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Lohr
Neue Konzepte, neue Wirte und neue Bäckerei-Kette: Was sich bei Lohrs Gastronomie alles verändert hat
Die Einschränkungen wegen der Pandemie liefen aus. Personalmangel ungeahnten Ausmaßes prägt nun die Lohrer Gastro-Szene. In zwölf Monaten hat sich dennoch viel getan. Ein Überblick
Über vier Hausnummern, die gesamte Länge der Oberen Schlachthausgasse, erstrecken sich mittlerweile die Gasträume der kleinen Konditorei. Backstube, Kühl- und Vorratsräume liegen auf der Rückseite, in der Unteren Schlachthausgasse.
Foto: Roland Pleier | Über vier Hausnummern, die gesamte Länge der Oberen Schlachthausgasse, erstrecken sich mittlerweile die Gasträume der kleinen Konditorei.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Langsam wird es Zeit: Die Lohrer Gastronominnen und Gastronomen bereiten sich auf die Sommersaison vor. In seiner Bilanz des Jahres 2022 stelle der Verkehrsverein fest: An manchen Abenden war in Lohr kein Platz mehr zu bekommen, die Nachfrage einfach zu groß. Dabei hat sich im vergangenen Jahr viel getan in der Gastro-Szene. Wir haben die wichtigsten Änderungen zusammengefasst.

1. Döner, Pide und Schnitzel im "Stern"  in der Turmstraße

Bei der Erröffnung gab es einen regelrechten Ansturm im 'Stern' von Ali Boyrazli.
Foto: Roland Pleier | Bei der Erröffnung gab es einen regelrechten Ansturm im "Stern" von Ali Boyrazli.

Unweit des Bayersturms ist im Januar ein Stern aufgegangen: Es ist der von Ali Boyrazli, der sein Gasthaus zum Stern in Hausen in den vergangenen elf Jahren zum Glanz verholfen hatte. Überraschend war diese Neueröffnung jedoch nicht: Der 50-jährige Kurde hatte das leer stehende Anwesen Turmstraße 2 bereits 2018 gekauft und es peu au peu renoviert. Corona hat den ursprünglichen Zeitplan allenfalls etwas verschleppt.

Nun glänzt der Stern der kurdischen Familie also in Lohr – schräg gegenüber des City-Grills, den Ali Boyrazli für zwei Jahren gepachtet hatte, bevor er sich in Hausen engagierte. Pasta und Pide, Döner und Schnitzel – türkisch-italienisch-deutsch liest sich die Speisekarte. Die Frequenz in den ersten Wochen ist durchaus erfolgversprechend. Die Warteschlangen der Gäste reichten in den ersten Tagen bis auf die Straße. Zumindest der Start ist gelungen.

2. Waffelwerker-Café in der Hauptstraße

Der frühere 'kleine Bernhard' in der Hauptstraße ist nun Waffelwerker-Café.
Foto: Roland Pleier | Der frühere "kleine Bernhard" in der Hauptstraße ist nun Waffelwerker-Café.

Ein kleiner Lichtblick ist auch das Engagement von Andreas Leidlein, der vor rund einem Jahr gleich um die Ecke, in der Hauptstraße 7, sein kleines "Waffelwerker-Café" eingerichtet hat. "Klein, aber oho", gilt für dieses Kleinod, das je nach Wetter und Frequenz in der Fußgängerzone mehr oder weniger gut angenommen wird. Es ist allerdings nach längerer Winterpause erst seit Anfang März wieder und nur am Wochenende geöffnet.

3. Kleine Konditorei Geis erweitert in der Oberen Schlachthausgasse

Über vier Hausnummern, die gesamte Länge der Oberen Schlachthausgasse, erstrecken sich mittlerweile die Gasträume der kleinen Konditorei – bis zur Ecke Färbergasse. Derzeit werden die Betriebsräume hinter den Kulissen umgebaut.
Foto: Roland Pleier | Über vier Hausnummern, die gesamte Länge der Oberen Schlachthausgasse, erstrecken sich mittlerweile die Gasträume der kleinen Konditorei – bis zur Ecke Färbergasse.

An sechs Tagen die Woche (Dienstag ist Ruhetag) hingegen öffnet die "Kleine Konditorei Geis" ihre Türen in der Oberen Schlachthausgasse. Diese verdient sich langsam den Namen "Große Konditorei", ziehen sich deren Gasträume doch inzwischen von der Hausnummer 1 bis zur Hausnummer 7 hin bis ans Ende der Gasse zur Färbergasse. Was die Sitzplätze angeht, ist das Ende der Fahnenstange damit erreicht. Jedoch wird nach dem Kauf eines rückwärtig gelegenen Hauses hinter den Kullissen derzeit kräftig umgebaut. "Läuft", so der unübersehbare Eindruck. Gute, handgemachte Qualität zu vernünftigen Preisen – das schätzt der Lohrer offenbar.

4. Früher "Auszeit", jetzt wieder "Stadtcafé-Bistro" in der Hauptstraße 48

Die 'Auszeit' in der Hauptstraße nennt sich wieder 'Stadt-Cafe Bistro'.
Foto: Roland Pleier | Die "Auszeit" in der Hauptstraße nennt sich wieder "Stadt-Cafe Bistro".

Etwas anders die Situation in der Hauptstraße 48, gegenüber dem Lotto-Häusle. Der neu gestylten "Auszeit" dort war keine lange Lebensdauer beschieden. Ercan Akgün hat das Bistro im Dezember 2022 übernommen und ihm wieder den alten Namen verpasst: "Stadtcafé-Bistro". Der 42-jährige Türke setzt auf Burger und einen Mittagstisch für Beschäftigte in der Altstadt. Der Zuspruch war bisher eher verhalten. Vielleicht ändert sich das, wenn am 25. März die Band Country Potatoes im Rahmen des Honky-Tonk-Festivals dort aufspielt.

Akgün hatte auf einen Mietzuschuss der Stadt im Rahmen des Förderprogramms "Lohrer Starthilfe" gehofft. Vergeblich. Das Ausschlusskriterium: Er hatte die "Auszeit" im Wesentlichen unverändert übernommen. Es fehlte die Inovation, der neue Kick – womit ein wesentliches Kriterium für einen Zuschuss nicht erfüllt war.

5. Apero-Bar von Thomas Schneider öffnete nie

Im August war Thomas Schneider alias Schnietz noch optimistisch, seine Apero-Bar eröffnen zu können. Aus privaten Gründen zog er sich jedoch wieder zurück. (Archivbild)
Foto: Roland Pleier | Im August war Thomas Schneider alias Schnietz noch optimistisch, seine Apero-Bar eröffnen zu können. Aus privaten Gründen zog er sich jedoch wieder zurück. (Archivbild)

Für Thomas Schneider alias Schnietz wäre dies keine Hürde gewesen: Der 59-jährige Sendelbacher mit Wahlheimat Schweiz wollte mit Hilfe des Förderprogramms eine Apero-Bar nach Schweizer Art etablieren. Für seine "Vineria Schnietz" hatte er sich just jenen Laden ausgeguckt, in dem er bis 2002 elf Jahre lang Tabak, Zeitschriften und Wein verkauft hatte.

Dieser Laden in der Lohrtorstraße 1 steht leer, seit die neue Eigentümerin dem damaligen Pächter 2018 wegen Eigenbedarfs gekündigt hat. Zwar renovierte sie das Objekt und richtete im Hauptgebäude am Eck zur Hauptstraße, dem sogenannten Maulaffeneck, die Boutique Desire ein. Doch der daran anschließende Gebäude-Schlauch von etwa 23 Metern Länge und einer maximalen Breite von drei Metern ist bis heute ungenutzt.

"Schnietz is back" hatte Schneider im August auf einem der sechs großen Schaufenster plakatiert. Zu diesem Zeitpunkt schien sein Plan mit Unterstützung der Stadt noch auf einem guten Weg zu sein. Doch Pfeiffedeggeles: Die Verhandlungen zogen sich hin. Es gab keine Einigung. Als sich dann auch noch Schneiders persönliche Situation binnen weniger Monate erneut veränderte, verwarf er Alternativangebote, zog er seine Bewerbung zurück und verabschiedete sich wiederum in die Schweiz.

6. "Tante Wera" öffnet Bäckerei-Café in der Lohrtorstraße

Nach gut einem halben Jahr Leerstand nutzt das Gebäude unweit des Busbahnhofs nun die Firma Götz Brot mit seinem Modell 'Tante Wera'.
Foto: Roland Pleier | Nach gut einem halben Jahr Leerstand nutzt das Gebäude unweit des Busbahnhofs nun die Firma Götz Brot mit seinem Modell "Tante Wera".

Nur ein paar Schritte weiter, in der Lohrtorstraße 10, kehrte indes wieder Leben ein: Die Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe des Omnibusbahnhofs (ZOB) nutzt seit Februar Tante Wera, eine Tochter der Firma Götz Brot aus Waldbüttelbrunn. Der Vorgänger Pappert hatte den Laden mit Cafe ein halbes Jahr zuvor, im August 2022, geschlossen. Der Grund: akuter Personalmangel. Seine Filiale am Westende der Fußgängerzone, in der Ludwigstraße, hat Pappert indes umgebaut und aufgehübscht.

7. Stiller Inhaber-Wechsel in der "Rose Osteria 47"

Suljejman Mezdi ist neuer Wirt der Rose. Unterstützt wird er von Vater Safer Mezdi und Bruder Senad Mezdi (von rechts). (Archivbild)
Foto: Thomas Josef Möhler | Suljejman Mezdi ist neuer Wirt der Rose. Unterstützt wird er von Vater Safer Mezdi und Bruder Senad Mezdi (von rechts). (Archivbild)

Ziemlich geräuschlos vonstatten ging der Pächterwechsel am oberen Ende der Fußgängerzone. Im Mai 2022 übernahm Suljejman Mezdi aus Würzburg die "Rose Osteria 47" von Franco Bonetti. Zwar kehrte mit ihm ein Original in seine italienische Heimat zurück. Doch sein kroatischer Nachfolger übernahm sowohl den Namen als auch Konzept und einen Teil des Personals und sorgte so für einen Wechsel ohne Bruch.

8. Im ehemaligen "Zapfhahn" tut sich nichts

Die 'Zapfhahn'-Schaufenster am Oberen Marktplatz dienen nur noch als Plakatwand.
Foto: Roland Pleier | Die "Zapfhahn"-Schaufenster am Oberen Marktplatz dienen nur noch als Plakatwand.

Ziemlich geräuscharm geht es hingegen seit Jahren am Oberen Marktplatz zu. Drei Pächter hatten es im ehemaligen "Zapfhahn" mit verschiedenen Ansätzen probiert. Dauerhaft etablieren konnte sich keiner. Die Schaufenster dienen nur noch als Plakatwand.

9. Steinbach: "Gasthof Adler" Geschichte, Bäckerei Schaub hinterlässt eine Lücke

Der traditionsreiche Gasthof Adler an der Steinbacher Ortsdurchfahrt war rund 200 Jahren in Familienbesitz. (Archivbild)
Foto: Christian Weyer | Der traditionsreiche Gasthof Adler an der Steinbacher Ortsdurchfahrt war rund 200 Jahren in Familienbesitz. (Archivbild)

Licht und Schatten auch in zwei Stadtteilen: In Steinbach hat Raimund Freund seinen Gasthof Adler zum Jahresende geschlossen und verkauft. Die Gaststätte, über 200 Jahre in Familienbesitz, wird nun zu Wohnungen umgebaut und später um weitere Wohnungen ergänzt. Nur für die Sitzungen der Steebicher Edelmannsköpf sperrte Freund den Festsaal zum Fasching ein letztes Mal auf.

Damit gibt es in dem Stadtteil mit seinen rund 900 Einwohnern nur noch die beiden gastronomischen Betriebe an der Wallfahrtskirche Mariabuchen – zweieinhalb Kilometer abseits im Buchental gelegen. Denn auch das Stehcafe der Landbäckerei Schaub aus Wiesenfeld an der Hauptstraße steht seit Februar leer, nachdem der Insolvenzverwalter einen Sanierungsversuch für gescheitert erklärt hat. Auch für die Schaub-Filiale mit kleinem Café in der Lohrer Fußgängerzone wird noch ein Nachmieter gesucht. 140 Quadratmeter in bester Lage.

10. Wombach: Für neue Wirte des "Grünen Baums" ist es gut losgegangen

Simon Hartmann (links) ist der neue Wirt des Grünen Baums in Wombach. Unterstützt wird er unter anderem von Beikoch Thorsten Amrhein. (Archivbild)
Foto: Thomas Josef Möhler | Simon Hartmann (links) ist der neue Wirt des Grünen Baums in Wombach. Unterstützt wird er unter anderem von Beikoch Thorsten Amrhein. (Archivbild)

In Wombach hingegen, dem mit knapp 2000 Einwohnern zweitgrößten Stadtteil Lohrs, behauptet sich der Grüne Baum offenbar recht gut. "Wir können uns glücklich schätzen", erläuterte Thorsten Amrhein, der Beikoch von Simon Hartmann. Die beiden haben das Wirtshaus an der Ortsdurchfahrt Mitte Oktober übernommen. "Weihnachtsfeiern gut, Silvester sehr gut, Fasching sehr gut", fasst Amrhein zusammen. Auch Stammtische hätten sich wieder etabliert. Kurzum: "Passt! Läuft!"

Die Lohrer Starthilfe

Gefördert vom Freistaat Bayern will die Lohrer Starthilfe Gründern den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Zu stark vergünstigten Mietkonditionen können sie ihre Geschäftsidee in der Innenstadt realisieren. Dafür gibt es zwei Optionen: Entweder testen sie diese maximal drei Monate lang im Rahmen sogenannter Pop-Up-Konzepte, oder sie versuchen, diese binnen zweier Jahre zu etablieren.
In der ersten Runde gab es laut Auskunft der Stadt acht Bewerbungen und mittlerweile ebensoviele Angebote von Eigentümern leerstehender Immobilien. Von den drei Bewerbern mit gastronomischem Interesse sei nur noch eine für einen Imbiss aktuell. Die Bewerbung für ein Strick-Café sei zurückgezogen worden. Für einen kleinen Übernachtungsbetrieb mit allenfalls einer Handvoll Zimmer stehen die Chancen laut City-Mangerin Simone Neubauer recht gut. Bewerber und Eigentümer sind demnach im Gespräch.
Damit ist bislang erst ein Projekt in trockenen Tüchern: Margarita Koyun eröffnet in Kürze ihr Kosmetikstudio "Aziza Beauty" in den Räumen des ehemaligen Friseursalons von Ute Seitz-Lauth in der Oberen Brückenstraße 4.
Mit dem Interesse an der Starthilfe zeigt sich die Stadt Lohr dennoch "sehr zufrieden". Für dieses Jahr, kündigt das Rathaus an, sei eine zweite Bewerbungsrunde geplant.
Quelle: rp
 
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