In der Nacht zum 28. August ist das passiert, was wohl alle Verantwortlichen vermeiden wollten: Statt der sogenannten Rhöner Problemwölfin aus dem Rudel "Hohe Rhön", die deutschlandweit für die meisten Nutztierrisse 2023 verantwortlich war, ist eine bislang völlig unauffällige Fähe aus dem Rudel Wildflecken getötet worden. "Ein erwachsener Wolf war freigegeben, insofern ist der Abschuss rechtmäßig erfolgt", bewertet Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann den Fall gegenüber dieser Redaktion.
Einen neuen Entnahmebescheid gibt es momentan nicht, wie die Regierung von Unterfranken auf Anfrage mitteilt. "Wir werden das in aller Ruhe miteinander besprechen, die Risse und genetischen Befunde beobachten und überlegen, wie es weitergeht", sagt Habermann.
Landrat Habermann: Das Problem werde von Jahr zu Jahr drängender
Denn bevor nun weitere Entscheidungen getroffen werden können, wolle er die nächsten Tage und Wochen abwarten. Noch seien die Herden schließlich oben in der Rhön. "Grundlegend ändert sich jedoch nichts an der Situation, weil sich der Wolfsbestand weiter unreguliert vermehren wird", so Habermann. Dies halte er für das eigentliche Problem. "Das wird von Jahr zu Jahr drängender", sagt der Rhön-Grabfelder Landrat.
Habermann drängt auf politisches Handeln. Die Bundesregierung müsse einen "günstigen Erhaltungszustand" nach Brüssel melden, sodass auf EU-Ebene der Schutzstatus des Wolfes verringert werde. "Entweder für ganz Deutschland oder speziell für Regionen, die von einer relativ hohen Wolfspopulation betroffen sind", so der Landrat, und weiter: "Das ist das Ziel, das wir konsequent verfolgen."
Daneben müssen Schadwölfe erlegt und eine "verantwortungsbewusste Bestandsregulierung auf Dauer" erreicht werden. Und auch wenn nun nicht die Problemwölfin in der Rhön getötet wurde, sieht Habermann die Situation pragmatisch: "Die Wölfin hätte sich auch wieder verpaart. Jeder erlegte Wolf beruhigt die Situation."
Diskussionen über den Abschuss gibt es laut Landrat in der Region kaum. "Wenn man von diesen wenigen wolfsfreundlichen Vereinen absieht, ist die Situation relativ ruhig. Die Menschen hier haben das mit Gelassenheit hingenommen", schätzt Habermann die Situation ein.
Eine andere Sichtweise auf den Abschuss hat Uwe Friedel, Wolfsexperte beim Bund Naturschutz (BN) in Nürnberg: "Es ist schade und traurig, dass es ein Tier erwischt hat, das noch keine Weidetiere gerissen hat." Hieraus lasse sich eine der wichtigsten Lehren für das Wolfsmanagement in Bayern ziehen: "Dass es eben nicht so einfach ist, Schadwölfe tatsächlich abzuschießen."
Friedel: Berufsjäger sollten lokale Jägerschaft unterstützen
Hier präferiert Friedel den Einsatz von Berufsjägern: "Unserer Meinung nach wäre es gut, wenn wir eine Eingriffstruppe aus speziell für die Wolfsentnahme geschulten Berufsjägern hätten, die in so einem Fall die lokale Jägerschaft unterstützen können. Das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der entsprechende Schadwolf tatsächlich erwischt wird." Dieser Vorschlag habe in Bayern bislang jedoch keinen Anklang gefunden.
Der BN stehe nach wie vor zu seiner Position, dass Wölfe, die gelernt hätten, Herdenschutz zu überwinden, letztendlich entnommen werden müssen. "Weidetierhalter haben hier ja keine Möglichkeit mehr, ihre Tiere zu schützen", so Friedel. Fehler seien bereits früher gemacht worden, als Weidetiere ohne Herdenschutzmaßnahmen unterwegs waren. In diesen Fällen habe die Fähe gelernt, Weidetiere zu attackieren.
Da weder die Problemwölfin selbst noch ihr Partner aus dem Rudel "Hohe Rhön" bislang entnommen wurden, seien die Voraussetzungen für eine Entnahme weiterhin gegeben. "An der Situation hat sich im Grunde nichts verändert", so Friedel. Er habe nur eine Befürchtung: Wenn eines der beiden Elterntiere erlegt werde, habe das andere einen deutlich höheren Druck, die Welpen alleine zu versorgen. Diese seien zwar aus der Laktationsphase, aber könnten noch nicht selbst gut jagen. Was dann passiert, sei ein großes Fragezeichen.
Weil es arg lange dauert, bis das entschieden ist, das Team gefunden ist und ausgebildet ist ?
Vermutlich sollen "gewöhnliche" Jäger so lange nicht entnehmen dürfen, bis besagtes Team einsatzklar ist. Am besten noch bis es sich einige Jahre hat einarbeiten können....
Wenn Sie mit "Ruhe" jedoch die Aussetzung von Abschüssen meinen...
...dann sagen Sie bitte auch klar und deutlich dazu, dass die Wölfin schon viel eher hätte erlegt werden sollen/müssen. Dann wäre jetzt wohl wirklich Ruhe.
Nicht nur keine Abschüsse, sondern bestimmt auch nicht immer wieder neue Weidetierrisse. Und keine Welpen von Problemwölfen (bei denen absehbar ist, dass sie sich recht wahrscheinlich genau so ernähren werden, sie es die Problemtiere ihnen beibringen).
Man hat zu lange die Augen zu gemacht. Das Resultat hat man jetzt.
Jetzt weiter die Augen zu machen, wird wohl nicht helfen.
Entnimmt man nur die Problemwölfe, ist das zu wenig.
Die übrige Population macht den allergrößten Teil aus. Reguliert man da nicht, erfolgt auch weiter eine starke Vermehrung und Ausbreitung. Von Jahr zu Jahr liefert die Population dann immer mehr Problemwölfe nach.
Zudem wird die eigentliche Nahrung der Wölfe (Reh, Wildschein...) stark dezimiert, wenn die Population weiter so wächst. Die Wölfe werden also zunehmend hungriger.
Das hat zur Folge, dass noch deutlich öfter Wölfe den "einfachen Weg" wählen, um an Nahrung zu kommen. Also Nutztiere reißen oder in Siedlungen z.B. in Mülltonnen zu stöbern.
Außerdem:
Je mehr (nicht bedrohte) Wölfe auf Nahrungssuche durch die Fluren streifen, desto öfter "stolpert" einer über ein wirklich bedrohtes Tier oder dessen Nest. Wiesenweihe, Birkhuhn, Auerhahn, Sumpfschnepfe, Brachvogel uvm.
Und den wirklich bedrohten Raubtierarten Luchs und Wildkatze machen Wölfe starken Konkurrenzdruck.
Gar nicht gut.
So kommt man nicht zu einer Lösung, sondern sieht tatenlos zu, wie sich das Problem samt allen negativen Begleiterscheinungen immer weiter verschärft.
Man muss nicht weit blicken, um gezeigt zu bekommen, wohin es führt, wenn man den Wolfsbestand auf ein Maß wachsen lässt, der das Nagrungspotential der Habitate erheblich übersteigt: In den Niederlanden reißen Wölfe mittlerweile mehr Nutztiere, als Rehe usw.
Quelle:
https://www.topagrar.com/jagd-und-wald/news/wolfe-in-den-niederlanden-greifen-viel-haufiger-nutztiere-an-20006908.html
Es braucht zügig ein Bestandsmanagement, das die Wolfspopulation erheblich reduziert.
Wenn das deutlich größere, bewaldetere, aber viel dünner besiedelte Schweden zu einer wissenschaftlich ausgeloteten Maximalzahl von 450 Wölfen kam, sollten in Deutschland 250 Wölfe dicke ausreichen. 2000 sind schon viel zu viel. Ein noch weiterer Bestandszuwachs ist geradezu wahnsinnig.
Abgesehen davon, dass es bei reduziertem Wolfsbestand garantiert weit weniger Begegnungen geben würde ?
Und wenn Sie mir weiter oben "Panik machen" vorwerfen, sollten Sie das konkret begründen.
So soll der Satz heißen. So St versteht ihr mich wieder falsch.
-
Ja, es gibt in der Region noch nicht sehr viele Wölfe.
Macht es das nun besser, oder schlechter?
Wenn es sehr sehr wenige gibt, diese wenigen aber so oft Weidetiere
angreifen, hetzen
und so viele Tiere
reißen, dann sollte
man schonmal vorausschauend
überlegen, was es
bedeuten wird,
wenn sich die
Population vervielfachen wird (Experten gehen von ca einer Verdoppelung des Bestandes alle 3 Jahre aus).
Statt Vorausschau als Panikmache abzutun.
Es muss halt alles stimmen.
In anderen Regionen versucht man etwas anderes:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/kuhhirte-in-m-w-d/2853671358-109-1956