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Karlstadt
Mehr Mitsprache bei umstrittenen Einbahnstraßen in der Siedlung: Stadtrat nimmt Bürgerinitiative in AG Fahrradfreundlichkeit auf
Die Probephase in der Karlstadter Korbstraße und der Zahnstraße neigt sich dem Ende zu. Die Verwaltung stellte die Ergebnisse dieser Versuchszeit vor. Wurde schneller gefahren?
Die Probephase für die Einbahnregelung in der Johann-von-Korb-Straße in Karlstadt endet am 6. März.
Foto: Corbinian Wildmeister | Die Probephase für die Einbahnregelung in der Johann-von-Korb-Straße in Karlstadt endet am 6. März.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Die Besucherplätze im Karlstadter Ratssaal waren am Donnerstagabend gut gefüllt. Ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger dürfte zur Stadtratssitzung gekommen sein, um zu hören, wie es mit den probeweise eingerichteten Einbahnregelungen in der Zahnstraße und der Korbstraße in der Siedlung weitergeht. Die Einbahnstraßen gehören zu den fünf priorisierten Maßnahmen im Entwurf des städtischen Radverkehrskonzeptes.

Schneider: Soll die Arbeitsgruppe umbenannt werden?

Zunächst hat das Gremium darüber beraten, ob die neu gegründete Bürgerinitiative (BI) "Alte Siedlung – Neue Wege" in die Arbeitsgruppe Fahrradfreundlichkeit aufgenommen werden soll. Die Initiative besteht hauptsächlich aus Anwohnerinnen und Anwohnern, die gegen die neuen Einbahnstraßen sind. Um trotzdem für einen sicheren Schulweg in der Siedlung zu sorgen, haben sie alternative Maßnahmen erarbeitet. 

Harald Schneider (SPD) sprach sich dafür aus, die Arbeitsgruppe (AG) für den Fall der Aufnahme umzubenennen, da das vorderste Interesse der Bürgerinitiative nicht der Radverkehr sei. "Die BI hat mit Fahrrad wenig zu tun. Ich schlage vor, dass wir die Gruppe in Mobilität umbenennen. Da wäre alles mit drinnen." Anja Bayer (Grüne) wendete ein, dass der Seniorenbeirat erstmal auch wenig zu tun hat mit dem Thema Fahrrad und trotzdem in der Arbeitsgruppe vertreten ist.

Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sagte, man könne später noch darüber nachdenken, was der richtige Name ist. Zunächst wollte er aber über die Aufnahme der Bürgerinitiative entscheiden lassen. Das Gremium hat sich letztlich einstimmig dafür ausgesprochen.  

Zahl an Fahrzeugen ist gesunken in der Zahnstraße 

Danach ging es um die Auswertung der Testphase der Einbahnstraßen und das dort geltende Parkverbot. Begonnen hat der Probelauf am 23. Januar. Er dauert noch bis 6. März.  Ziel war es laut Sitzungsunterlagen "die Auswirkungen auf den motorisierten Verkehr zu erproben". Vor und während der provisorischen Einrichtung der Einbahnstraßen hat das Ordnungsamt den ruhenden und fließenden Verkehr beobachtet. Die Stadt erreichten zudem rund 100 schriftliche und mündliche Rückmeldungen zu dem Versuch. Davon waren 60 Mitteilungen kritisch, 30 positiv und zehn ohne klare Position.

Kai-Uwe Brune vom Ordnungsamt stellte die Ergebnisse vor. Vor der Einbahnstraßenregelung hat die Stadt an einem Punkt in der Johann-Zahn-Straße mit verdeckten Zählgeräten durchschnittlich 841 Autos pro Tag gemessen. Die Maßnahme zeigte dort Wirkung. Im Februar sankt die Zahl erst auf 559 Fahrzeuge, dann sogar auf nur noch 516.

Während sich der Verkehr dort reduziert hat, blieb die Geschwindigkeit der Fahrzeuge etwa gleich. Vor der Probephase wurde im Schnitt 38 Stundenkilometer gefahren. In der Testzeit waren es zwischen 34 und 37 Kilometer pro Stunde.

Parken in den Seitenstraßen hat nur geringfügig zugenommen

Beim ruhenden Verkehr hat die Stadt festgestellt, dass während der Testphase das Parken in den Seitenstraßen nur geringfügig zugenommen hat. Das sei nicht der Umfang den viele vermutet haben, betonte Brune. Darüber hinaus habe das Ordnungsamt festgestellt, dass teilweise "der Parkraum auf den eigenen Grundstücken" mehr genutzt wird. Parkende Autos hätten sich zudem von der Zahnstraße in die Angerstraße verlagert, und zwar im Bereich des Versorgungsunternehmens "Die Energie", berichtete der Verwaltungsmitarbeiter. 

Zu der Kritik, die laut Brune die Stadt erreicht hat, gehört unter anderem, dass man aktuell Umwege fahren müsse, dass ein "Schilderwald" entstanden sei und dass kein Platz mehr sei, um eigene Fahrzeuge abzustellen. Auch hieß es, dass die Maßnahme keinen Nutzen für den Radverkehr habe. Was sich nicht bestätigt habe, sei die Befürchtung, dass schneller gefahren werde, so Brune.

Die positiven Rückmeldungen seien teilweise "konträr" zu den negativen gewesen. So war etwa die Rede von weniger Verkehr, mehr Übersichtlichkeit für Kinder beim Queren der Straße und einer bequemeren Nutzung der Straßen mit dem Fahrrad. 

Hombach will Beschluss zu Radverkehrskonzept noch vor der Sommerpause

Bürgermeister Hombach erklärte, dass in der Sitzung kein Beschluss gefasst werden soll. Stattdessen werde nun ein Termin für ein neues  Treffen mit der erweiterten AG Fahrradfreundlichkeit gesucht. Dort wolle er weiter beraten und einen Konsens finden. Ziel sei es, das Radverkehrskonzept mit seinen rund 60 Maßnahmen noch vor der Sommerpause zu beschließen. 

Harald Schneider äußerte mit Blick auf den "Unmut" der Anwohner die Hoffnung, dass der Vortrag von Kai-Uwe Brune zur "Aufklärung beigetragen" habe und die Schärfe aus der Diskussion nehme.  Armin Beck (Grüne) äußerte den Wunsch, der Sammlung an Maßnahmen für das Radkonzept noch einen "textlichen Teil" voranzustellen, der erklären soll, was ein Beschluss zur Priorisierung konkret bedeutet. 

 
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  • inderwiese
    Die Probephase der "Einbahnstraßen" wurde beendet - hoffentlich für immer!
    Als Radfahrer gegen eine Einbahnstraße zu fahren ist nach meinen Erfahrungen eher gefährlich - vor allem, weil viele Auto- und Busfahrer nicht mit Gegenverkehr rechnen.
    Als Autofahrer bin ich froh, dass die vielen Umwege durch schmale Gassen (zum Teil ohne Gehsteige) wegfallen und ich wieder auf direktem Weg zu meinem Ziel gelangen kann.
    Umweltschonender ist es alle Mal!
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  • seitz-marco@web.de
    Glaube keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast! Jetzt wird alles dafür getan, den blinden Aktionismus eine Berechtigung zu geben ...
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  • batavia
    Jetzt streitet man sich wer in die "Arbeitsgruppe" darf und wer nicht.
    Wozu haben wir eigentlich eine repräsentative Demokratie und wählen einen Stadtrat? Nur zum Sitzungsgeld abholen und Jahresabschlussfahrten in Städte wie Brüssel?
    Ich erwarte, dass die Stadträte ihren Job machen und eine Lösung finden, die dem Mehrheitswillen entspricht.
    Dass viele Stadträte es scheuen offen ihre Meinung zu sagen, um nicht öffentlich "abgewatscht" zu werden, kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich braucht man im öffentlichen Leben auch etwas Rückgrat.
    Also Stadtrat tue deine Arbeit und verstecke dich nicht hinter sog. Arbeitsgruppen.
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  • gitte50
    Und es wird doch schneller gefahren.....mein 11 jähriger Enkel muss morgens auf dem Weg zur Schule die beiden Einbahnstraßen queren und muss viel mehr auf den jeweils vermehrten Verkehr achten, als vorher. Auch die Schulbusse in der Querfurtstraße fahren sehr zügig durch, da sie keinen Gegenverkehr haben. Fahrradfahrer leben deshalb gefährlicher als vorher, vor allem, wenn sie entgegen der Einbahnstraße fahren. Ich kann die Ergebnisse von Herrn Brune in keinster Weise nachvollziehen, leider wird aber von seitens der Stadt viel darauf gegeben.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    War klar. Wenn sich jetzt herausstellt, daß die neuen Regelungen Unsinn sind, kann man das nicht akzeptieren und sie sein lassen. Sondern es muß der dumme Bürger durch H. Brune "aufgeklärt werden"
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  • BuergerKar
    Zahnstrasse sank die Anzahl der Fahrzeuge von 841 auf 516 tgl.
    Dies als Abnahme des Verkehrs zu interpretieren ist interessant:
    - Stadt in beide wurde nur noch in einer Richtung gefahren. Müsste der Verkehr dann nicht auf weniger als 420 Fahrzeuge sinken?
    - wo sind die 325 Fahrzeuge hingekommen? Wurde weniger gefahren oder doch nur andere Strecken genutzt. (Verlagerung)?
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  • philippg.
    Ich kann nicht erkennen, wo auch nur eine einzige Behauptung widerlegt wurde:

    1. Geschwindigkeit
    Wer weiß, wo das Messgerät in der Zahnstraße hing, wird sofort klar, warum keine höheren Geschwindigkeiten gemessen wurden: Das Gerät hing in etwa auf Höhe MaxlBäck, also in dem Bereich, in dem die Autos erst noch beschleunigen müssen.

    Logisch, dass dort keine höheren Geschwindigkeiten gemessen wurden.

    2. Parken in Nebenstraßen
    Nachdem auch in den Seitenstraßen nur wenige eingezeichnete Parkplätze zur Verfügung stehen haben dort natürlich auch nicht mehr Autos geparkt.

    Unser Besuch hat halt bspw. am Friedhof parken müssen.

    Also liebe Maedelein7, welche Behauptungen wurden genau widerlegt?
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  • Maedelain7
    Danke an Herrn Brune für den sachlichen Vortrag! Sehr aufschlussreich und zum Teil wurden Behauptungen der BI auch widerlegt.
    Sicherheit für Schulkinder geht vor eigene Bequemlichkeit. Ich hoffe es kann ein guter Kompromiss gefunden werden.
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