Am ersten Adventssonntag leuchtet nicht nur die erste Kerze auf dem Adventskranz. In diesem Jahr werden zum Beginn des "synodalen Wegs" in den katholischen Domkirchen in Deutschland Synodalkerzen entzündet. Fragen und Antworten zum Reformprozess:
Warum wurde der "synodale Weg" ins Leben gerufen?
Auf der Frühjahrs-Vollversammlung 2019 in Lingen befasste sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie, die im September 2018 veröffentlicht wurde. Mit dem "synodalen Weg" wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Beteiligt an dem Beratungsprozess sind sowohl die deutschen Bischöfe als auch katholische Laien.
Wann beginnt der "synodale Weg"?
Am ersten Adventssonntag, dem 1. Dezember, ist der offizielle Start. In den Domkirchen werden Synodalkerzen entzündet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Karin Kortmann, werden um 10 Uhr die Synodalkerze gemeinsam im Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom entzünden. Laut DBK werden die Bibeltexte des Advents und der Weihnachtszeit, die vom Neuanfang und Aufbruch, vom Weg und vom Licht sprechen, den synodalen Weg in seiner ersten Phase begleiten. Für die Gottesdienste in den Gemeinden stehen das Gebet und eigene Fürbitten sowie Liedvorschläge zur Verfügung. Sie können auf den Internetseiten www.dbk.de und www.zdk.de heruntergeladen werden. Am 1. Dezember startet auch die Internetseite www.synodalerweg.de mit weiteren Informationen. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" lädt bereits am Samstag, 30. November, um 17 Uhr vor dem Frankfurter Dom zum Gebet.
Wie ist der weitere Zeitplan?
Der "synodale Weg" ist auf zunächst zwei Jahre angelegt. Die eigentliche inhaltliche Arbeit startet mit der ersten Synodalversammlung vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Frankfurt. Sie ist das oberste Organ des Gesprächsprozesses und besteht aus mehr als 200 Mitgliedern.
Was sind die Themen?
Themen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Gewaltenteilung und die Rolle von Frauen in der Kirche. Die Vorarbeiten haben vier Synodalforen mit jeweils rund 30 Mitgliedern übernommen.
Gibt es Mitglieder aus dem Bistum Würzburg?
Ja. Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen in Zell (Lkr. Würzburg), nimmt am Reformdialog teil. Sie diskutiert im Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" beispielsweise mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters und dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße.
Werden Beschlüsse gefasst?
Wie bei einer Synode auch, hat der "synodale Weg" einen beratenden Charakter. Das heißt: Das letzte Wort bei einer möglichen Umsetzung der Beschlüsse in ihrem Bistum haben die jeweiligen Ortsbischöfe. Das soll auch die Einheit mit der Weltkirche gewährleisten und einen nationalen Sonderweg verhindern.
Was ist eine Synode?
Der Begriff "synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort "Synode". Es bedeutet im Wortsinn "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet "Synode" eine Versammlung von Bischöfen beziehungsweise von Geistlichen und Laien. Christen hätten sich von Anfang an bei wichtigen Entscheidungen schon in der Urkirche getroffen, sagt der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller. Im katholischen Verständnis seien synodale Prozesse zudem immer liturgisch-geistliche Vorgänge. Am Beginn und Ende stehe daher immer das Gebet.
Welche Synoden gab es bereits in der katholischen Kirche in Deutschland?
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) gab es in Deutschland neben mehreren Diözesansynoden zwei landesweite Synoden, die die Beschlüsse des Konzils umsetzen und konkretisieren sollten, darunter die Würzburger Synode (1971 bis 1975). Manche ihrer Voten wurden von Rom abgelehnt oder blieben unbeantwortet.