
Der Reformdialog "Synodaler Weg" der katholischen Kirche fand am Samstag in Frankfurt seinen Abschluss. Von Ende 2019 an berieten die katholischen Bischöfe Deutschlands und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Vertretung der katholischen Laien über die künftige Ausrichtung der Kirche. Das Ergebnis der fünften Synodalversammlung ist zwiegespalten. Einerseits brachte der Reformprozess eine Öffnung der Kirche in wichtigen Fragen hervor. Andererseits erfüllten sich Hoffnungen, vor allem von Frauen, nicht.
Was sind die wichtigsten Resultate des synodalen Weges?
Die wesentlichen Ergebnisse des synodalen Weges, der als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche entstanden ist, sind: Es soll Segensfeiern für sich liebende Paare geben, ob sie hetero- oder homosexuell oder geschieden und wieder verheiratet sind. Außerdem wurde ein Papier verabschiedet, das geschlechtliche Vielfalt in der Kirche anerkennt.
Zum Thema "Zölibat" konnte man sich lediglich zu der Formulierung durchringen, Papst Franziskus zu bitten, diese Pflicht neu zu überdenken. Eine Forderung im Vorfeld war, sich für die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, also auch zum Priesteramt auszusprechen. Letztendlich beschränkte man sich auf die niedrigste Weihestufe, das Diakonat.
Und schließlich soll Laien künftig die Predigt in Eucharistiegottesdiensten, das heißt vollgültigen Gottesdiensten mit Messfeier, erlaubt werden. Und: Der Reformprozess soll fortgesetzt werden. In Frankfurt wurde ein synodaler Ausschuss ins Leben gerufen, der die Errichtung eines Beratungsgremiums, eines synodalen Rates, vorbereiten soll.
Wie reagieren kirchlich engagierte Frauen und Männern im Landkreis Rhön-Grabfeld auf diese Resultate?
Ruth Koch ist vom "Nein" zum Priesteramt für Frauen sehr enttäuscht
Ruth Koch aus Wülfershausen leitet seit neun Jahren den dortigen katholischen Frauenbund. 2019 engagierte sie sich im Rahmen der Initiative "Maria 2.0". Wenngleich die 71-Jährige das "Ja" zu Segensfeiern für Homosexuelle und Geschiedene begrüßt, das "Nein" zum Priesteramt für Frauen enttäuscht sie sehr. "Wir haben einen Priestermangel, es finden weniger Gottesdienste statt und wir haben Frauen, die unbedingt Priesterin werden wollen." Es falle ihr als Vorsitzende des Frauenbundes immer schwerer, das zu erklären und die Kirche zu verteidigen.

Es seien in der Kirche vor allem Frauen, die sich ehrenamtlich für diese einsetzen. Dennoch würden sie ihrer Meinung nach in anderen Bereichen, wie zum Beispiel in der Politik, mehr Anerkennung erhalten als in der Kirche. "Ich verstehe nicht, dass Rom nicht aufwacht. Das ist deprimierend."
Günter Henneberger: "Ich bin sogar etwas erstaunt, dass so viel möglich war"
Günter Henneberger ist Mitglied im Pfarrgemeinderat der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend. Zuvor leitete er den Pfarrgemeinderat Brendlorenzen. Der 68-Jährige verfolgte den Reformprozess. "Ich bin sogar etwas erstaunt, dass so viel möglich war", sagt er nun gegenüber dieser Redaktion. "Die Kirche öffnete sich, ohne dass sie auseinanderbricht."

Zufrieden äußert er sich über die Segensfeiern und darüber, dass es mehr Mitsprache für Laien geben soll. "Dass die Synode das Priesteramt für Frauen befürwortet, konnte man realistischerweise nicht erwarten", meint er. "Mehr war nicht möglich."
Thomas Hart: Es ist wichtig, dass die Kirche anerkennt, dass es auch andere Lebensformen gibt, als die klassische Ehe
Der katholische Gemeindereferent und Klinikseelsorger am Rhön-Klinikum-Campus, Thomas Hart, machte 2022 bei einer virtuellen Personalversammlung, zu der Bischof Franz Jung geladen hatte, öffentlich, dass er in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt. "Über das Votum für die Segensfeiern freue ich mich natürlich sehr, für die Frauen hätte ich mir jedoch mehr gewünscht", sagt er. Aber hier habe Rom das letzte Wort, so wie beim Zölibat auch.

Für ihn sei es wichtig, dass die Kirche anerkenne, dass es nicht nur die klassische Ehe gibt, sondern auch andere Lebensformen, in denen ebenfalls Verantwortung füreinander übernommen wird. Er selbst lebt seit 22 Jahren mit seinem Lebensgefährten zusammen. "Es werden Feuerwehrfahrzeuge gesegnet, aber keine Menschen." Das sei unverständlich. Es sei toll, aber auch richtig, dass nun auch seine Beziehung unter Gottes Segen gestellt werden kann.
Zu bedenken gibt Thomas Hart jedoch auch, dass diese Segensfeiern in anderen Ländern bereits üblich sind. In Belgien zum Beispiel seien sie vollkommen geräuschlos eingeführt und allgemein akzeptiert worden.
Der Punkt, dass nun auch Laien in Eucharistiegottesdiensten predigen dürfen, tangiert den Gemeindereferenten ebenfalls. Das werde jedoch, erklärt der 52-Jährige, bereits praktiziert - eher als Ausnahme, aber dennoch. Insofern sei diese Entscheidung überfällig. Hier sei die Realität bereits weiter.
Christian Klug wünschte sich beim Thema "Zölibat" eindeutigere Worte
Ähnlich wie Günter Henneberger, so zeigt sich Christian Klug, Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft "Don Bosco – Am Salzforst, Hohenroth" sowie Dekanatsreferent, "durchaus überrascht über manche positive Ergebnisse". Sehr positiv sieht er die Einführung der Segensfeiern. "Das bedeutet für Betroffene die Anerkennung ihrer Lebenssituation - nicht mehr unter Ablehnung oder Barmherzigkeit." Homosexuelle oder geschiedene Partnerschaften unter Gottes Segen zu stellen, sei ein wichtiges Signal.

Dass sich die Bischöfe mit dem Priestertum für Frauen schwertun, sei realistischerweise so zu erwarten gewesen. Beim Zölibat habe er sich eindeutigere Worte als "überdenken" gewünscht. In der Diskussion über die "Laienpredigt" dokumentiere sich, so Klug, eine wichtige theologische Einstellungsänderung und eine neue Offenheit.
Insgesamt fällt Christian Klugs Bilanz "ermutigend" aus. "Wir dürfen das Ergebnis nicht von der Überlegung abhängig machen, was Rom dazu sagen wird, sondern einen Aufbruch und ein anderes Denken registrieren."
Das sieht sicherlich auch Ruth Koch. Jedoch: Sie habe Frauen erlebt, die mit ganzem Herzen und voller Überzeugung Priesterin werden möchten. "Die Frauen bieten sich der Kirche an. Aber sie werden nicht gehört."