24 Jahre lang lenkte Bruno Altrichter als Bürgermeister die Geschicke von Bad Neustadt. In diese Zeit fielen große Projekte wie das Triamare oder die Stadthalle. Für seine Verdienste wurde dem Altbürgermeister und aktuellem stellvertretenden Landrat an diesem Mittwoch im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Altrichter ist damit der elfte Ehrenbürger von Bad Neustadt. Er steht in einer Reihe mit Altbürgermeister Paul Goebels, Jakob Preh oder auch Eugen Münch. "Ich weiß, was es bedeutet, Ehrenbürger zu sein", sagt der 70-Jährige, der erst kürzlich seinen runden Geburtstag feierte, im Vorfeld der offiziellen Ernennung gegenüber dieser Redaktion. "Ich freue mich sehr, die Auszeichnung nötigt mir aber auch angesichts der weiteren Ehrenbürger mit deren Lebensleistungen Respekt ab."
Wahlversprechen von 1996: Bürgerdialog und Fokus auf die Stadtteile
Entsinnt sich der ehemalige Bürgermeister noch an seine Wahlversprechen von 1996? "Ein zentraler Punkt war der Bürgerdialog, mit dem der Bevölkerung eine stärkere Nähe zur Stadtpolitik ermöglicht werden sollte", blickt Altrichter zurück. Unter anderem habe er nach seiner Wahl die Bürgersprechstunde eingeführt. "Immer am Samstag außerhalb der Dienstzeit. Da geht kein Telefon und man hat Zeit für die Bürgerinnen und Bürger."
Auch versprach er, die Stadtteile mehr ins Bewusstsein zu rücken. In Löhrieth habe damals ein längeres Stück der Ortsdurchfahrt über Kopfsteinpflaster verfügt, was für die Anwohner recht laut gewesen sei. Wenn er gewählt werde, so habe er zugesichert, werde das Kopfsteinpflaster entfernt. Was dann auch geschehen ist.
Bruno Altrichter kann in seiner langen Zeit als Bürgermeister auf viele Ereignisse blicken. Was waren für ihn die wichtigsten? "Höhepunkte waren für mich ganz gewiss die Wahlen. Als ich 1996 zum ersten Mal gewählt und nachfolgend dreimal wiedergewählt wurde." Das sei für ihn Bestätigung, Auftrag und Motivation gewesen.
Höhepunkte: Triamare, Schulen, Kindergärten und die Stadthalle
Bei den Baumaßnahmen würden das Triamare, die Schulen und Kindergärten, die Gemeindehäuser wie in Mühlbach, Löhrieth oder Lebenhan und als größtes Projekt natürlich die Stadthalle hervorstechen. Aber auch der Brückenschlag vom Bahnhof zum Marktplatz und die Ernennung Bad Neustadts zur Modellstadt für Elektromobilität dürften in der Auflistung nicht fehlen.
Herausragend sei für ihn auch die Aufstufung von Bad Kissingen und Bad Neustadt zum Oberzentrum im Jahr 2018 gewesen. "Das ist ein Markenzeichen und das stimmt mich zufrieden." Bad Neustadt werde seiner Rolle als Oberzentrum gerecht, ist Bruno Altrichter überzeugt. Als Beschäftigungsstandort sowie durch die Angebote in den Bereichen Dienstleistungen, Bildung und Gesundheit.
Bad Neustadt verfügt über viele unterschiedliche Berufsbilder auf hohem Niveau
Die Stadt verfüge über Unternehmen, die Nachwuchs qualifizieren und ganz unterschiedliche Berufsbilder darstellen, die hohen Ansprüchen genügen würden. Der Stadtrat habe durch seine Bauleitplanungen gezielt die Industrie gefördert, was dazu geführt habe, dass Bad Neustadt eine gute Entwicklung genommen hat.
Gibt es auch etwas, an das sich der Brendlorenzer nicht so gerne erinnert? Es habe auch schwierige Phasen gegeben, erklärt Altrichter. "Die Affäre im Bauamt 2005 war eine ganz schwere Zeit, sowohl von der Tatsache als auch von der Dimension her." Man habe jedoch den Schaden dieses Korruptionsfalles für die Stadt spürbar begrenzen können.
Zudem habe es einige nicht einfache Dialoge mit der Bevölkerung gegeben, zum Beispiel über den Umbau des oberen Marktplatzes mit der Marktbärbelpassage, die Parkgarage und auch die neue Stadthalle, deren Bau erst nach einem Bürgerentscheid möglich wurde. Die intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sei aber auch fruchtbar gewesen. Bei der Stadthalle beispielsweise sei mit dem Bürgerentscheid das Vorgehen des Stadtrates bestätigt worden und die Umsetzung habe auf einem stabilen Fundament gestanden.
Kritischer Blick auf das Voranbringen regenerativer Energien und den Tourismus
Selbstkritisch schaut Bruno Altrichter auf den Themenbereich regenerative Energien und Klimapolitik. Hier sei man zu nachlässig gewesen und hätte das ein oder andere intensiver machen sollen, bekennt er. Ähnlich blickt er auf den Tourismus: "Beim Tourismus sind wir in meiner Zeit nicht gut genug vorangekommen und waren nicht sehr erfolgreich."
Handlungsbedarf bestehe zudem nach wie vor beim Bahnhof. "Das ist ein Dauerbrenner", so Bruno Altrichter. "Da muss etwas geschehen." Seit vielen Jahren bereits sei die Stadt bemüht, das Bahnhofsumfeld ansprechender zu gestalten.
Vom Bürgermeister zum stellvertretenden Landrat. Wie gefällt Bruno Altrichter seine jetzige Aufgabe? "Das Amt hat den Vorteil mit sich gebracht, dass ich nach 24 Jahren Bürgermeister-Tätigkeit nicht komplett auf null heruntergefahren bin und weiter in der Kommunalpolitik tätig sein kann", meint er dazu. Inhaltlich würden im Gegensatz zum Bürgermeisteramt nun repräsentative Aufgaben überwiegen.
Altbürgermeister Bruno Altrichter ist ein begeisterter Radfahrer
Die mehr gewordene Freizeit werde in erster Linie mit der Familie und den Enkeln ausgefüllt. Gerne seien er und seine Frau auch mit ihrem Wohnmobil unterwegs. Bruno Altrichter ist zudem ein begeisterter Radfahrer. "Dank einer momentan guten Gesundheit ist das möglich."
Hier ist er auch gleich bei seinem größten Wunsch für die Zukunft. "Es wäre schön, wenn ich weiterhin gesund bleibe. Das ist das allerwichtigste." Und außerdem? "Dass unsere Heimat, Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld, eine positive Entwicklung nehmen und gute Voraussetzungen für die junge Generation geschaffen werden."