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Salz
13-Jähriger hatte kleinem Storch in der Rhön das Leben gerettet: Wie es Wastl geht und warum er jetzt Petra heißt
Das aus dem Nest geworfene Storchenbaby aus Salz hat ein neues Zuhause gefunden. Und einen Freund. Irgendwann wird es jedoch in die freie Natur zurückkehren.
Storch Wastl (links) ist, seit er auf der Storchen-Auffangstation in Wabern ist, deutlich gewachsen. Er kann sogar schon stehen. Sein Nest teilt er sich mit Storch Johannes, der ein paar Tage älter ist. Beide verstehen sich sehr gut miteinander.
Foto: Andrea Krüger-Wiegand | Storch Wastl (links) ist, seit er auf der Storchen-Auffangstation in Wabern ist, deutlich gewachsen. Er kann sogar schon stehen. Sein Nest teilt er sich mit Storch Johannes, der ein paar Tage älter ist.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 14.06.2023 02:31 Uhr

Die Berichterstattung über das Storchenjunge aus Salz, das von seinen Eltern aus dem Horst neben dem Gemeindezentrum geworfen wurde, hat großes Interesse hervorgerufen. Vor allem wegen der ungewöhnlichen Rettungsaktion: Der 13-jährige Jonathan Bodenstein fand den kleinen Storch. Zusammen mit seinen Eltern und dem Bastheimer Vogelzüchter Martin Omert wurde das Tier, das den Namen Wastl erhalten hatte, zur Storchenstation Wabern im hessischen Schwalm-Eder-Kreis gebracht. Wie geht es dem jungen Storch eine Woche später? Hat die Geschichte ein Happy End gefunden?

Das hat sie in der Tat. "Er nimmt zu, wächst, hat bereits einen Ring bekommen und ist auch schon in der Lage, auf seinen zwei Beinen zu stehen", erzählt Andrea Krüger-Wiegand von der Storchenstation Wabern auf Nachfrage dieser Redaktion. Bis dahin sei es aber nicht so einfach gewesen. Der kleine Wastl habe große Angst vor seinen Artgenossen gehabt. Was vielleicht auch daran gelegen habe, dass er eine Verletzung auf seinem Rücken hatte. Störche würden jedoch unbedingt Kontakt zu anderen Störchen brauchen. "Einzelaufzuchten gehen gar nicht", betont die Storchen-Expertin.

Eine Fehlprägung und Fixierung auf den Menschen soll vermieden werden

Wenn das Tier zu sehr auf Menschen fixiert ist, sei es für die Natur verloren. Es suche die Nähe zu Menschen und auch Hunden und könne dadurch in Gefahr geraten. Um keine Fehlprägung entstehen zu lassen, sollen sich die Störche so wenig wie möglich an Menschen gewöhnen. Dafür aber um so mehr an ihre Artgenossen. Andrea Krüger-Wiegand setzte also zu Wastl einen gleichaltrigen Storch ins Nest: Johannes. Und nach anfänglicher Scheu seien Wastl und Johannes heute ein Herz und eine Seele. 

Andrea Krüger-Wiegand betreibt die Storchenstation Wabern in Nordhessen. Sie versorgt den kleinen Storch aus Salz.
Foto: Andrea Krüger-Wiegand | Andrea Krüger-Wiegand betreibt die Storchenstation Wabern in Nordhessen. Sie versorgt den kleinen Storch aus Salz.

Eine weitere Veränderung musste der kleine Storch erfahren. Wastl heißt nicht mehr Wastl, sondern Petra. Die Storchenstation in Wabern finanziert sich im Wesentlichen über Patenschaften. Von den Paten werden die Kosten für das Futter übernommen und die Tiere erhalten den Vornamen ihres Paten. Die Gönnerin des Sälzer Storches trägt eben den Vornamen Petra. "Wir hoffen, dass Petra tatsächlich auch ein Weibchen ist", so Krüger Wiegand. Das weiß man aktuell noch nicht. Bei Störchen erkennt man das Geschlecht erst bei der Paarung. Und bis dahin hat Petra noch ein bisschen Zeit.

Bei Andrea Krüger-Wiegand erhalten die Störche einen Ersatzhorst. Am Anfang ist dieser nicht so hoch, mit der Zeit wird er dann immer größer. Davonfliegen kann Petra noch nicht. Bis der mittlerweile fünf Wochen alte Storch flügge ist, wird es noch drei bis vier Wochen dauern.

Wie wird es mit dem Storch aus Salz weitergehen?

Bis dahin vertreibt er sich die Zeit mit Fressen, Trinken und Schlafen. Zwischendurch spielt er mit Johannes. "Wenn der eine Storch etwas im Schnabel hat, dann will es der andere auch haben", schildert Krüger-Wiegand. Auch wenn genug zu fressen daliegt. Aber: "Wenn sie satt sind, machen sie Dummheiten", so die Expertin. Der Sälzer Storch habe richtig Glück gehabt, dass er relativ weich auf eine Hecke gefallen ist und sich nun seines Lebens freuen kann. 

Wie wird es mit Petra weitergehen? "Irgendwann fliegt sie weg", sagt die 66-Jährige. Die Pflegestörche verlassen ihren Ersatzhorst. Anfangs kommen sie noch das ein oder andere Mal zum Fressen zurück, bald dann aber nicht mehr. Ende August wird sich Petra wohl anderen Jungstörchen anschließen und gen Süden fliegen.

Andrea Krüger-Wiegand führt die Storchenstation Wabern ehrenamtlich

"Ich habe bislang alle meine Störche gut auswildern können", führt Andrea Krüger-Wiegand aus. Aktuell versorgt sie elf Störche, sieben Jung- und vier Altstörche. Zwei Störche leben auf Dauer in Wabern. Die Rentnerin kümmert sich allein und ehrenamtlich um die Tiere. Seit 1990 widmet sie sich bereits der Wildvogelpflege. Neben der Finanzierung über die Patenschaften erhält sie Unterstützung von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. 

Kann es passieren, dass Petra nach Wabern zurückkehrt? "Auf jeden Fall", meint Krüger-Wiegand. Möglicherweise auch zu einem der drei Horste der Tierpflegerin. Das habe sie schon einige Male erlebt. Störche würden im Umkreis von 100 Kilometern zu dem Ort, den sie verlassen haben, wieder zurückkommen.

Der 13-jährige Jonathan Bodenstein hat den kleinen Storch am Fuße des Horstes in Salz gefunden. Daraufhin nahm eine außergewöhnliche Rettungskette ihren Lauf.
Foto: Andreas Sietz | Der 13-jährige Jonathan Bodenstein hat den kleinen Storch am Fuße des Horstes in Salz gefunden. Daraufhin nahm eine außergewöhnliche Rettungskette ihren Lauf.

"Ich finde es ganz toll, dass Jonathan den Storch abgegeben hat", lobt Andrea Krüger-Wiegand den Jungen aus Salz. "Das ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen." Aber es sei die richtige Entscheidung gewesen. Leider komme es oft vor, dass Menschen Störche finden, nicht loslassen können und sich erst dann melden, wenn es zu spät ist und der Storch schon eine Fehlprägung hat. 

Jonathan aus Salz: "Ich freue mich, dass es Wastl gut geht."

Was sagt Jonathan zu den Neuigkeiten aus Nordhessen? Der 13-Jährige findet es schön, dass der Storch bereits Freundschaft geschlossen hat. "Ich freue mich, dass es Wastl gut geht", sagt er. Was ihn jedoch auch freuen würde, wäre, wenn der Wastl oder die Petra einmal wieder in die Rhön zurückkommt.

 
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