
Die Nachricht traf am Dienstagmittag nicht nur die Belegschaft des Bad Neustädter Automobilzulieferers Preh hart. Auch Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann (CSU) zeigte sich von der Entscheidung des Unternehmens, über 400 Stellen vor Ort abzubauen, geschockt.
"Ich habe die Nachricht mit Bestürzung, Betroffenheit und Entsetzen aufgenommen", so Habermann im Gespräch mit dieser Redaktion. Über den "Buschfunk" seien erste Informationen zum Stellenabbau bereits am Montagnachmittag zu ihm gedrungen. Offiziell informiert wurde er seitens der Geschäftsführung von Preh jedoch erst in einer Videokonferenz am Dienstagmittag.
Landrat Thomas Habermann wurde vorab nicht informiert
Vorinformationen von Seiten der Geschäftsleitung gab es nicht, äußert der Landrat sich kritisch: "Das war früher anders. Man stand eigentlich immer im direkten Austausch und war permanent über gute und aber auch negative Entwicklungen informiert gewesen."
Dass bei Preh bis Ende des Jahres 420 Stellen über alle Bereiche hinweg sozialverträglich abgebaut werden sollen, sei "natürlich für die Stadt Bad Neustadt, den Landkreis Rhön-Grabfeld und die ganze Region ein sehr harter Schlag." Zumal in den vergangenen Monaten bereits 300 Arbeitsplätze bei Valeo und 120 Arbeitsplätze bei Schindler in Bad Königshofen abgebaut wurden.
Habermann habe im Gespräch mit der Konzernspitze von Preh darauf hingewiesen, dass man zusammen mit Betriebsrat und Gewerkschaften Möglichkeiten, wie Teilzeitmodelle oder Verkürzung der Arbeitszeiten diskutieren müsse, um die 420 bedrohten Arbeitsplätze zu reduzieren. "Die Zahl muss signifikant nach unten gebracht werden", fordert er.
Preh setzt weiter auf den Standort Bad Neustadt
Habermann ist froh, dass das Unternehmen am Standort Bad Neustadt festhält und vertraut auf bessere Zeiten. Deshalb setzt er auf eine vorausschauende Personalpolitik des Unternehmens. "Es kommen auch wieder andere Zeiten und dann ist es auch eine Wahrheit in der Industrie, dass man froh ist, dass man sich nicht von allen Mitarbeitern getrennt hat", erklärt er.
Gerade deshalb sollte man sich auch Brückenmöglichkeiten überlegen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die nächsten ein bis zwei Jahre zu halten. Dann habe man diese, wenn man sie wieder brauche. "Das habe ich in unserem Telefonat deutlich zum Ausdruck gebracht."
Der Landrat holt sich nun politische Unterstützung in München. "Ich werde umgehend die Staatsregierung, den Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister informieren. Es geht auch nicht nur um die vielleicht 420 Preh-Mitarbeiter, sondern auch um Valeo und Schindler. Es braucht jetzt klare Hilfen und auch klare Aussagen von Seiten der Staatsregierung und von Seiten des Wirtschaftsministers."
Landrat äußert Kritik an der Politik
Kritisch blickt Rhön-Grabfelds Landrat auf die politischen Rahmenbedingungen: "Ich kann mich nur entschuldigen, dass die deutsche Industriepolitik nicht gerade freundlich ist in Bezug auf das Auto."

So fehle auch die Planungssicherheit für Unternehmen. "Wie ist die Lage? Raus aus dem Verbrenner? Nun haben alle – auch Preh – in die Elektromobilität investiert. Dann kommt wieder die Kehrtwende und es soll zurück zum Verbrenner", kritisiert Habermann scharf. "Wir werden in der Zukunft beides brauchen, sodass solche Investitionen nicht vergeblich sind."
Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner: "Das ist der nächste Schock"
Auch Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner (FW) wurde am Dienstagmittag von der Nachricht überrascht. "Das ist der nächste Schock für die Kreisstadt nach Valeo", so Werner. "In Summe sind wir jetzt bei über 700 Arbeitsplätzen, die innerhalb eines Jahres abgebaut werden. Das ist heftig!"
Nachdem es bei Valeo nicht gelungen ist, die Arbeitsplätze zu halten, will der Bürgermeister alles daran setzen, dass Bad Neustadt nun mit einem blauen Auge davon komme. "Wir müssen jetzt zusammenrücken und das Bestmögliche raushandeln."
In der Vergangenheit habe es bereits gemeinsame Termine mit Landkreis und Unternehmen gegeben, bei denen beispielsweise Förderprogramme vorgestellt wurden. "Wir waren auch mit Preh in einem guten Austausch und hatten auch über die Erweiterung des Werks gesprochen", so Werner. "Da es in den vergangenen sechs Monaten aber ruhig wurde, hat man schon erahnt, dass die Erweiterung nicht weiter verfolgt wird."
Für die Valeo-Mitarbeiter hatte die Stadt extra eine Job-Messe veranstaltet, so Werner. "Wenn man sich den Markt aktuell aber ansieht, ist er bedient. Wir müssen sehen, welche Möglichkeiten wir anbieten können, werden aber nichts unversucht lassen."
Man hat entschieden, gegen den Trend am Weltmarkt weiterhin auf Verbrenner Technologie zu setzen. Hier ging es ausschließlich um kurzfristige Gewinnmaximierung.
Dazu hat man das untere und mittlere Preissegment für e Autos, also den Volumenmarkt, kampflos den Chinesen überlassen und lieber auf "Premium" gesetzt.
Dazu hat ahnungslose konservative Politik eine Kampagne nach der anderen gegen E Mobilität in Deutschland geritten und die Autokäufer zutiefst verunsichert. Deutschland stagniert, andere Märkte boomen.
Was jetzt hier passiert sind die Folgen dessen.
Wer das tote Pferd zu lang reitet, ist irgendwann selbst tot. Das Geschäft machen die, die abgestiegen sind und die richtigen Modelle im Programm haben.
Daran wird auch die Abschaffung des Verbrennerverbots, welches gar keines ist , oder ein Regierungswechsel etwas ändern.
Was sollte die Politik also machen? Den halbtoten Reiter des toten Pferdes noch weiterhin mit Steuergeldern füttern?
Die Strafzölle gegen chinesische Importe helfen auch nicht. Hätte man die richtigen Modelle im Programm, bräuchte man die Konkurrenz nicht fürchten. So wird es alles nur noch schlimmer machen, wenn China seinerseits Strafzölle auf unsere Waren erheben wird. Wir sind vom Export abhängig.
Das Problem bei den Automobilzulieferern ist, dass die mittelständischen Unternehmen oft von einem einzigen Großkunden abhängig sind. Dabei kann schon das Wegbrechen eines einzigen Rahmenvertrages den Fortbestand des Unternehmens gefährden.
Unsere Wirtschaft erneuert sich fortlaufend.
Altes verschwindet und Neues kommt. War so, ist so.
Dumm nur, wenn eine wichtige Branche und konservative Politik glaubt, diesen Kreislauf durchbrechen zu können: am Alten festhalten und das Neue blockieren. Das kann nur und wird schief gehen! Die ersten Folgen sind unübersehbar.
Allerdings bin ich bezüglich der Lohnkosten anderer Meinung. Eine heutige, moderne Fahrzeugfabrik ist hoch automatisiert. Gegenüber den Abschreibungen der installierten Anlagen Ist der Lohnfaktor bei der Produktion vergleichsweise niedrig.
Wären wirklich die Lohnkosten der ausschlaggebende Faktor, hätte Tesla niemals in Deutschland eine der modernsten Fahrzeugfabriken der Welt hingestellt. Oder glauben Sie, dass ein auf maximalen Gewinn getrimmtes US Unternehmen diesen simplen Fehler machen würde?
Und wir machen uns Gedanken über Industriebeamte deren Frage ist ob Ballermann , oder Dubai im Sommer auf dem Programm
steht.
Es wird Zeit, das unser Land lernt kleinere Brötchen zu backen.
Ich finde Ihren Kommentar einfach nur völlig daneben und geschmacklos. Hier geht es um 420 Menschen, um 420 Existenzen, viele wohl mit Familien im Hintergrund. Und dann Ihr Kommentar, mir absolut unverständlich wie man so etwas von sich geben kann. Bleibt nur zu hoffen, dass ihr Leben in weiterhin in geregelten Bahnen verläuft. Dankeschön und alles Gute.
Erster Gesellenlohn 1985 1200 Mark.
Danach für 20 Monate Zivildienst.
500 Mark im Monat.
Dank der Hilfe meiner Eltern hätte ich das nicht stemmen können.
Ach ja, dazu kam noch die tägliche Fahrt zu meiner Lehrstellen mit dem Mofa (einfach 8 Km), ob es Stürmt oder Schneit.
Von meinen Vorfahren, die die ganze Kriegsscheiße mitmachen mussten möchte ich erst gar nicht reden.
Kommt erst mal aus Euren Wattebäuschen raus.
Nächster Familientrip Malle, oder Dubai?
Schönes Leben Ihnen!
Jetzt wird wieder auf die Regierung rum gehackt die dafür sehr wenig kann. 16 Jahre schwarz und nur gespart obwohl günstiges Geld da war. Nun haben wir den Salat, kaum Digitalisierung, zu wenig technische Infrastruktur, weltweite Konjunkturschwäche, Krieg, weltweite Inflation usw.