In einer Sondersitzung sprach der Karlstadter Verkehrsausschuss über das bisherige und weitere Vorgehen in der Karlstadter Siedlung. Eine Abstimmung im Stadtrat über fünf priorisierte Maßnahmen des Radverkehrskonzeptes wird vertagt. Denn die Kritik von Anwohnerinnen und Anwohnern am Einbahnstraßen-Test in der Korb- und Zahnstraße ist enorm.
"Haben wir die Bürger von Beginn an genügend einbezogen?", fragte Harald Schneider (SPD). Denn beim jetzigen Modellversuch habe es ja einen großen Aufschrei gegeben. Die Stadt habe ausführlich über das Vorgehen informiert: Über das Mitteilungsblatt, in öffentlichen Ratssitzungen und über die Tagespresse, betonten Bürgermeister Michael Hombach (CSU) und Kai-Uwe Brune vom Ordnungsamt. "Ich stehe zu dem Konzept. Allerdings muss jetzt nachgebessert werden, wo Mängel bestehen", so Schneider.
Kunz: Abstimmung im Stadtrat sollte nicht vertagt werden
"Wenn wir noch nicht beschlussreif sind, zeigt das, dass wir wenig strukturiert vorgegangen sind", meinte Armin Beck (Grüne). Man müsse sich schon fragen: War das erfolgreiche Kommunikation nach außen? Die Themen Schulwegsicherheit und Radverkehrskonzept seien vermischt worden. Er verstehe, so Beck, wenn die Bürger denken, dass ein "priorisiertes Projekt" getestet und gleich umgesetzt wird. Dies sei nicht deutlich zu verstehen gewesen. "Ich finde es schwierig, von unstrukturierter Vorgehenswiese zu sprechen, denn wir haben Ziele formuliert und daraus konkrete Arbeitsaufgaben generiert", erwiderte Thorsten Heßdörfer (Freie Wähler).
Sebastian Kunz (Freie Wähler) plädierte dafür, die für den 2. März geplante Abstimmung im Stadtrat nicht zu vertagen: "Bei unstrittigen Maßnahmen gibt es keinen Bedarf, das aufzuschieben." Laut Hombach gebe es allerdings auch Kritik an den Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße - nicht nur den Einbahnstraßen. Zudem sollte die neue Bürgerinitiative gehört werden.
Korbstraße könnte 2024 oder 2025 angegangen werden
Zudem wurden weitere Vorschläge besprochen: So besteht die Möglichkeit, vor der Grundschule eine "Kiss & Ride"-Zone einzurichten, in der Schülerinnen und Schüler abgesetzt werden können. Zu Nicht-Schulzeiten könnten dort 25 Autos parken, wenn gegenüber Parkflächen wegfallen sollten. So würde der Verkehr geordnet und die Ostlandstraße sowie der Bereich um die Heilige Familie entlastet.
Eine Fahrradstraße einzurichten sei hingegen wenig sinnvoll, so Brune: Autofahrer dürften dann zwar nur Tempo 30 fahren und Radler nebeneinander. Dadurch wäre die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöht. Aber: "Der Beschilderungsaufwand ist enorm!" Man müsse mit 20 zusätzlichen Verkehrszeichen rechnen.
Hombach betonte noch einmal, dass die Einbahnstraßen erst kommen könnten, wenn bauliche Maßnahmen erfolgt seien – etwa die Gehwege verbreitert wurden. Brune: "Wir müssen aber wissen, wie wir planen, bevor gebaut wird." Aus Verwaltungssicht sollte die Korbstraße bei der Planung priorisiert werden. Der Stadtrat plane dies allerdings im Haushalt ein. Wenn bis Mai eine Entscheidung falle, könnte 2024/25 mit der Umsetzung begonnen werden.