Seit Wochen wird gemunkelt, nun ist es bestätigt: Der Gasthof Adler in Steinbach schließt. Er wird verkauft und zu Wohnungen umgebaut. Über die Weihnachtsfeiertage ist die Wirtschaft noch offen. Doch mit dem Jahreswechsel sperrt Raimund Freund, Eigentümer und Wirt des Adlers, zu.
Er verkauft das gesamte Anwesen an Dennis Schmidt, Co-Geschäftsführer der Partensteiner Schmidt Bau GmbH. Zwar ist das Immobiliengeschäft noch nicht notariell besiegelt, doch sowohl Freund als auch Schmidt bestätigten die Einigung gegenüber der Redaktion. Wie der 22-jährige Schmidt erklärt, soll der Umbau der Bestandsgebäude zu Wohnungen zeitnah beginnen. Daneben ist etwas später auf einer angrenzenden Grünfläche der Neubau eines Hauses mit maximal acht Wohnungen geplant.
Seit über 200 Jahren in Familienbesitz
Doch zunächst zum Ende des Gasthofs Adler: Der heute 60-jährige Metzgermeister Raimund Freund hatte den Betrieb, eines der traditionsreichsten Gasthäuser im Stadtgebiet, 1997 von seinen Eltern übernommen. Seit über 200 Jahren ist der Adler in Familienbesitz. Zuletzt war er die einzige Gaststätte im Ort. Neben der Gaststätte umfasst er einen Saal für über 100 Gäste und 20 Gästezimmer.
Schon vor zwei Jahren hatten Aussagen die Runde gemacht, wonach der Adler schließen werde. Damals, in der Hochphase der die Gastronomie hart treffenden Corona-Einschränkungen, hatte Freund erklärt, dass die Rentabilität seines Betriebes eingeschränkt sei: "Es langt einfach nicht mehr", so Freund damals. Doch vorerst ging der Betrieb weiter. Lediglich die an den Adler angegliederte Metzgerei hatte Freund vor rund eineinhalb Jahren geschlossen.
Corona-Pandemie und sprunghaft steigende Energiekosten
Nun also folgt der Gasthof: "Ab 1. Januar ist zu", sagt Freund. Die wirtschaftliche Entwicklung nach Ende der Corona-Beschränkungen sei für Gastronomiebetriebe "nicht wirklich toll" gewesen, sagt Freund. Fast nahtlos habe sich an die Pandemie der sprunghafte Anstieg der Energiekosten angeschlossen. "Die Kosten laufen aus dem Ruder", beschreibt Freund.
Dennoch sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen: "Nach 200 Jahren in Familienbesitz – das tut schon weh." Mittlerweile habe er sich aber mit dem Schritt "abgefunden", sagt Freund. Für die rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei die Entwicklung natürlich "nicht schön". Alle seien informiert. Angesichts der Personalnot in der Gastronomie geht Freund fest davon aus, dass alle, die eine Weiterbeschäftigung in der Branche wollen, eine finden werden. Wie es mit ihm selbst beruflich weitergehe, wisse er noch nicht, sagt der 60-Jährige.
Das Adler-Haupthaus steht unter Denkmalschutz
Recht klar scheint indes die Zukunft des Anwesens. Dennis Schmidt, der künftige Eigentümer, nennt einen straffen Zeitplan. Demnach soll der Umbau des Anwesens zu Wohnungen bereits im Februar beginnen. Zu beachten sein wird dabei, dass das durch sichtbares Fachwerk geprägte Haupthaus unter Denkmalschutz steht. Die Fassade bleibe daher unangetastet, so Schmidt. Im Inneren werde man die Fremdenzimmer und auch die Gaststätte zu mehreren Wohnungen zwischen 50 und 75 Quadratmetern umbauen. Aus dem Saal soll eine einzige, größere Wohnung werden.
Für den Umbau des Haupthauses hat Schmidt einen Zeitraum von lediglich acht Wochen veranschlagt. Erledigen sollen ihn größtenteils die zwölf Mitarbeiter, die Schmidt-Bau beschäftigt. Sie sind aktuell am Lohrer Valentinusberg im Einsatz. Dort errichtet die Partensteiner Firma, die Dennis Schmidt zusammen mit seinem Vater Uwe führt, gerade den zweiten größeren Wohnkomplex, während der erste mittlerweile bezogen ist.
Investitionen in Höhe von 2,5 Millionen Euro
Die im Steinbacher Adler entstehenden Wohnungen sollen laut Schmidt teilweise verkauft, teilweise vermietet werden. Etwas zeitlich versetzt will Schmidt im August auf dem unbebauten Teil des seinen Worten zufolge rund 2700 Quadratmeter großen Areals mit dem Bau des Mehrfamilienhauses beginnen. Der Bau soll binnen zehn Monaten stehen.
Für Kauf und Umbau des Gasthofs Adler nennt Schmidt eine Investitionssumme von rund 900.000 Euro. Rechne man den Neubau des Mehrfamilienhauses hinzu, belaufe sich die Gesamtinvestition wohl auf 2,5 Millionen Euro.
Deutlich größere Summen hat Schmidt Bau am Lohrer Valentinusberg bewegt. Dort ist nach Aussage von Schmidts Vater Uwe der an der Rechtenbacher Straße gelegene Wohnblock mit 25 Wohnungen so gut wie fertig. Die Wohnungen seien alle bezogen, so Schmidt. Dass es bei der Fertigstellung Verzögerungen gegeben hat, begründet der Bauunternehmer unter anderem mit Lieferschwierigkeiten bei den Fenstern.
Schmidt hat weitere große Wohnbauprojekte geplant
Derzeit laufen direkt oberhalb am Valentinusberg die Arbeiten am zweiten, mit 16 Wohnungen etwas kleineren Wohnblock. Hier sei die zweite Decke betoniert, so Schmidt. Weitere Stockwerke folgen. Der Rohbau solle bis Ende des Jahres fertig und das Gebäude bis Anfang 2024 bezugsfertig sein. Die Baukosten für den größeren Wohnblock beziffert Schmidt auf neun Millionen Euro, die für den kleineren auf sieben Millionen.
Und es soll weitergehen mit größeren Wohnbauprojekten: Dennis Schmidt nennt als nächstes Vorhaben eine Wohnanlage mit acht Einheiten etwas weiter draußen an der Rechtenbacher Straße, gegenüber dem Autohaus Karpf. Außerdem habe man in Lohr noch einen großen Wohnkomplex mit 54 Wohnungen in Vorbereitung. Details dazu könne er jedoch noch nicht öffentlich machen, so Dennis Schmidt.