Es war im Dezember 2013, da blickte auch der damalige geschäftsleitende Beamte der Stadt Bad Neustadt, Michael Weiß, gebannt auf einen Monitor im Rathaus. Auf diesem zu sehen waren die Ergebnisse des Bürgerentscheids, ob die alte Stadthalle aus dem Jahr 1956 erhalten oder abgerissen werden soll. Die Mehrheit entschied sich bekanntlich für den Neubau einer Stadthalle.
In diesen Tagen, in denen der Stadthallen-Neubau seinen fünften Geburtstag feiert, dürfte Michael Weiß – mittlerweile im Ruhestand – das eine oder andere Mal an diese Zeit denken. Die Erinnerungen daran sind jedenfalls noch sehr präsent, wie sich im Gespräch mit dieser Redaktion zeigt.
Zunächst standen die Zeichen auf Sanierung der Stadthalle
"Dass an der alten Stadthalle etwas gemacht werden muss, stand außer Frage", sagt er heute. Als eine "etwas ältere Dame" bezeichnete ein Leser 2013 in dieser Zeitung die Stadthalle. Die Verwaltung mitsamt Michael Weiß und der Stadtrat gingen jedoch zunächst davon aus, dass die "ältere Dame" lediglich aufgehübscht werden müsste.
Im Laufe des Prozesses sprangen ihm und der früheren Stadtbaumeisterin Barbara Stüdlein Alternativpläne ins Auge. Ein Neubau wurde konkreter, auch weil sich die Kostenschätzungen sowohl für eine Sanierung, als auch für einen Neubau beinahe die Waage hielten. "Wobei wir damals in beiden Fällen von verschiedenen Unbekannten ausgehen mussten", sagt Weiß zum finanziellen Aspekt. Gemeint waren Unsicherheiten, beispielsweise wie es unter dem Fundament aussieht oder die allgemeine Schadstoffproblematik.
Parallelen zur aktuellen Fronhof-Diskussion?
Die öffentliche Kritik an den Neubauplänen wurde in der Folgezeit nicht leiser, schnell sammelten Gegner Unterschriften für einen Bürgerentscheid. Michael Weiß erinnert sich zu dieser Zeit an eine Umfrage in der Zeitung, in der sich eine große Mehrheit für einen Erhalt der alten Halle aussprach. Er vergleicht die Situation ein wenig mit der aktuellen Diskussion rund um das Fronhof-Projekt.
Die Verwaltung und er ließen nicht locker, waren weiter von der Notwendigkeit eines Neubaus überzeugt. Es folgten von der Stadt organisierte Informationsveranstaltungen, eine Podiumsdiskussion und ein Tag der offenen Tür, "der den Durchbruch brachte", so Weiß. Die Bürger konnten sich vom teilweise mangelhaften baulichen Zustand des Gebäudes selbst überzeugen, die Stimmung kippte Richtung schließlich Neubau. Das Ergebnis des Bürgerentscheides 2013 bestätigte den Stimmungswandel.
Vollends Ruhe kehrte jedoch auch danach nicht ein, gerade nach Bekanntgabe der Kostensteigerung für den Neubau von 9,5 auf zwischenzeitlich 14,6 Millionen Euro (am Ende waren es über 16 Millionen Euro). Dass die Stadkasse in Wirklichkeit geringer belastet wurde, ging in dieser Kritik, so Michael Weiß, weitgehend unter.
Höhere Fördersumme dank der Hartnäckigkeit der Verwaltung
Rechtliche Streitigkeiten sorgten zu dieser Zeit dafür, dass kaum noch Fördermittel für öffentliche touristische Infrastruktureinrichtungen (RÖFE-Förderung) bewilligt wurden. "Mit dieser Entscheidung haben wir uns intern nicht zufriedengegeben", berichtet Michael Weiß. Die Hartnäckigkeit des früheren Kämmerers Klaus Ullrich und der gesamten Verwaltung zahlte sich letztlich aus. Statt rund einer Million Euro durfte sich die Stadt schließlich über eine Förderung in Höhe von rund sechs Millionen Euro freuen.
Auch die Entscheidung, auf eine hochwertige, festinstallierte und langlebige Audioanlage in der neuen Stadthalle zu setzen und andere Komponenten mit kürzerer Lebensdauer lediglich zu mieten, zahlte sich im Nachhinein aus. Das kann Michael Schönmeier bestätigen. Der jetzige Stadthallenmanager stand damals noch als Konzertveranstalter auf der anderen Seite. "Mein erster Eindruck war: Was steht denn hier für eine moderne Stadthalle mit einer Technik, die ihresgleichen sucht", so Schönmeier. Danach fiel ihm auf, dass sich die Bad Neustädter in kürzester Zeit mit "ihrer Stadthalle" identifiziert hätten. "Da hat sich ausgezahlt, dass die Bürger im ganzen Prozess mitgenommen wurden."
Der Bürgermeister gerät noch immer ins Schwärmen
Ein Satz, bei dem auch Bürgermeister Michael Werner nicken konnte. Gerade im Hinblick auf den Bau an sich kommt das Stadtoberhaupt auch rund fünf Jahre nach der Eröffnung noch ins Schwärmen. "Die historische Altstadt in unmittelbarer Nähe auf der einen Seite und hier die Moderne mit einem tollen Ambiente, wenn die Halle am Abend beleuchtet wird und man daran vorbeiläuft."
Er freue sich jedes Mal, eine gut besuchte Halle zu sehen und hier selbst Gast zu sein. "Und wenn dann auch noch Kollegen von mir sagen, sie kommen gerne einmal in diese Stadthalle, dann ist das eine Bestätigung, dass der Neubau richtig und sinnvoll war. Mein größter Dank geht deshalb an alle Mitwirkenden damals."