
Die Übernahme durch den Klinikbetreiber Asklepios ist geschafft, der Campus gegründet und das zurückliegende Jahr mit einem positiven Bilanzergebnis abgeschlossen. Dividende zahlt die Rhön-Klinikum AG aber dennoch nicht an ihre Aktionäre aus. Begründet wird dies mit hohen Investitionen in die Zukunft, einer Liquiditätsanpassung sowie den gegenwärtigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Betriebsergebnis des laufenden Geschäftsjahres.
Unternehmensgründer nur noch beratend tätig
Eine Personalie hatte die rein virtuelle Hauptversammlung des Klinikkonzerns obendrein zu bieten: Unternehmensgründer Eugen Münch (75) nimmt nach 46 Jahren in leitenden Positionen seinen Hut. In Zukunft will Münch lediglich in beratender Funktion für Rhön als Generalbevollmächtigter agieren.
Lange hatte Rhön gehofft, die Hauptversammlung der Aktionäre in traditioneller gesellschaftlicher Form stattfinden lassen zu können. Doch die Auswirkungen der Corona-Pandemie zwangen das Unternehmen, nach der außerordentlichen Hauptversammlung im Juni, auch die ordentliche Versammlung rein virtuell auszurichten. Ohne den ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden Stephan Holzinger zeigte sich Rhön mit den Vorstandsmitgliedern Professor Dr. Bernd Griewing, Dr. Gunther K. Weiß und (neu) Dr. Christian Höftberger. Ab September wird Dr. Stefan Stranz zudem den Vorstand verstärken.
Bilanzgewinn von 203,5 Millionen Euro
Die Bilanz für das zurückliegende Jahr fiel erwartungsgemäß positiv aus. Gunther Weiß nannte Rhön "medizinisch wie wirtschaftlich auf einem guten Weg". Der Start des neuen Campus in Bad Neustadt, die voranschreitende Digitalisierung sowie zahlreiche Verbesserungskonzepte mündeten in einen Bilanzgewinn von 203,5 Millionen Euro. Dieser soll jedoch, so Weiß, nicht als Dividende ausgeschüttet, sondern komplett zur Stärkung der Kapital- und Liquiditätsbasis sowie der Investitionsfähigkeit reinvestiert werden. "Deshalb gibt es diesmal ausnahmsweise keine Dividende", so Weiß.
Der Vorstand hatte sich auch in Anbetracht der derzeitigen Coronakrise zu diesem für die Aktionäre bedauerlichen Schritt entschlossen, der von zahlreichen Aktionären in zuvor online eingereichten Wortmeldungen mit Kritik als "scheinheilig" und ungerechtfertigt kommentiert wurde. Wie Gunther Weiß als Rechtfertigung betonte, ging die Patientenanzahl in diesem Jahr bereits um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Nicht weniger als 430 Beatmungsplätze hält Rhön konzernweit für Covid-Patienten bereit. Bislang wurden 154 an Corona erkrankte Patienten behandelt, 86 davon im Intensivbereich. Die von der Bundesregierung veranschlagten Kompensationsausgleiche für die Bereitstellung von Behandlungsplätzen seien aber nach Aussage von Vorstand Bernd Griewing nicht ausreichend dimensioniert und müssten nach oben angepasst werden, so die Forderung von Rhön.
Münch: Das Beste aus zwei Welten
Durch die Übernahme durch Asklepios ist das Rhön-Klinikum nicht mehr im SDAX gelistet, sondern nunmehr im CDAX. Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Eugen Münch nannte die Zusammenführung beider Unternehmen eine "Symbiose mit dem Besten aus zwei Welten". Für Rhön könne die Partnerschaft mit Asklepios der Aufbruch in eine neue Dimension sein, so Münch.
Vor 46 Jahren hatte Eugen Münch in Bad Neustadt das Rhön-Klinikum gegründet, in einer Zeit, als die Kurstadt noch Wasser- wie Soletrinken als Gesundheits-Elixir versprach. Nach Jahrzehnten in der Geschäftsleitung des Unternehmens war Münch in den vergangenen 16 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender von Rhön und fädelte in den vergangenen Monaten entscheidend das Übernahmeszenario mit Asklepios ein. In Zukunft will Münch lediglich in beratender Funktion für Rhön als Generalbevollmächtigter agieren. Kurioserweise wurde in der Hauptversammlung die Altershöchstgrenze für Aufsichtsratsmitglieder von 75 Jahren gekippt und als zu starr befunden. Für den 75-jährigen Münch aber kein Grund, an seiner Entscheidung etwas zu ändern.
Jan Liersch neu im Aufsichtsrat
Der neue Aufsichtsrat ist nach der Übernahme durch Asklepios stark von Vertretern des neuen Mehrheitseigners sowie nahestehender Unternehmen besetzt. Neu im Aufsichtsrat ist Dr. Jan Liersch, CEO der Broermann Holding GmbH. Die Broermann Holding GmbH ist alleiniger Kommanditaktionar der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA. Dem Vernehmen nach will er als Münch-Nachfolger für den Vorsitz im Aufsichtsrat kandidieren. Ebenfalls im Aufsichtsrat vertreten sind Julia Dannath-Schuh (Aufsichtsrätin Asklepios Kliniken), Gerhard Ehninger (AgenDix - Applied Genetic Diagnostics - Gesellschaft fur angewandte molekulare Diagnostik mbH), Irmtraut Gürkan, Kai Hankeln (Asklepios Kliniken), Hafid Ridi (stellvertretender CFO Asklepios Kliniken), Christine Reißner und Nicole Mooljee-Damani (A.T. Kearney GmbH).
Herr Münch hat sicher sehr viel in Bad Neustadt aufgebaut und auch sehr viele Arbeitsplätze geschaffen - aber es gibt eben auch Schattenseiten. Ein privater Konzern ist bestrebt auch das letzte Stückchen Ertrag aus allem möglichen herauszuwirtschaften. Das ist dann oft ein Ritt auf der Rasierklinge dessen Leidtragenden im Zweifelsfall dann die "Kunden" sprich Patienten sind. Ich hätte als Kassenpatient Bedenken mch in so einer Einrichtung behandeln zu lassen.