
Einst waren Störche in Rhön-Grabfeld eine Seltenheit, doch seit ein paar Jahren werden die Tiere häufiger in den Saalewiesen bei Bad Neustadt gesichtet. Im April dieses Jahres errichtete die Gemeinde Salz in der Karl-Straub-Straße einen Horst, und der war gleich heiß begehrt: Vier Storchenpaare wollten einziehen. Das schnellste Duo machte das Rennen.
Der Autor hat das Paar 90 Tage lang begleitet. Bei seinen Besuchen, meist am frühen Abend, hat er miterlebt, wie aus drei Eiern kleine Störche schlüpften. Er musste auch miterleben, was passiert, wenn für den Nachwuchs zu wenig Raum und Nahrung zur Verfügung steht: Nur das stärkste Küken überlebte.
Schichtwechsel bei den Eltern
Zunächst war der Einblick in das Nest nur dank einer Anwohnerin möglich. Sie erlaubte, dass die Tiere aus ihrem Dachfenster heraus fotografiert werden konnten. Der kleine Storch entwickelte sich prächtig und spitzte immer wieder über die hölzerne, von den "Großen" liebevoll gepflegte Reling. Die Eltern versorgten den Kleinen im Stundentakt mit Nahrung. Während einer das Nest hütete, war der andere auf Futtersuche in den Saalewiesen unterwegs.
Der elterliche Schichtwechsel war ein wahres Schauspiel. Die Abstände verlängerten sich, manchmal blieb der Nachwuchs alleine im Horst. Zunächst aber nur unter den wachsamen Blicken der Eltern, die auf dem Dach eines Nachbarhauses Position bezogen hatten. Normalerweise sind Jungstörche nach 60 Tagen flügge, der Sälzer Nachwuchsstorch nahm sich mehr Zeit. Als Vater Storch die Familie verließ, unternahm der Jungstorch seine ersten Flugvorübungen.
Dann kam der große Tag. Erste kleine Saale-Rundflüge mit seiner Mutter standen auf dem Tagesplan. Abends ging es aber brav in den Horst zurück. Und nun wird der junge Storch wohl das tun, was seine Altersgenossen schon längst getan haben: Sich mit Gleichaltrigen zusammenrotten und sich auf den Weg in den sonnigen Süden machen.








