Strategiewechsel, oder einfacher gesagt: Kehrtwende. Die Hoffnungen der Bayerischen Landessiedlung (BLS), seit 2009 Eigentümerin des Hainberg-Areals, bei der Vermarktung beziehungsweise Verwertung dieser Liegenschaft auf Investoren und Partner zu setzen, die im großen Stile investieren, haben getrogen. Die Zuversicht, die noch im Frühjahr herrschte, ist im Herbst verflogen. Nun backt man seitens der Landessiedlung kleinere Brötchen und richtet sein Augenmerk darauf, das Areal kleinteilig zu vermarkten.
Das ist die Botschaft: das Hainberg-Areal in der Region für Neuansiedlungen aus der Region wieder ins Gespräch und unter die Leute zu bringen. Jörg Streng, Prokurist der Bayerischen Landessiedlung, nutzte in der Sitzung des Stadtrats den Tagesordnungspunkt „Bebauungsplan Hainberg-Areal – Beschluss über den Planentwurf“ zu einer Erklärung in eigener Sache zum Stand der Dinge.
Ausführlich schilderte der Konversionsmanager seine Bemühungen, potenzielle Investoren zu finden, die eine verträgliche und nachhaltige Nutzung des Areals versprechen. So berichtete er von der gemeinsamen Anfrage zweier Berliner Unternehmen, die neben zahlreichen Ortsterminen mit sehr intensiven Gesprächen „rauf und runter“ verbunden war. Eingeschaltet darin auch die Stadt, das Landratsamt sowie die Regierung von Unterfranken. Letztendlich verliefen die Vertragsverhandlungen im Sande, für die BLS hat sich die Sache erledigt. „Das alles hat Monate Zeit gekostet, aber nichts gebracht“, bilanzierte Streng ernüchtert.
So liegt nun die Konzentration darauf, den Bewerbern in der Region die Chance für eine gewerbliche Neuansiedlung im Hainberg-Areal zu eröffnen. Und zwar in und mit den Gebäuden, die in der ehemaligen Kasernenfläche nicht vom Rückbau betroffen sind. Die Liste mit Einzelnachfragen, die aufgrund der Konzeption zur Gesamtvermarktung auf Eis gelegt wurde, war dokumentiert worden, wird daher „reaktiviert und abgearbeitet“.
Die Nachfrage für den technischen Bereich aus der Region nannte Streng „recht vielfältig und auch vielversprechend“, der erste Kaufvertrag ist nach den Worten des Konversionsmanagers bereits notariell beurkundet, zwei weitere Abfragen für das Heizhaus und eine Halle seien erfolgsversprechend. „Diese Entwicklung macht doch mehr Spaß“, zeigte sich Streng zuversichtlich. Auch für Unterkunftsgebäude werden vielfältige Gespräche geführt, das ehemalige Stabsgebäude hat die Stadt Mellrichstadt inzwischen dem Kameradschafts- und Freundeskreis der Garnison (KFG) gesichert, um dort ein Dokumentationszentrum einzurichten.
Die Hainberg-Kaserne war Eigentum des Bundes, als Sondergebiet planungsrechtlich ein „weißer Fleck“. Nach der Privatisierung ist es nun Sache des Stadtrats, wie bereits Ende Juli 2009 so beschlossen, den Bereich der ehemaligen Kaserne durch einen Bebauungsplan für ein „Gewerbegebiet Hainberg-Areal“ zu überplanen. Ziel ist, eine gewerbliche Nutzung des Geländes und der vorhandenen Gebäude – vier Unterkunftsgebäude sind inzwischen zurückgebaut – zu ermöglichen. Betroffen ist eine Fläche von immerhin 19,35 Hektar.
Dem Stadtrat ist bei der Nutzung als künftiges Gewerbegebiet der Schallschutz für die benachbarte Hainberg-Siedlung wichtig. Daher erfolgt eine Beschränkung der gewerblichen Nutzung (nicht störende Nutzung) hinsichtlich der Lärmimmissionen. Die genauen Festsetzungen werden noch anhand eines Gutachtens ermittelt.
Der jetzt vorliegende Vorentwurf der Bayerischen Landessiedlung sieht eine Einzelparzellierung vor, wobei die Erschließung der Gebäude mit Strom, Gas und Wasser noch aussteht. „Die Gebäudestruktur lässt alles zu, was in einem Gewerbegebiet möglich ist“, machte Streng deutlich. Nun soll also mit dem Genehmigungsweg noch heuer das Feedback der Behörden eingeholt werden, um im Frühjahr 2012 stärker in die Offensive gehen zu können.
Die Vermarktung der ehemaligen Bundeswehr-Liegenschaft geht jetzt in die nächste Runde. Und nicht nur Bürgermeister Eberhard Streit hofft auf „mehr Bewegung im Gewerbegebiet Hainberg-Areal“.