfen und eine ausführliche Stellungnahme veröffentlichen.
Wo Münch noch wirken wird
Münch hat jetzt außerdem mehr Zeit, sich um die von ihm 2014 gegründete Stiftung Münch zu kümmern. Deren Zweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, um weiterhin allen Menschen nicht-rationierten Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen.
Zur Einrichtung der Stiftung hat Münch damals ein Stiftungskapital von circa 1,4 Millionen Rhön-Klinikum-Aktien beigesteuert. Wert zum Gründungszeitpunkt: etwa 33 Millionen Euro. Seit 2016 schreibt die Stiftung, deren stellvertretender Vorstandsvorsitzender Eugen Münch ist, den nach ihm benannten Preis für innovative Gesundheitsversorgung aus.