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MELLRICHSTADT
Im Doku-Zentrum wird der Kalte Krieg anschaulich
Der Schützenpanzer Marder ist nicht nur Anschauungsobjekt, sondern kann von den Besuchern auch innen inspiziert werden.
Foto: P. Federlein | Der Schützenpanzer Marder ist nicht nur Anschauungsobjekt, sondern kann von den Besuchern auch innen inspiziert werden.
Peter Federlein
 |  aktualisiert: 10.06.2016 03:58 Uhr

Zum Museumsfest, verbunden mit einem Tag der offenen Tür, hatte der Kameradschafts- und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt (KFG) am Samstag eingeladen. Zahlreiche Besucher und Ehrengäste waren der Einladung ins Dokumentationszentrum Hainberg-Kaserne gefolgt. Der Vorsitzende der KFG, Oberstleutnant a. D. Gerhard Höhn, freute sich, dass er dazu ehemalige Kommandeure, Offiziere, Unteroffiziere, Truppführer, Kameraden sowie Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßen durfte.

Neue Abteilungen sind inzwischen im ehemaligen Stabsgebäude eingerichtet. Sie dokumentieren Zeit und Ende des sogenannten Kalten Krieges von 1945 bis 1992. Höhn stellte diese neu gestaltete Galerie im Flur bei einer Führung vor. In anderen Räumen erfuhren die Besucher einiges über Auslandseinsätze und die Gefahr in Afghanistan und Bosnien sowie über Übungs-Einsätze im Trainingsgelände in Shilo, Kanada.

Stolz ist Höhn auf die Neuanschaffung der KFG, den Schützenpanzer „Marder“. Dieses Vollkettenfahrzeug wurde mit tatkräftiger Unterstützung von Landrat Thomas Habermann und der Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär sowie Karl Hermann Reich gekauft. Der Panzer sei ein Sonderexemplar, so Höhn, denn aufgrund der Abrüstung sind viele Marder „entmilitarisiert“, also zerschnitten worden. Die Truppe hat inzwischen zu wenige. Und der Nachfolger, „Puma“ genannt, kommt noch lange nicht. Höhn versicherte, dass der Marder im Hainberg-Areal – wie auch die beiden anderen Panzer – niemals auf einen Betonsockel kommt. Der Marder wird ein Ausstellungsstück bleiben, wird gepflegt und an Öffnungstagen sollen Besucher auch einsteigen dürfen. Über den Bau einer Halle – eine Art Carport für den Marder und die beiden anderen Panzer – wird derzeit verhandelt.

Ulrich Waldsachs, Bürgermeister von Ostheim, war in seiner Soldatenzeit Panzergrenadier im Marder. Routiniert wie eh und je, ausgestattet mit dem Wissen, wie und wo die nötigen Handgriffe anzuwenden sind, erklomm er beim Museumsfest seinen ehemaligen Platz im Heck des Panzers.

Als festen Bestandteil der Kulturlandschaft der Stadt wertet Bürgermeister Eberhard Streit das Haus in der ehemaligen Hainberg-Kaserne. Streit erinnerte sich an den traurigen Moment, als er vor zehn Jahren, im Herbst 2006, als erste offizielle Amtshandlung der Schließung der Kaserne beiwohnen musste. Die Erinnerung an eine gute gemeinsame Zeit von Stadt und Bundeswehr aufrechtzuerhalten, sei eine Aufgabe des Dokumentationszentrums. Weit wichtiger ist aber, dass die Ereignisse, Zusammenhänge und Auswirkungen einer weltweit prägenden Epoche erlebbar und erfahrbar gemacht werden, so der Bürgermeister. Das ist vor allem für Schulklassen wichtig, die durchs Dokumentationszentrum geführt werden. Die Kinder machen übrigens einen Großteil der Besucher aus. Streit würdigte auch im Namen der Stadt und des Stadtrates die wertvolle Arbeit der ehrenamtlichen und engagierten Vereinsmitglieder.

Der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll würdigte die Leistungen Höhns, der mit Leidenschaft und dem Engagement weiterer Kameraden das Dokumentationszentrum nach vorne bringt. Auf diese Weise ist eine Informationsstelle entstanden, die vielen Schülern, der Bevölkerung und auch Touristen die Möglichkeit bietet, den Kalten Krieg kennenzulernen und zu erfahren, was sich in dieser Zeit tatsächlich in der Welt und hier vor Ort abgespielt hat.

Die Angebote von Führungen durch die Untergeschosse des Stabsgebäudes wurden von vielen Besuchern wahrgenommen. Neben den Arbeitsräumen, in denen geheime taktische Pläne verwahrt und überarbeitet wurden, führte Karl Naumann durch die Hauptattraktion im beziehungsweise unter dem Gebäude: den Atombunker. Hier wurde nahezu alles im Originalzustand belassen. Selbst die Verpflegung der Soldaten, sogenannte Einmannpackungen, sind noch vorhanden. Der Bunker hat auch einen Notausgang; dieser wurde auch von Soldaten als Ausgang für nächtliche Exkursionen genutzt, wie Naumann schmunzelnd verlauten ließ.

Karl Naumann führte Besuchergruppen in die unteren Stockwerke des ehemaligen Stabsgebäudes. Höhepunkt war der Eintritt in den Atombunker. Der Zugang erfolgt über eine Schleuse, in der eine Dekontaminierung – Reinigung von gefährlichen Verschmutzungen – durchgeführt wird.
Foto: Federlein | Karl Naumann führte Besuchergruppen in die unteren Stockwerke des ehemaligen Stabsgebäudes. Höhepunkt war der Eintritt in den Atombunker.
 
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