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Lohr
Junior-Wahl: Lohrer Mittelschüler löchern Bundestagskandidaten
Kurz vor der Wahl stellten sich die Kandidaten den Fragen eines ungewohnten Publikums: Die meisten Mittelschüler dürfen selbst noch nicht wählen – brennen aber trotzdem für Themen.
Ein Schüler der achten Klasse stellt seine Frage an die Bundestagskandidaten. Auf dem Podium von links: Jessica Klug (FW), Bernd Rützel (SPD), Werner Jannek (FDP), Thilo Schneider (LKR), Sabine Schmitt (Basis), Andreas Adrian (Linke), Alexander Hoffmann (CSU) und Niklas Wagner (Grüne).
Foto: Carolin Schulte | Ein Schüler der achten Klasse stellt seine Frage an die Bundestagskandidaten. Auf dem Podium von links: Jessica Klug (FW), Bernd Rützel (SPD), Werner Jannek (FDP), Thilo Schneider (LKR), Sabine Schmitt (Basis), ...
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:09 Uhr

Welchen Themen würden den Wahlkampf wohl bestimmen, wenn auch 13- bis 17-Jährige wählen dürften? Schülerinnen und Schüler der achten, neunten und zehnten Klasse der Gustav-Wöhrnitz-Mittelschule in Lohr zeigten den Bundestagskandidaten am Dienstag, welche Fragen sie beschäftigen.

Der Einladung der Mittelschule waren acht Parteien gefolgt: Als Direktkandidaten und -kandidatinnen im Wahlkreis Main-Spessart saßen auf dem Podium Jessica Klug (Freie Wähler), Bernd Rützel (SPD), Werner Jannek (FDP), Sabine Schmitt (Die Basis), Andreas Adrian (Linke) und Alexander Hoffmann (CSU). Die Grünen wurden vertreten von Niklas Wagner, Direktkandidat im Wahlkreis Aschaffenburg. Für die Liberal-Konservativen Reformer (LKR) war Thilo Schneider aus Schöllkrippen in Lohr, der Platz 14 auf der Landesliste seiner Partei hat. 

Die Interessen der Schülerinnen und Schüler waren vielfältig: Was möchten die Parteien für den Klimaschutz tun? Wie wollen die Parteien ärmere Familien und Rentner unterstützen? Und was wollen sie gegen die Massentierhaltung unternehmen? Auf die Fragen hatten sie sich zuvor im Klassenverband geeinigt. Die erste Frage, die aus einer Art Lostopf gezogen wurde, mag manchen Kandidaten überrascht haben: "Wie wollen Sie Straftäter mit Migrationshintergrund behandeln, die wiederholt straffällig werden?", wollten die Schüler von den Kandidaten wissen. 

Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu

Jeweils eine Minute Zeit bekamen die Vertreter der Parteien, um zu antworten. Auf die gleiche Seite schlugen sich schnell Adrian (Linke) und Wagner (Grüne), in dem sie sich klar gegen die Abschiebung von straffälligen Asylbewerbern aussprachen. Die Gegenseite vertraten Schneider (LKR) und Rützel (SPD): Wer straffällig wird, hat sein Gastrecht verwirkt, so ihre Ansicht. Hoffmann (CSU) fügte an, die Straftäter würden ein schlechtes Licht auf alle Menschen mit Migrationshintergrund werfen. Klug (FW) schloss sich ihm in weiten Teilen an. Jannek (FDP) betonte, dass Zuwanderung wichtig für den deutschen Arbeitsmarkt sei und warb für die Einführung einer Blue Card. Schmitt (Basis) regte dagegen an, nach den Ursachen zu schauen, die Menschen straffällig werden lassen. 

Die rund 120 Schülerinnen und Schüler in der Aula hörten aufmerksam zu, machten Notizen und stellten Nachfragen.

Deutlich unterschiedliche Positionen hatten die Kandidatinnen und Kandidaten beim Thema Klimawandel: LKR-Vertreter Schneider versuchte, den menschengemachten Klimawandel kleinzureden, man können den Wandel nicht verhindern, nur managen. Schmitt wiederum äußerte erneut Zweifel an dem wissenschaftlichen Konsens, dass der Co2-Ausstoß den Klimawandel maßgeblich vorantreibt. 

Für einen radikalen Umschwung in der Klimapolitik sprachen sich Grüne und Linke aus. Rützel und Hoffmann als Vertreter der aktuellen Regierungsparteien warnten vor einem zu schnellen Umschwung, um keine Arbeitsplätze zu gefährden. 

Kandidaten bekamen "Hausaufgaben" von den Jugendlichen

Nicht allen Diskutierenden fiel es leicht, sich auf das junge Publikum einzulassen: Fachbegriffe wie Ehegattensplitting wurden ohne Erklärung in den Raum geworfen; Werner Jannek forderte, Deutschland müsse auf einen neuen Exportschlager wie den VW-Käfer hinarbeiten – den wohl keiner der Jugendlichen je auf der Straße gesehen hat. 

Zwei Schulstunden, also nur 90 Minuten Zeit zum Diskutieren hatten die acht Vertreter der Parteien. Drei Fragen bekamen sie daher als "Hausaufgabe" mit: Wie viel Geld soll in die Erforschung neuer Energieträger fließen, wie kann man Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen, und wie wollen die Parteien Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler herstellen, unabhängig von ihrer Herkunft.

Worauf haben die Schülerinnen und Schüler geachtet?

Zwei Neuntklässler erzählten anschließend im Gespräch mit der Redaktion: Ihnen waren nicht nur die Inhalte wichtig, sie haben auch genau darauf geachtet, wie sich die Kandidaten auf dem Podium verhalten haben. Wie haben sie sich präsentiert, haben sie ihre Kontrahenten ausreden lassen oder einfach von der Seite reingerufen? Das gab für manchen Kandidaten Abzug in der B-Note.

Die beiden 14- beziehungsweise 15-jährigen Jungen würden gern schon selbst wählen dürfen. Die Frage, ob das Wahlalter auf 16 herabgesenkt werden sollte, hatten auch einige Kandidaten auf dem Podium mit Ja beantwortet. Nicht-Wähler könne er nicht verstehen, sagt der 15-Jährige: "Das sind die Menschen, die sich hinterher beschweren über die Politik", ist sein Eindruck. 

Drei Schülerinnen aus der neunten Klasse hätten gerne noch eine Frage an die Kandidaten gestellt, doch die Zeit reichte nicht aus. Auf ihrem vorbereiteten Zettel stand: "Viele Regeln, schlechtes Internet, kein Sport – durch Corona gab es viele Einschränkungen für Jugendliche. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass die Corona-Zahlen niedrig bleiben?" Am Donnerstag haben alle Schüler die Möglichkeit, in der Junior-Bundestagswahl abzustimmen.

 
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  • R. B.
    Super Aktion, Jugend beteiligen, und: runter mit dem Wahlalter auf 16!
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