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Marktheidenfeld
Tempolimit: Was ein Automobilclub, eine Fahrschule und Bürger aus Main-Spessart davon halten
Seit Jahren wird über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen diskutiert. Wie stehen Institutionen, Politiker und Kunden an einer Tankstelle zum Tempolimit?
Seit Jahren wird über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen diskutiert, vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine umso mehr. Unter Institutionen und Menschen aus Main-Spessart gehen die Meinungen zur Einführung der Geschwindigkeitsbegrenzung auseinander.
Foto: Patrick Pleul | Seit Jahren wird über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen diskutiert, vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine umso mehr.
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:06 Uhr

Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen wäre ein "kurzfristig realisierbarer, kostengünstiger und wirksamer Beitrag", um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Homepage. Diskutiert wird darüber schon seit vielen Jahren. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der Abhängigkeit von russischen Energieimporten rückt die Geschwindigkeitsbegrenzung erneut in den Fokus. Doch was halten Institutionen, Politiker und Bürgerinnen und Bürger aus Main-Spessart von einem Tempolimit?

Bund Naturschutz: Tempolimit nicht nur auf Autobahnen

"Wir sind ganz klar der Meinung, wir brauchen ein Tempolimit auf Autobahnen", sagt Erwin Scheiner, Vorsitzender der Kreisgruppe Main-Spessart des Bund Naturschutz (BN). Der BN geht sogar noch einen Schritt weiter, er setzt sich für ein Tempolimit von maximal 90 Stundenkilometern auf Staatsstraßen ein. Zudem solle Kommunen ermöglicht werden, das Tempo innerorts auf 30 zu reduzieren, sagt Scheiner. Er ist beim BN auch stellvertretender Sprecher des Landesarbeitskreises Bayern ist und arbeitet im Bundesarbeitskreis Verkehr mit.

"Es ist verrückt, mit einem Tempolimit könnten wir vier bis neun Prozent Sprit einsparen, und die Maßnahme kostet nix", sagt Scheiner. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung fahre man viel effektiver, die Durchschnittsgeschwindigkeit sei am Ende sogar höher. Für den Körper "ist es eigentlich brutaler Stress, auf deutschen Autobahnen zu fahren", so Scheiner. Aus seiner Sicht spreche alles für ein Tempolimit, vor allem auch die Sicherheit auf den Straßen.

Fahrschule in Main-Spessart: Tempolimit zwischen Spaß und Vernunft

In den Autobahn-Fahrstunden halte sich Thorsten Heidingsfelder von der gleichnamigen Fahrschule aus Marktheidenfeld normalerweise an die Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern. Aber ab und an dürften die Fahrschülerinnen und Fahrschüler "mal für zehn bis fünfzehn Minuten schneller fahren, weil ich weiß, dass die meisten jungen Leute nach der Fahrschule sowieso schneller unterwegs sind".

Grundsätzlich lehne er ein Tempolimit nicht ab, "weil ich glaube, dass wir einen besseren Verkehrsfluss bekommen, wenn die Geschwindigkeitsunterschiede nicht ganz so krass sind". Zwar mache es "wirklich Spaß, auch mal schneller zu fahren". Aber mit Blick auf die Umwelt, die Verkehrssicherheit und die Vernunft müsse man "irgendwann mal auf die Bremse drücken".

Verkehrswacht Gemünden betreut keine Autobahnen

Da sich die Gebietsverkehrswacht Gemünden nicht um Autobahnen kümmern muss, "brauchen wir uns von offizieller Seite keine Meinung zu bilden, sagt deren Vorsitzender Uwe Friedel. "Persönlich habe er "als junger, ungestümer Mensch die Welt nicht verstanden, als es in den 80er Jahren um Geschwindigkeitsbegrenzungen ging".

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Da verschiedene Studien und Versuche bewiesen hätten, dass ohne ein Tempolimit auf Autobahnen "so gut wie gar nichts gewonnen wird, sondern vor allem Stress für den Körper entsteht", sei er inzwischen seit einigen Jahren der Meinung, dass ein generelles Tempolimit Sinn mache.

Motorsportclub Zellingen: Tempolimit hat keinen direkten Einfluss auf den Sport

"Wir als Motorsportclub fügen uns grundsätzlich jeder Entscheidung, die die Politik zu diesem Thema treffen wird und nehmen hierzu eine neutrale Position ein", teilt der Motorsportclub Zellingen (MSC) auf Nachfrage der Redaktion mit. Denn unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten sei ein Tempolimit "sicherlich als sinnvoll zu erachten".

Auf die Ausübung des Sports hätte ein generelles Tempolimit keinen direkten Einfluss. Die Veranstaltungen des MSC "finden zwar im öffentlichen Straßenverkehr statt, jedoch immer im Rahmen der Straßenverkehrsordnung und normalerweise bei einem Geschwindigkeits-Durchschnitt von maximal 50 Stundenkilometern". Schneller Motorsport finde aus Sicherheitsgründen grundsätzlich immer auf abgesperrten Straßen oder auf speziellen Rennstrecken statt, beides wäre von einem Tempolimit nicht betroffen.

Politiker aus Main-Spessart: Geteilte Meinungen zum Tempolimit

Die Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel (SPD) aus Gemünden und Alexander Hoffmann (CSU) aus Retzbach vertreten einen unterschiedlichen Standpunkt. Rützel positioniert für ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen. "Es gibt keinen Grund dagegen, aber sehr viele dafür", sagt er. Die Sicherheit steige und der Energieverbrauch sinke. "Auf unseren dicht befahrenen Autobahnen kommt man mit einem Tempolimit vielleicht sogar noch schneller vorwärts, weil der Verkehr dann besser fließt."

"Ich bin klar gegen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen", sagt Hoffmann. Nicht jeder, der auf freier Strecke mal schneller als 130 Stundenkilometer fahre, sei gleich ein Raser. Seinem Verständnis nach solle die Politik "nicht alle Lebensbereiche der Menschen bis ins Kleinste" durchregulieren. "Ein generelles Tempolimit hätte nachweislich keinen essenziellen Spritspar-Effekt und wäre vielmehr die Hinwendung zu einer typisch grünen Verbotspolitik unter dem Deckmantel des Klimaschutzes", so Hoffmann.

Kundinnen und Kunden an Marktheidenfelder Tankstelle unentschlossen

An einer Tankstelle in Marktheidenfeld ist die Meinung gespalten. "Ein Tempolimit ist längst überfällig, ich bin seit vielen Jahren dafür", sagt ein Mann. Er fahre öfters nach Frankreich, dort gebe es ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde. Ein anderer Tankstellen-Kunde empfindet das Autofahren als "ein Stückchen Freiheit". Ihm zufolge gebe es sowieso schon oft genug Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Baustellen auf den Autobahnen. "Ich bin noch unentschlossen", sagt eine Frau. Aus ihrer Sicht habe ein Tempolimit sowohl Vor- als auch Nachteile.

Polizeipräsidium Unterfranken: Keine Auskunft zum Tempolimit

Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken bittet auf Nachfrage der Redaktion um Verständnis dafür, dass sie keine Einschätzung zum Tempolimit abgeben kann.

 
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  • christian@kreatil.de
    In Jahrzehnten unfallfreien Fahrens habe ich unzählige Situationen mit Rasern auf der Autobahn erlebt, da stellen sich mir heute noch die Nackenhaare, wenn ich nur daran zurückdenke. Hoffmann, der für die Christlich Soziale Union im Bundestag sitzt, sollte sich mal überlegen, ob es christlich und sozial ist, mit Tempo 200 und mehr über die Autobahn zu brettern und dabei ganz selbstverständlich zu erwarten, dass die freiwillig langsamer fahrenden Verkehrsteilnehmer ständig für ihn mitdenken, damit nichts Schlimmes passiert. Tempo 200 verwandelt ein Fahrzeug in ein Geschoss. Für den, der hinterm Steuer sitzt, mag das Freude bringen und vielleicht auch seine tägliche Dosis Adrenalin. Für alle anderen bedeutet das puren Stress. Ich finde, die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo er mit der Auslebung derselben seine Mitmenschen belästigt.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    ".... mit Tempo 200 und mehr über die Autobahn zu brettern und dabei ganz selbstverständlich zu erwarten, dass die freiwillig langsamer fahrenden Verkehrsteilnehmer ständig für ihn mitdenken..."

    Stammtischniveau.

    Nur weil es kein Tempolimit gibt, muß/will nicht jeder mit "200 und mehr " über die Autobahn "brettern".

    In der Regel ist sowieso durch die hohe Verkehrsdichte, durch Baustellen und durch bestehende Tempolimits sowieso kein schnelleres Fahren möglich.

    Aber es spricht nichts dagegen, wenn man nachts mutterseelenallein auf der Autobahn ist, auch mal 150 oder 160 zu fahren. Das sei jedem SELBST überlassen, mit "Geschoß" oder "Adenalin" hat das nichts zu tun.

    Und wer will kann auch nachts gerne 100 fahren.
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  • christian@kreatil.de
    Na, wenn das nicht-existente Tempolimit auf Autobahnen jetzt schon damit begründet wird, dass man schließlich in der Nacht rasen können sollte, dann „Gute Nacht“. Abgesehen davon, dass es nachts auch auf Autobahnen immer wieder zu Wildunfällen kommt. Siehe z.B. die A81 auf dem 65 km langen Abschnitt zwischen Tauberbischofsheim und Kreuz Weinsberg. Da wäre im Gegenteil eine zusätzliche Geschwindigkeitsbeschränkung angebracht.

    Fakt ist, die meisten Menschen, die auf Autobahnen rasen, tun dies tagsüber. Und mit „rasen“ meine ich Geschwindigkeiten jenseits der 200, auch bei regem Verkehr.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Schade, sie haben es immer noch begriffen. Wenn es Gründe gibt für eine Beschränkungen dann sind sie auch sinnvoll und einzuhalten. Dann soll man eben 100 wegen Wildwechsel aufstellen.

    Es geht um die Stellen und Situationen wo es keinen Grund dafür gibt, langsam schleichen zu müssen.
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  • christian@kreatil.de
    Sie müssten eigentlich am besten wissen, was alles passieren und zusammen kommen muss, bis die Straßenverkehrsbehörden an einschlägigen Gefahrenstellen durch Geschwindigkeitsbegrenzungen eingreifen dürfen.

    Und selbst wenn sich ein bestimmter Streckenabschnitt nachweislich als unfallträchtig erweist – die rechtlichen Voraussetzungen für die behördliche Anordnung also gegeben sind – ist immer noch nicht sicher, dass die Behörden tatsächlich handeln. Manchmal muss man sie auch verwaltungsgerichtlich dazu zwingen. Oder es muss ein Unfallgeschädigter bzw. dessen Versicherung bzw. deren Rechtsvertreter auf die Idee kommen, die genauen Umstände an dem Unfallort näher zu untersuchen. Dann kommt man, mit viel Glück, darauf, dass dort öfter Unfälle passieren, kann es auch nachweisen und plötzlich steht auf wundersame Weise dort ein Schild, welches die Geschwindigkeit begrenzt.

    Langer Rede kurzer Sinn: Von Ihren Gründen gegen ein generelles Tempolimit haben Sie mich immer noch nicht überzeugt.
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  • gerhard.rausch@gmx.net
    Diejenigen die bei Impfpflich und Coronamassnahmen "nur die Eigenverantwortung" ist richtig skandierten, rufen jetzt nach dem Tempolimit.
    Ist die Eigenverantwortung etwas falsch?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Die Mehrheit der Bürger möchte das sinnvolle Tempolimit - unsere unfähige Regierung setzt sie dummerweise nicht um .
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  • berndschebler@mail.de
    Die Autobahnen sind so übersät an Baustellen, da fährt man sowieso nur 80 kmh. Es soll sich jeder selbst seine Geschwindigkeit aussuchen, die er oder sie fahren möchte. Wenn es so weiter geht, kaufen wir uns ein Pferd mit Wagen und machen die Autobahn unsicher.
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  • jebusara@web.de
    Zitat aus dem Artikel: Für den Körper "ist es eigentlich brutaler Stress, auf deutschen Autobahnen zu fahren", so Scheiner.

    Wer so empfindet sollte seinen Führerschein abgeben!
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  • Petsch06120702
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