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Main-Spessart
Wie 500 neue Mitglieder zum Bund Naturschutz MSP kamen
Ein Jahr mit einer Rekordzahl von Beitritten. Möglich machte es eine junge Gruppe von Werbern. Welche Rolle spielt das Umweltbewusstsein der Menschen?
Die Marktheidenfelder Ferienspaßkinder zu Besuch auf den biologischen Anbauflächen von Thomas Garos (NaturPur) in Karbach.
Foto: Erwin Scheiner | Die Marktheidenfelder Ferienspaßkinder zu Besuch auf den biologischen Anbauflächen von Thomas Garos (NaturPur) in Karbach.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 05.02.2022 02:21 Uhr

Die Kreisgruppe Main-Spessart des Bund Naturschutz (BN) in Bayern freut sich über einen enormen Mitgliederzuwachs im vergangenen Jahr. Von rund 2800 Mitgliedern Ende 2020 stieg die Zahl auf 3341  bis Ende 2021. Damit ist der BN dem Alpenverein mit seinen 3407 Mitgliedern Ende 2021 dicht auf den Fersen.

Ziel des Naturschutzverbands waren 3000 Mitglieder zum Jahresende. Das wurde deutlich übertroffen. Wie war es möglich, in nur einem Jahr um 500 zuzulegen? "Das Werbeteam des BN war von Haus zu Haus im Landkreis unterwegs", berichtet der Kreisvorsitzende Erwin Scheiner und erklärt: "Wegen Corona haben die sich auf Einfamilienhäuser beschränkt, kamen alle geimpft und mit Maske an die Haustüren."

Scheiner betont, dass es sich dabei nicht um eine Drückerkolonne handle, bei der es Provision für Neuabschlüsse gibt. Vielmehr seien es junge, engagierte Mitglieder von außerhalb Main-Spessarts, die sich zuvor bei den Ortsgruppen über die Besonderheiten und Probleme im Landkreis informieren. "Die regionalen Auseinandersetzungen um Flächenverbrauch und Straßenbauprojekte wie die B26n sind besonders in das Bewusstsein der Menschen gelangt", vermutet Scheiner als einen Grund, weshalb sich viele zum Beitritt überzeugen ließen.

Kein Ende des Flächenverbrauchs in Sicht

Der ehrenamtlich arbeitende BN darf Stellungnahmen abgeben zu der Vielzahl von beantragten Bau- und Gewerbegebieten und sonstigen Bauvorhaben im Landkreis. Scheiner: "Da liegen jede Woche zwei bis drei auf dem Tisch. Das lässt noch keinen Wandel im Hinblick auf Flächen erkennen. Wir schaffen das ehrenamtlich kaum, können uns gar nicht bei jedem Projekt einarbeiten. Jedes Dörfchen will noch etwas erweitern in einer Zeit, in der in Bayern nicht mehr als fünf Hektar täglich versiegelt werden sollen. Am Ende lehnen die Gemeinderäte unsere Stellungnahme oft mit 16:0 ab. So bleibt es in Bayern wie bisher bei den mehr als zwölf Hektar täglich."

Neben der B26n sei es die Stromleitung P43, die die Menschen betrifft. Und die Flutkatstrophe im Ahrtal habe vielen deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Klimaschutz ist. Das wachsende Interesse an solchen Themen belege auch das bayernweite Mitgliederwachstum im BN um 6000 Personen auf den Höchststand von 261 000 Mitgliedern.

Der BN will heuer verstärkt Druck machen, damit die Versprechen der bayerischen Staatsregierung und der neuen Ampelkoalition in Berlin zu konsequenterem Klima-, Wald-, und Flächenschutz umgesetzt werden.

Von Amphibienbetreuung bis Streuobstwiesen

Im Landkreis haben sich die BN-Aktiven in ihrer Freizeit wieder in unzähligen Stunden für Natur und Umwelt engagiert. Beispielsweise wurden rund 800 Stunden für die Amphibienbetreuung geleistet, überwiegend bei Retzbach und Zellingen sowie im Sinn- und Saaletal. Bei Glasofen hat die Ortsgruppe Marktheidenfeld auf einer verwilderten Streuobstwiese zwei Dutzende alte Bäume ausgeschnitten, damit sie nicht zusammenbrechen, und Nisthilfen für den Steinkauz aufgehängt. Bei Altbessingen wurde dafür gesorgt, dass eine Wiese mit 220 Obstbäumen beweidet wird. Eine Vielzahl weiterer Aktionen fand in gesamten Landkreis statt. Der BN freut sich über Menschen, die selbst im Natur- und Umweltschutz aktiv werden wollen und sich an den Aktionen der Ortsgruppen beteiligen.

Besonders stolz ist die Kreisgruppe auf ihr Umweltbildungsprojekt, das sie seit 2003 kontinuierlich durchführt und das sie auch vom Freistaat Bayern gefördert wird. Die gute Arbeit der Kreisgruppe wurde erst kürzlich wieder honoriert mit der erneuten Verleihung des Qualitätssiegels Umweltbildung Bayern. Beispielsweise trifft sich bei Lohr jeden Freitag eine Gruppe von Kindern im Kindergartenalter, um Tipis zu  bauen, Tier- und Pflanzenarten zu bestimmen oder Wanderungen  zu unternehmen. In Marktheidenfeld waren die Kinder beim Ferienspaß eine Woche lang rund um die Stadt in der Natur unterwegs.

Kampf gegen den Müll in der Natur

Besonders hebt Erwin Scheiner das Projekt FESU hervor. Das ist die Abkürzung für "Für eine saubere Umwelt". Mit flotten Sprüchen auf Holzschildern will der BN dazu animieren, keinen Müll in der Natur zu hinterlassen. Das sei beispielsweise an beliebten Angelplätzen entlang des Mains teilweise ein großes Problem. So heißt es auf einem Schild: "Umweltverschmutzung macht impotent. – Nee, war nur ein Spaß, aber nimm deinen Müll bitte trotzdem einfach wieder mit."

 
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