Fast auf den Tag genau vor drei Jahren, am 4. Dezember 2015, war Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml zum ersten Spatenstich für den neuen Rhön-Klinikum Campus nach Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) angereist. 36 Monate und rund 250 Millionen Euro später hat sich ihr Chef, Ministerpräsident Markus Söder, jetzt selbst auf den Weg gemacht zur feierlichen Campus-Einweihung.
Wenn der Ministerpräsident zur Eröffnung einer Klinik kommt, dann ist es gewöhnlich so, dass man ihm dort mit großem Dank begegnet. Denn normalerweise ist der Freistaat mit einem erheblichen Betrag an den Baukosten beteiligt. In Bad Neustadt war es umgekehrt.
Da zollte Söder den Verantwortlichen der Rhön-Klinikum AG für die unternehmerische Leistung Respekt. Die hätten mit dem zukunftsweisenden Konzept der Verzahnung von ambulanten und stationären Angeboten ein wichtiges Modell für den ländlichen Raum verwirklicht. Der Freistaat habe dafür nicht einmal einen Cent zahlen müssen, so Söder.
Enorme Möglichkeiten
Söder sprach angesichts des Neubaus von einer großartigen Entwicklung, enormen Möglichkeiten der medizinischen Versorgung und von höchster Qualität. „Für die Bürger sollte die medizinische Qualität überall gleich sein – egal ob in der Großstadt oder auf dem Land“, sagte Söder. Dafür seien private Anbieter dringend nötig.
Natürlich verlaufe die Einführung eines neuen Konzepts nicht immer ohne Reibungsverluste. Natürlich habe es Diskussionen gegeben, ob es richtig sei, ambulant arbeitende Ärzte an eine Klinik zu binden. Doch gerade dieses Modell sei wichtig für den ländlichen Raum, betonte der Ministerpräsident, ein Gewinn für den stationären, wie den ambulanten Bereich zum Wohl der Patienten. Die würden nach dem neuesten Stand der Technologie behandelt. Die Digitalisierung werde dabei die Tür zu unbekannten medizinischen Möglichkeiten öffnen, zeigte sich Söder überzeugt. Sie werde Leben verlängern und Lebensqualität erhöhen.
Menschlichkeit wichtig
Alleine die technischen Möglichkeiten seien es aber nicht, die eine gute Klinik ausmachen. „Mindestens genauso wichtig ist die Menschlichkeit und Zuwendung, die die Patienten erfahren“, so der Ministerpräsident. Und da komme es jetzt und in Zukunft auf die Mitarbeiter an.
Erster Spatenstich für den neuen Klinik-Campus war vor drei Jahren, der Weg dafür bereitet wurde aber lange zuvor. Und zwar genau am 13. September 2013, wie Vorstandsvorsitzender Stephan Holzinger den Gästen in der voll besetzten neuen Glaskuppel erläuterte. Damals saß Holzinger noch im Aufsichtsrat des Konzerns. Und dieses Gremium um den Vorsitzenden Eugen Münch beschloss an diesem Tag den Verkauf von 43 seiner Kliniken. Erlös: 3,1 Milliarden Euro. Während sich die Analysten damals in erster Linie um die Auswirkungen an der Börse gekümmert hätten, habe der Konzern schon Pläne für das Campus-Modell gemacht.
Schon 2013 den Weg bereitet
Holzinger sieht diese Modell als Antwort auf das aus seiner Sicht nicht mehr zukunftsfähige alte Gesundheitssystem. Nur so sei die von den Patienten erwartete bestmöglich Versorgung zu gewährleisten. Der Campus sei ein Prototyp für sektorenübergreifende Versorgung mit kurzen Wegen an einem Ort. „Die Rhön-Klinikum AG erduldet den Wandel nicht, sie gestaltet ihn aktiv“, sagte Holzinger.
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Das geschehe mit verstärktem Einsatz der Digitalisierung, um die Arbeit der Mitarbeiter zu erleichtern und die Versorgung der Patienten zu verbessern. Holzinger dankte besonders den Mitarbeitern, die in der Bauzeit Außerordentliches geleistet hätten. „Der Konzern arbeitet derzeit schon an weiteren Campus-Standorten“, erklärte er zum Schluss. Bad Neustadt sei dafür das Modell.
Anspruchsvolles Projekt
Mit dem neuen Klinik-Campus habe die Rhön-Klinikum AG in kürzester Zeit ein anspruchsvolles Projekt umgesetzt, so Vorstandsmitglied Professor Bernd Griewing. Damit setze der Konzern seinen Weg der innovativen Ansätze fort, für die er oft Kritik habe einstecken müssen. „Doch unser Wahrzeichen ist die Silberdistel. Ein wehrhaftes Gewächs. Das passt zur Rhön-Klinikum AG“, sagte Griewing.
Standorttreue
Wie Markus Söder lobte Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) die Standorttreue des Konzerns. Sie warnte vor Schreckensszenarien, wenn es um Datenmissbrauch geht. Während gesunde Menschen eher zurückhaltend reagieren würden, wenn es um Datenaustausch geht, sei das bei chronisch Kranken anders. Die würden das sehr befürworten, wenn es ihnen helfe. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar lobte, dass die Rhön-Klinikum AG Vieles im medizinischen Bereich umgesetzt habe, wovon andere nur reden würden. Sie lobte unter anderem die elektronische Gesundheitskarte des Unternehmens als vorbildlich. Da sei der Bund noch nicht so weit.
Der Vater des Erfolgs
Landrat Thomas Habermann lobte den Rhön-Klinikum Campus als innovativste Gesundheitseinrichtung in Bayern. Als Vater des Erfolgs bezeichnete er Eugen Münch, der als Vorstandsvorsitzender und dann als Aufsichtsratsvorsitzender mit visionären Ideen immer wieder neue Wege gegangen sei. Spitzenqualität für alle, das sei der richtige Weg. Für Professor Sebastian Kerber als Sprecher der Ärzteschaft steht der Standort Bad Neustadt für höchstes medizinisches Niveau. Das sei vor allem den Mitarbeitern zu verdanken.
Bevor schließlich für die Gäste die Möglichkeit eines Rundgangs bestand, überreichte Architekt Bernd Kriesche den symbolischen Schlüssel an den Vorstandsvorsitzenden Stephan Holzinger.