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Main-Spessart
Kleinwernfeld: Impfskeptikerin Sabine Schmitt will in den Bundestag
Die 53-Jährige ist Direktkandidatin für "Die Basis" in Main-Spessart. Wegen Corona wurde sie politisch aktiv. In Berlin will sie nicht mehr nur demonstrieren.
Sabine Theresia Schmitt (Die Basis) an ihrem Infostand auf dem Marktplatz in Karlstadt. 
Foto: Corbinian Wildmeister | Sabine Theresia Schmitt (Die Basis) an ihrem Infostand auf dem Marktplatz in Karlstadt. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

In den Broschüren, die Sabine Theresia Schmitt an diesem Augusttag auf dem Marktplatz in Karlstadt für ihren Wahlkampf verteilt, sind klare politische Forderungen spärlich gesät. Stattdessen ist darin die Rede von Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz. Das klingt zwar wenig konkret, aber auch nicht kontrovers. Viele Menschen könnten sich wohl auf diese Schlagworte verständigen. Es handelt sich dabei um die vier sogenannten Säulen der Basisdemokratischen Partei Deutschlands (Die Basis), die im Kontext der Proteste gegen die Corona-Politik entstanden ist. Was will diese Partei aber genau? Ein Schild am Infostand der Basis gibt einen deutlicheren Hinweis: "Unsere Kinder sind gesund. Auch ohne Corona-Impfung."

Von der Demonstration in den Wahlkampf

Lange hatte sich Sabine Schmitt gar nicht politisch engagiert. Erst Covid-19 änderte das. Die Pandemie habe vieles "offengelegt, was im Argen liegt", meint sie. Deshalb war die 53-jährige Sekretärin aus Kleinwernfeld bei mehreren Demonstrationen in Berlin gegen die Corona-Schutzmaßnahmen – übrigens auch, als Rechtsextreme die Treppen des Reichstags stürmten. Doch diese Demos hätten nicht "das Ziel erreicht".

Das habe auch an der "Diskrepanz" gelegen zwischen dem, was die "Mainstream-Medien" von den Protesten berichtet hätten und was sich vor Ort wirklich abgespielt habe, glaubt Schmitt. "Der Fokus der Medien lag auf der Anwesenheit bestimmter Personengruppen und Polizeieinsätzen, anstatt über offene Fragen, die Sorgen und Nöte der demonstrierenden Bürger zu berichten."

Schließlich kam sie zu dem Schluss: "Wenn wir nicht gehört werden, müssen wir in den Bundestag." Im März dieses Jahres hat sie in der Zeitung gelesen, dass sich in Main-Spessart ein Kreisverband der Basisdemokratischen Partei Deutschlands (Die Basis) gegründet hat. Ihr Interesse war geweckt – nur wenige Wochen danach hat sie der Kreisverband zur Direktkandidatin für den Bundestag nominiert.

Große Skepsis gegenüber Impfstoffen

Sabine Schmitt will die Basis zwar nicht als Corona-Partei sehen, kommt im Gespräch mit dieser Redaktion aber selbst immer wieder auf die Pandemie zu sprechen. Sie sei für eine "freie Impfentscheidung" und verweist auf das Recht auf körperliche Unversehrtheit im Grundgesetz. Überhaupt sehe sie "sehr kritisch, was da passiert". Ihr zufolge fehlen die Fakten zu den Impfstoffen, entsprechende Studien zur Sicherheit würden noch laufen. "Das ist mir zu wenig erforscht."

Schmitt spricht gar von einem "weltweiten Gen-Experiment", an dem Geimpfte teilnehmen. Diese Aussagen sind so nicht korrekt, aber unter Impfskeptikern weit verbreitet: Tatsächlich mussten die zugelassenen Corona-Impfstoffe die selben drei Studienphasen zur Zulassung erfolgreich durchlaufen wie andere Impfstoffe auch. 

Ist Schmitt deshalb nun aber eine Anhängerin von Verschwörungsmythen? Auf die Frage, ob sie glaubt, dass den Menschen durch Corona-Impfungen bewusst geschadet werden soll, antwortet sie uneindeutig: "Ich hoffe es nicht." Angesprochen auf den Autor veganer Kochbücher und Corona-Leugner Attila Hildmann, gegen den wegen Volksverhetzung ermittelt wird, sagt sie, dass manche seiner Äußerungen "überzogen" seien. Jedoch bringe man manche Menschen durch überzogene Aussagen auch "zum Nachdenken".

Schmitt: Es gibt kein gutes Krankenhaus in Main-Spessart

Schmitt macht aus ihrer kritischen Haltung zu den Corona-Maßnahmen zwar keinen Hehl, wenn es um Verschwörungserzählungen zur Pandemie geht, gibt sie sich aber zurückhaltender. Sie bleibt bei vagen Andeutungen. Die Basis-Kandidatin räumt ein: Ganz offen möchte sie einige ihre Ansichten zu Corona im Interview nicht mitteilen, da man ihren Schilderungen vermutlich nicht glauben würde.

Bei anderen Themen ist sie klarer. So liegt Schmitt, die eine schulische Heilpraktikerausbildung absolviert hat und nebenberuflich Nahrungsergänzungsmittel verkauft, eine Reform des Gesundheitswesens am Herzen. Arbeitspläne sollen zum Beispiel so geändert werden, dass Ärzte keine 24-Stunden-Schichten mehr schieben müssen, und die Pflege solle eine "leistungsgerechte Bezahlung" erhalten. Krankenhäuser dürften nicht weiter privatisiert oder sogar geschlossen werden, fordert sie. Außerdem brauche es mehr Akutkliniken. Es gebe "kein gut funktionierendes Krankenhaus in Main-Spessart", kritisiert Schmitt. 

Gegen "toxische Stoffe"

Fragwürdige Thesen vertritt Sabine Schmitt in Sachen Klimaschutz: "CO2  ist nicht das Problem, wie es in den Massenmedien dargestellt wird." Ob sie den menschengemachten Klimawandel anzweifelt? "Wir haben unsere Finger mit drin", erklärt Schmitt kryptisch. Die Ursachen seien aber "multifaktoriell". CO2 bräuchten schließlich auch Bäume und Pflanzen, so die 53-Jährige. Das stimmt zwar prinzipiell, jedoch sind die Erkenntnisse der Wissenschaft eindeutig: Durch menschliche Aktivitäten entstehendes Kohlendioxid ist hauptverantwortlich für die Erderwärmung. Nichtsdestotrotz sieht Schmitt "toxische Stoffe" wie Feinstaub, Radioaktivität oder Insektizide als größere Probleme für die Umwelt. Die Klimakatastrophe entstünde unter anderem auch durch "Wettermanipulation und Abholzung von Wäldern", behauptet sie.

Um den Mittelstand zu stärken, will Sabine Theresia Schmitt die Corona-Einschränkungen aufheben. Es gebe immerhin jetzt schon viele Leerstände in Karlstadt und Gemünden. "Mit einem weiteren Lockdown fahren wir die Geschäfte gegen die Wand." 

Was sie vom Bau der B26n hält, könne sie nicht sagen. Das müsse im Kreisverband erst noch konsensiert werden, sagt Schmitt. Beim "systemischen Konsensieren" gewinnt der Vorschlag, gegen den es die geringsten Widerstände gibt. Sie betont, dass es sich bei ihren Äußerungen ohnehin nur um private Meinungen handele. Welche Positionen die Basis im Einzelnen vertritt, müsse immer konsensiert werden. Dadurch sollen sich Bürgerinnen und Bürger besser einbringen können. 

Keine klare Abgrenzung zur AfD

Schmitt hat keinen Listenplatz. Ihre Chancen als Direktkandidatin in den Bundestag einzuziehen, schätzt sie daher selbst als eher mäßig ein. "Hier wird hauptsächlich schwarz gewählt." Sie glaubt jedoch fest, dass der Basis der Sprung ins Parlament gelingen kann – und hofft sogar auf ein zweistelliges Ergebnis. Nur so sei ein Kurswechsel möglich. Für den Fall, dass das gelingt, müsse auch konsensiert werden, mit welchen Parteien eine mögliche Koalition in Frage käme. Dabei gebe es keine Partei, mit der sie nicht sprechen würde. Es brauche den Diskurs, so Schmitt. Auch mit der AfD? "Wir müssen für alle Meinungen offen sein", entgegnet sie.

 
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  • E. S.
    ... Welche Positionen die Basis im Einzelnen vertritt, müsse immer konsensiert werden ...

    Ich soll also eine Partei wählen die, ohne Konzept und Meinung, außer zu Corona, die Probleme auf sich zukommen lässt, dann erstmal "systemisch Konsensieren" muss, um dann ihre Meinung kundzutun?

    Geht's noch?
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  • G. K.
    Der Kern der Idee ist der gemeinsame gesellschaftliche Diskurs. Aber hier kommen zwei Probleme ins Spiel:

    1. Wie sinnvoll ist es, die Gesellschaft einen Diskurs über ein Thema wie „mRNA“-Impfungen führen zu lassen – wenn der weit überwiegende Teil der Gesellschaft nicht den Hauch eines Schattens einer Ahnung hat, was das eigentlich ist und wie es funktioniert? Sorry, aber da reden Blinde vom Licht …
    Ein Konsens ist kein Erfolg, wenn ihm die Grundlage der Fachkompetenz fehlt!

    2. Wie sinnvoll ist es, mit jemandem einen Diskurs zu führen, der keinerlei Urteilsvermögen besitzt, um den Wahrheitsgehalt von Informationen zu validieren? Der Meinungen über Fakten stellt (bzw. den Unterschied gar nicht versteht), die Gesetze der Logik ignoriert und das Prinzip von Ursache und Wirkung in Frage stellt? Der so hoffnungs- wie hilflos der eigenen kognitiven Verzerrung ausgeliefert ist, dass er alles außerhalb seiner Wahrnehmungswelt schon allein deswegen als falsifiziert ansieht?

    Das geht nicht!
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  • L. R.
    Die Impfstoffe haben eine Bedingte Zulassung in Deutschland, bitte liebe Mainpost im Artikel auch entsprechend erwähnen. Viele Verwechseln eine normale Zulassung mit einer bedingten, man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen.
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  • G. K.
    "Bei einer solchen Zulassung, die zunächst auf ein Jahr befristet ist, werden die fehlenden Unterlagen mit einer Auflage nachgefordert (Art. 14-a der Verordnung (EG) Nr. 726/2004). Sind die Auflagen erfüllt, geht sie in eine reguläre Zulassung über. Ungeachtet dessen stellt auch eine bedingte Zulassung sicher, dass das Sicherheitssystem für Arzneimittel der EU vollumfänglich greift. Dieses beinhaltet Herstellerkontrollen, einschließlich Chargenkontrollen für Impfstoffe sowie die Überwachung nach der Zulassung inklusive der Berichtspflichten über unerwünschte Arzneimittelwirkungen und eines Risikomanagementplans (RMP). „Conditional Marketing Authorizations“ sind ein erprobtes Instrument. Seit ihrer Einführung wurden im zentralen Zulassungsverfahren bereits 33 bedingte Zulassungen erteilt [...]. Bislang wurde für keine erteilte bedingte Zulassung das Ruhen oder der Widerruf angeordnet. Das Verfahren hat sich also bewährt."
    (aus www.deutsche-apotheker-zeitung.de)
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  • S. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • H. S.
    ….was es nicht alles gibt…
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  • L. S.
    Schönes Detail am Rande: Frau Schmitt posiert auf dem Foto vor dem Impfmobil des Landkreises...😁
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  • G. R.
    Ja Frau Schmitt ist eine Verschwörungstheoretikerin?
    Nein stimmt nicht.
    Sie ist eine Verschwörungserzählerin.
    Der Unterschied ist, dass eine Theorie auf Fakten beruht und bei neuer Faktenlage angepasst wir. Die Erzählung wird definiert : "kürzeres Werk der Dichtung..."
    Wenn Frau Schmitt Nahrungsergänzungsmittel verkauft und in die Politik will, kann ihre Intension natürlich auch rein finanziell orientiert sein.
    Und Frau Schmitt lassen sie mich raten: MSM Schwefel in einem Gals Wasser hilft gegen Corona.
    Bei den Coronisten*innen ist mir aufgefallen, dass nur noch wenige Corona leugnen.
    Der Grund ist klar. Gibt es kein Corona kann man Bill Gates, Rothschild und die anderen nicht dafür verantwortlich machen.
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  • U. K.
    Sehr interessant zu was der Lock down und die damit verbundene "freie" Zeit geführt. Sehr interessant.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wir haben in unserer Familie "konsensiert" und kamen zu dem Schluss, die Basis braucht kein Mensch. Außer gegen Covid-19 Maßnahmen, haben sie keinen Plan (und dieser Plan ist auch noch schei*e) .
    Nahrungsergänzungen verkaufen, aber denken daß Impfungen zu wenig erforscht sind... Mir ist vor Lachen fast der Bill-Gates-Gedächtnisschip aus dem Arm gefallen.
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  • G. S.
    Danke für Ihren Kommentar der schon alles aussagt. Da muss man den o.g Artikel nicht lesen. Bei mir fangen die Chips auch grad zu summen an. Beste Grüsse
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