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Lindau/Blaubeuren
Wo ist Storch "Zalti"?
Eine Lindauer Tierärztin päppelt einen verletzten Storch auf, entlässt ihn in die Freiheit. In Österreich wurde er eingefangen. Jetzt ist "Zalti" verschwunden.
Julia Baumann, Barbara Baur
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:59 Uhr

Es ist eine der kuriosesten Tiergeschichten des bisherigen Jahres. Die Hauptrolle spielt "Zalti", ein junger Storch, der eine ungewöhnliche Reise hinter sich hat – und der nun verschwunden ist.

Von Anfang an: "Zalti" ist nach der Tierärztin Barbara Zaltenbach-Hanßler benannt. Sie hatte das junge Tier aufgepäppelt. "Zalti" war im vergangenen Frühjahr geschlüpft. "Die Eltern sind von anderen Störchen vertrieben worden", sagt Zaltenbach-Hanßler. Sie hätten drei Küken im Horst zurückgelassen, zwei davon hätten die anderen Störche getötet. Eines sei verletzt worden, überlebte aber. Dieser Jungstorch wurde zu der Tierärztin gebracht, die häufig Wildtiere aufpäppelt, um sie dann wieder freizulassen.

In Lindau wird Storch "Zalti" zu einer Berühmtheit

Als die Wunden des kleinen Storchs verheilt gewesen seien und er mit ersten Flugversuchen begonnen habe, habe sie ihn in die Freiheit entlassen. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde und Storchenstationen in Deutschland und der Schweiz habe sie entschieden, ihn in Lindau zu lassen. Denn in der Stadt siedeln sich immer mehr Störche an, im Moment gibt es mehrere Brutpaare. „Er hat sich schön entwickelt und ist allein zurechtgekommen“, sagt die Tierärztin.

In Lindau ist der junge Storch vielen Menschen aufgefallen. Sie haben ihn fotografiert, gefilmt und die Bilder im Internet geteilt. Darauf ist zum Beispiel zu sehen, wie er auf Autos sitzt – etwa auf einem Supermarktparkplatz. 

Ein Ausflug nach Österreich bedeutete für den Vogel dann das Ende seiner Freiheit. Karl Heinz Hanny von der Tierrettung Vorarlberg fing ihn nach Abstimmung mit dem Landesveterinär ein. Der Tierretter habe selbst beobachtet, wie der Storch Menschen und Hunden nahe kam, sagt er. Für ihn sei das ein eindeutiges Zeichen, dass der Storch Hilfe brauche – obwohl er in einem sehr guten Zustand gewesen sei. Hanny ist überzeugt: "Er ist fehlgeprägt."

Der junge Storch türmte ein einer Pflegestelle

Der Storch sei für viele Passanten ein Ärgernis gewesen, teilt die Landespressestelle Vorarlberg mit. Nicht jeder wisse, wie er mit einem Storch umgehen solle, der keine Scheu zeige. Außerdem habe sich das Tier selbst gefährdet, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein Hund zugebissen hätte. Tierärztin Zaltenbach-Hanßler ist trotzdem überzeugt davon, richtig gehandelt zu haben, als sie den verletzten Storch aufnahm. „Wir haben ihn nicht betüdelt, und mit den anderen Tieren war er auch nicht zusammen“, sagt sie. Sie habe alles dafür getan, ihn in die Natur zurückzuführen und kein untypisches Verhalten beobachtet.

Die Verantwortlichen in Vorarlberg ließen den Storch übergangsweise in den Tierpark Feldkirch bringen. Danach kam er wieder nach Deutschland, und zwar zu einer Pflegestelle für Wildvögel in der Nähe von Blaubeuren im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis. „Er wird dort zusammen mit Artgenossen gehalten, und es soll versucht werden, ob die Fehlprägung korrigiert werden kann“, schreibt die Landespressestelle.

Doch dann die nächste Überraschung: "Zalti" ist inzwischen aus der Pflegestelle getürmt. "Die Auffangstation hat uns gemeldet, dass der Storch entwischt sei", bestätigt Daniela Baumann, Sprecherin des Landratsamts im Alb–Donau–Kreis. Wie genau der Vogel entkommen konnte, kann sie nicht sagen. Zwar halte man jetzt Ausschau, explizit gesucht nach ihm werde aber nicht. "Er ist gesund, flugfähig — und sollte in der Lage sein, sich selbst zu ernähren", sagt Baumann.

Kommt "Zalti" wieder nach Lindau zurück?

Zalti hat wohl Tatsachen geschaffen, kurz bevor er ohnehin wieder in die Freiheit entlassen worden wäre. "Es war schon alles vorbereitet für seinen Rücktransport nach Lindau", erklärt die Landratsamtssprecherin. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde in Lindau habe man sich darauf geeinigt, dass der Storch zurück an den Bodensee soll, um dort in Freiheit zu leben.

Doch wo ist "Zalti" jetzt? "Es kann sein, dass er nach Lindau zurückkommt", sagt Isolde Miller vom Lindauer Bund Naturschutz (BN). Schließlich sei der Storch ein Zugvogel und müsste die Koordinaten von Lindau gespeichert haben. Miller glaubt, dass es falsch war, das Tier jetzt einzusperren. Sie ist überzeugt: Der Storch wildert sich selbst wieder aus. "Er hatte auch hier schon Kontakt mit anderen Störchen." Wenn die Tierärztin Zaltenbach–Hanßler den Storch nicht aufgepäppelt hätte, wäre er vermutlich gestorben, glaubt Miller. "Man kann einen Storch nicht gesund pflegen ohne Kontakt", sagt sie. 

Trotzdem seien in diesem Fall Fehler gemacht worden. Nicht von der Tierärztin, sondern von der Bevölkerung – und vielleicht auch vom Bund Naturschutz. "Wir hätten uns da einklinken und die Leute bitten können, ihn nicht zu locken und nicht zu füttern." Denn das sollte ein Wildtier wirklich nicht machen: Menschen aus der Hand fressen. (mit sast)

 
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