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Mellrichstadt
Multicon kauft Flächen im Hainberg-Areal: Was haben die Investoren vor und wie bewertet die Stadt die Pläne?
Auf dem einstigen Kasernengelände soll sich neues Gewerbe ansiedeln. Die Firma Multicon Services aus Mellrichstadt will eine Fläche von 8,5 Hektar vermarkten.
Das Gewerbegebiet Hainberg-Areal soll nach vielen Jahren Stillstand endlich weiterentwickelt werden. Die Multicon Service GmbH hat die freien Flächen auf dem Gelände von der Bayerischen Landessiedlung gekauft. Im Bild (von links) Bürgermeister Michael Kraus mit den Geschäftsführern Thomas und Klaus Mültner.
Foto: Simone Stock | Das Gewerbegebiet Hainberg-Areal soll nach vielen Jahren Stillstand endlich weiterentwickelt werden. Die Multicon Service GmbH hat die freien Flächen auf dem Gelände von der Bayerischen Landessiedlung gekauft.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:54 Uhr

Stolze 44 Jahre gehörte die Hainberg-Kaserne zu Mellrichstadt, prägten Soldaten und Offiziere das Stadtgeschehen mit. Als die Schließung und Auflösung des Panzergrenadierbataillons 352 politisch beschlossen wurde, war die Enttäuschung in der Bevölkerung groß. Alle Versuche, den Standort zu erhalten, schlugen fehl. Im September 2006 gingen in der Hainberg-Kaserne die Lichter aus. Die Soldaten wurden abgezogen, das Kasernengelände lag brach.

Die Liegenschaften gingen in das allgemeine Vermögen der Bundesrepublik Deutschland über, für die Verwertung des Standortes Mellrichstadt war die Bundesanstalt für Immobilienaufgabe, kurz BImA, in der Nachfolge des Bundesvermögensamtes zuständig. Deren Ziel war die Vermarktung des kompletten Areals. Die Aussichten auf Erfolg: gleich null.

Gewerbegebiet Hainberg-Areal: Großes Gelände, kleinteilige Vermarktung

2009 gingen die militärischen Liegenschaften in Mellrichstadt ins Eigentum der Bayerischen Landessiedlung (BLS) über. Bei einem Festakt im Juli wurde der Startschuss für die zivile Nachnutzung der ehemaligen Hainberg-Kaserne, nunmehr Hainberg-Areal, gegeben, die Aufbruchstimmung in der Stadt war groß. Der Stadtrat schuf in der Folge die Voraussetzungen für die künftige Nutzung, indem ein Bebauungsplan für das "Gewerbegebiet Hainberg-Areal" aufgestellt wurde.

Wenige Jahre später wieder Ernüchterung: Die Hoffnungen, bei der Vermarktung des Geländes auf Partner zu setzen, die im großen Stile investieren, haben auch hier getrogen. Und die BLS kündigte an, das Areal, knapp 20 Hektar groß, nun kleinteilig vermarkten zu wollen.

Münchner BLS-Gruppe hatte Mellrichstadt aus den Augen verloren

Eine Reihe von Gewerbeansiedlungen hat es in der Zwischenzeit gegeben. Elf Gewerbetreibende sind derzeit auf dem ehemaligen Kasernengelände beheimatet, dazu finden sich dort das Museum "Dokumentationszentrum Hainberg-Kaserne - eine Grenzgarnison im Kalten Krieg", das Kunstdepot des Landkreises Rhön-Grabfeld sowie Räumlichkeiten der Zentralen Gebührenabrechnungsstelle für Asylbewerber und Aussiedler, kurz GaSt.

Auf dem großen Exerzierplatz in der Hainberg-Kaserne fanden einst die Bataillonsappelle des Panzergrenadierbataillons 352 statt. Nun soll sich hier Gewerbe ansiedeln.
Foto: Simone Stock | Auf dem großen Exerzierplatz in der Hainberg-Kaserne fanden einst die Bataillonsappelle des Panzergrenadierbataillons 352 statt. Nun soll sich hier Gewerbe ansiedeln.

Mehr als acht Hektar Fläche, darunter der große Exerzierplatz mit angrenzender Turnhalle, lagen derweil über zehn Jahre brach. Die Vermarktung des Hainberg-Areals im kleinen Mellrichstadt hatten die Verantwortlichen der BLS in München aus den Augen verloren. Sehr zum Ärger von Bürgermeister Michael Kraus, der sich auf die Fahnen geschrieben hatte, darauf hinzuwirken, dass das Hainberg-Areal endlich weiterentwickelt wird.

Keine Rückmeldung: Interessenten kamen bei der BLS nicht zum Zug

"Wir haben hier ein voll erschlossenes Gewerbegebiet mit Wasser, Kanal, Beleuchtung und Winterdienst, aber die Flächen werden nicht genutzt. Das kostet die Stadt Geld. Derweil gibt es auf Anfragen von Interessenten, die Flächen haben möchten, keine Rückmeldung von der BLS. Die Leute müssen sich nach anderen Flächen umsehen, und der Stadt gehen Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen verloren", kritisierte Kraus im Gespräch mit dieser Redaktion.

Im Februar 2021 nahm er Kontakt zur Bayerischen Landessiedlung auf und blieb am Ball, zunächst, ohne dass sich vonseiten der BLS in Sachen Vermarktung etwas bewegte. Im Gespräch mit Geschäftsführer Andreas Bauch wurde deutlich, dass die BLS nun nicht mehr auf eine zerstückelte Entwicklung des Geländes setzen, sondern auf einen Investoren warten wollte, der die freien Flächen der ehemaligen Kaserne übernimmt. 

Multicon Services ist neue Eigentümerin der freien Gewerbeflächen im Areal

Genau solch ein Investor betrat im Sommer 2022 die Bühne: Die Firma Multicon Services GmbH aus Mellrichstadt bekundete ihr Interesse am Kauf der rund 8,5 Hektar großen ungenutzten Fläche – und wurde von der BLS ebenfalls zunächst aufs Wartegleis geschoben. Doch Hartnäckigkeit zahlt sich aus: Knapp eineinhalb Jahre später können die Geschäftsführer Thomas und Klaus Mültner nun im Gespräch mit dieser Redaktion die guten Nachrichten verkünden. "Der Kauf ist in trockenen Tüchern", die Firma Multicon Services ist neue Eigentümerin der freien Gewerbeflächen im Areal.

Betreten und Befahren verboten: Die Geschäftsführer der Multicon Services GmbH haben auf den gekauften Flächen im Hainberg-Areal Schilder mit Warnhinweisen aufgestellt. 
Foto: Simone Stock | Betreten und Befahren verboten: Die Geschäftsführer der Multicon Services GmbH haben auf den gekauften Flächen im Hainberg-Areal Schilder mit Warnhinweisen aufgestellt. 

Für die Firma, die als Bauträgerin im Wohnungsbau sowie in der Grundstücksentwicklung tätig ist, ist der Neuerwerb eines der größeren Projekte im Portfolio, sagt Thomas Mültner, der in Augsburg lebt, seiner Heimatstadt aber privat und geschäftlich eng verbunden ist. "Wir möchten hier in Mellrichstadt weitere Projekte entwickeln und umsetzen", kündigt er gemeinsam mit seinem Vater Klaus an.

Geschäftsführer planen großflächige Lösung für eine sinnvolle Nachnutzung

Sehr zur Freude von Michael Kraus. Er hatte in den vergangenen Jahren viele Fragen zum Hainberg-Areal unbeantwortet lassen müssen. "Auch wenn es keine städtischen Flächen waren, das Interesse der Leute am einstigen Kasernengelände ist heute noch sehr groß", sagt er. Nach unzähligen Telefonaten, wie es im Areal weitergehen soll, war er schließlich selbst zur Geschäftsstelle der BLS nach München gefahren, um Druck hinter die Sache zu bringen.

In vorderster Reihe blieben die Geschäftsführer der Multicon Services GmbH am Ball. Dass ein einheimischer Investor nun die freien Flächen im Areal gekauft hat und schon erste Aufräumarbeiten angelaufen sind, ist für Kraus die beste Nachricht. "Das Gelände in Mellrichstadt hatte bei der BLS keine Priorität. Jetzt bin ich guter Dinge, dass endlich etwas vorwärtsgeht."

Das liegt ganz auf der Linie der Multicon-Geschäftsführer. "Wir planen jetzt eine großflächige Lösung für eine sinnvolle Nachnutzung", verspricht Klaus Mültner.

Die Verkehrssicherung auf dem Areal hat höchste Priorität

Derzeit befinde man sich in der Bestandsaufnahme vor Ort, Aufräumarbeiten sind bereits im Gange. Die Verkehrssicherung auf dem Areal hat zudem für die Multicon-Geschäftsführer höchste Priorität. "Es wird auf dem Gelände ausschließlich Gewerbeansiedlungen geben, wie es der Bebauungsplan der Stadt vorgibt", kündigen Thomas und Klaus Mültner an. Mehr können sie nach jetzigem Stand noch nicht dazu verlauten lassen. Klar ist aber: Der Bau von Wohnungen auf dem Gelände ist demnach ausgeschlossen und wird von den Investoren auch nicht angestrebt.

Die Verkehrssicherheit auf ihren Flächen im Hainberg-Areal hat für Klaus und Thomas Mültner (von links) oberste Priorität. 
Foto: Simone Stock | Die Verkehrssicherheit auf ihren Flächen im Hainberg-Areal hat für Klaus und Thomas Mültner (von links) oberste Priorität. 

Vielmehr gelte es, das Vorhandene gut zu nutzen, sagt Klaus Mültner. "Wir tragen dazu bei, dass für künftige Gewerbeansiedlungen keine neuen Flächen versiegelt werden müssen." Das ist ganz im Sinne von Bürgermeister Michael Kraus, der im ganzen Stadtgebiet die Innenverdichtung im Blick hat. Dementsprechend freut er sich auch über ein geplantes Wohnprojekt im Brügel, wo nach dem Abriss mehrerer unbewohnter Häuser und Scheunen zwei Gebäude mit insgesamt zwölf Wohneinheiten in direkter Nähe zum Salzhaus entstehen sollen.      

Ein Neustart soll jetzt auch im Hainberg-Areal erfolgen. "Unter das Kapitel mit der BLS ist ein Schlussstrich gezogen, jetzt kann die Flächenentwicklung starten", blickt der Stadtchef voraus. Für Klaus und Thomas Mültner geht nach 400 Stunden, die in die Vorbereitung des Kaufs geflossen sind, die Hauptarbeit jetzt erst richtig los. Und vielleicht können sie bald von Neuansiedlungen im Gewerbegebiet berichten. Die Voraussetzungen dafür werden gerade geschaffen.

 
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  • Hubert Endres
    Vielleicht mal beim früheren Standort in Ebern nachschauen und Ideen abholen. Da hat es super funktioniert und alle Gebäude werden genutzt. Mit verschiedenen Gewerbe - und sonstigen Flächen. Leider ist das in Mellrichstadt nicht der Fall. Schade. War früher zu meiner Bundeswehrzeit ein schöner und attraktiver Standort.
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  • Gerhard Zwierlein
    die Bausubstanz ist gut und die Lage für Wohnungen/Unterkünfte von Flüchtlingen und Asylanten noch besser. Der Markt für solche Unterkünfte ist leer und die Wohnungen sind gesucht wie nie zuvor! Der neue Eigentümer ist auf dem Wohnungssektor jahrzehntelang tätig. Das ist, was einem einfällt. Was liegt näher. nach so langer Zeit Leerstand, wird es die Flächen auf für n Appl und ein Ei gegeben haben. Die Überschrift täuscht: " Was hat der neue Eigentümer vor?: "Gewerbeansiedungen !" Denn eine Aussage kommt nicht! "Klar ist aber: Der Bau von Wohnungen auf dem Gelände ist demnach ausgeschlossen und wird von den Investoren auch nicht angestrebt" Das braucht man auch nicht- Bauen ! Es ist genug Substanz für Flüchtlingsunterkünfte da. Für alles andere braucht man Nachfrage von Gewerbeinteressenten oder Geld. Beides ist in Mellrichstadt ersichtlich nicht vorhanden. Wir werden sehen. Aber jede Nutzung ist besser als keine Nutzung: Und Unterkünfte werden ohne Zweifel gebraucht!
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  • M. Schiessl
    Interessanterweise geht das Objekt an ein Unternehmen, dass über ein Jahrzehnt nicht wirtschaftsaktiv zu sein schien und aus der Versenkung plötzlich wieder auftaucht . Worauf baut sich hier Hoffnung auf ? Auf ein paar Zehntausend Euro Eigenkapital der Firma (Stand 02/2023 > https://www.northdata.de/MULTICON+Services+GmbH%2C+Mellrichstadt ) ???
    Also mir persönlich kommen da viele Phantasien - z. B. auch welche Projekte wohl gerade staatlich am "meisten subventioniert" werden....
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  • Roland Albert
    Ein weiterer Beweis, dass man in München nicht über den Tellerrand hinausschauen will.
    Derartige stuhlwarmhaltende Mitarbeiter in gewissen Einrichtungen sind eben zu nichts verpflichtet, noch nichtmal eine Arbeitsleistung zu erbringen. Dafür gut besoldet. Der Stadt gingen in der "guten" Zeit etliche Interessierte flöten, der finanzielle Verlust ist kaum zu beziffern. Jetzt in der schlechteren Zeit, werden sich Investierende zweimal überlegen, noch in der angedachten Grösse zu planen. Eher ne Nummer kleiner....
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