Zum 1. Januar 2007 kann folglich die zivile Umnutzung der militärischen Liegenschaften erfolgen. Kann, wird sie aber nicht. Der zeitliche Rahmen ist einfach zu eng, allein schon aus planungsrechtlicher Sicht "ein schier unmögliches Ding", stimmen Bürgermeister und VG-Chef Schmitt überein. Die Liegenschaften gehen in das allgemeine Vermögen der Bundesrepublik über, für die Verwertung des Standortes Mellrichstadt ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgabe, kurz BImA, in der Nachfolge des Bundesvermögensamtes zuständig.
Die ersten Kontakte zum Chef der BImA in Bayern, Dr. Hans-Jürgen Wichardt in München, hat Landrat Habermann schon geknüpft. Überhaupt, so lobte Will den Kreischef ausdrücklich, "kniet sich Thomas Habermann mächtig in diese Aufgabe rein".
In Fragen der Konversion, so Will und Schmitt übereinstimmend, wird es keinen Alleingang der Stadt geben. Es wird nach einem Gesamtkonzept gestrebt, über das sich BImA, die Stadt Mellrichstadt und der Landkreis, unterstützt von der Regierung von Unterfranken, gemeinsam Gedanken über die künftige Nutzung machen und sich auf die Suche nach Investoren begeben müssen.
"Was danach kommt, interessiert den Bund nicht."
Bürgermeister Helmut Will zur Schließung der Hainberg-Kaserne
Denn die stehen in Mellrichstadt nicht Schlange. "Das Gescheiteste wäre", so Will ironisch, "die Kaserne in den Raum Frankfurt zu tragen und die Konversion zu machen. Dann hättest du die Kaserne gleich los." Leider nur Wunschdenken.
In der Realität wartet der Standort Mellrichstadt dagegen mit einigen Besonderheiten auf. So gehört die Hainberg-Kaserne zur Gemarkung der Stadt Mellrichstadt, Sportplatz, Munitionslager und Schießstand zur Gemarkung Oberstreu, während der Standort-Übungsplatz auf den Gemarkungen Ober- und Mittelstreu sowie Frickenhausen angesiedelt ist. Die Truppenunterkünfte, sprich die Kompanie- und Stabsgebäude, sind Bundeswehr-spezifisch ausgebaut - unter anderem mit atomsicheren Notunterkünften in den Kellern - und daher wohl schwer an den Investor zu bringen sein. Anders dagegen mag sich die Situation im technischen Bereich der Kaserne darstellen. Eine Zerstückelung der Kaserne wird jedoch für wenig hilfreich erachtet, wenngleich die Konversion nicht ohne Verluste - zum Beispiel Abriss von Gebäuden - einher gehen wird. In dieser Einschätzung sind alle Verantwortlichen einig.
Für die Verwertung der militärischen Liegenschaften stehen vier Grundmodelle zur Verfügung: 1. Der Bund bleibt Eigentümer und vermarktet mit der Kommune. 2. Private erwerben die Fläche und übernehmen Entwicklungsverpflichtungen. 3. Die Kommune erwirbt die Fläche und vermarktet. 4. Beteiligungsmodell des Bundes. Dass mit der Standort-Schließung "eine Herausforderung und eine große Chance für die Kommunen" verbunden sei, wie der Verteidigungsminister nach Wills Worten weiß machen wollte, könne er für Mellrichstadt nicht sehen. Und überhaupt: Ein Interesse seitens der Stadt am Erwerb der Liegenschaften bestehe nicht, betonte das Stadtoberhaupt.
Für die Stadt Mellrichstadt bedeutet die Standort-Aufgabe dagegen Aderlass: Einmal den Verlust von Kaufkraft, der nur schwer zu beziffern sei. Zum anderen brechen der Stadt Einnahmen aus Gebühren für Wasser und Kanal weg, was nun auf die Bevölkerung umzulegen sei. Gleiches gelte für das Hallenbad, das von den Soldaten mitgenutzt wurde. Wenige Beispiele, die aber die "Folgeschäden" verdeutlichen. Mit der Kaserne verliert auch die Rhöngas einen Großkunden. Hängepartien, was deren Zukunft betrifft, bestehen noch beim Offizierheim und beim Soldatenheim Haus Thüringen.
Das Thema Standortschließung wird über 2007 hinaus ein Thema bleiben. Ganz sicher. Auch wenn bei der Bonner Konferenz Konversionen in Rheinland-Pfalz als gelungene Beispiele präsentiert wurden. Schön und gut - "aber die waren in den 80er Jahren leichter zu bewältigen als heute. Bei Rahmenbedingungen, die zu Zeiten wirtschaftlicher Talfahrt stattfinden", winkt Helmut Will ab.