zurück
Retzbach
Alexander Hoffmann (CSU) wirbt mit "Klartext für die Region"
Der Kampf gegen "Cybergrooming" gehört zu den Spezialgebieten des Retzbacher Juristen, der als Direktkandidat für die CSU im Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg antritt.
Alexander Hoffmann (CSU) kandidiert zum dritten Mal für den Bundestag.
Foto: Karlheinz Haase | Alexander Hoffmann (CSU) kandidiert zum dritten Mal für den Bundestag.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 24.09.2021 03:17 Uhr

Alexander Hoffmann aus Retzbach will zum dritten Mal in den Bundestag einziehen. Wie vor vier Jahren ist er nur Direktkandidat, steht also nicht auf der Liste der CSU. "So vermeide ich die Notwendigkeit, meinem Parteivorsitzenden immer gefallen zu müssen", kommentiert er. Anlass zu Unstimmigkeiten mit der CSU liefert er im Gespräch allerdings nur ansatzweise.

Zum Beispiel sei er mit Horst Seehofer unterschiedlich an das Thema Suedlink herangegangen: "Ich fand es unseriös, die Erforderlichkeit der Trasse infrage zu stellen, nachdem Bayern dem Netzzentwicklungsplan bereits zugestimmt hatte." Ihm sei es gemeinsam mit Bernd Rützel von der SPD mehr darum gegangen, "wie wir die Trasse in die Fläche bekommen, ohne dass der Landkreis zu arg davon betroffen wird". Wichtig sei gewesen, dass sie nicht durchs Sinntal und direkt an Gräfendorf vorbeiführt.

Nun tangiere sie Main-Spessart nur hinter Retzstadt und im Süden. Damit habe Main-Spessart einen gewissen Beitrag zur Neuverteilung der Stromnetze geliefert und es müsse nicht auch noch die Trasse P43 durch den Landkreis führen. Dafür gebe es eine modifizierte Linie im Hessischen.

Ausdrückliches Ja zum Bau der B 26n

"Klartext für die Region" lautet Hoffmanns Wahlspruch auf  den Plakaten. War das seine eigene Idee? Er bejaht: "Die Leute sagen oft: Ich bin zwar nicht Ihrer Meinung, aber ich finde es gut, dass Sie sich zu Wort melden." Manche andere Politiker würden versuchen, jedem ein bisschen recht zu geben. Das sei seine Sache nicht. "Ich gehe auch nach Birkenfeld, wo man aneckt." Klar, dass es dort um die B 26n ging. Der 46-jährige Retzbacher ist eindeutig für die Trasse ("die habe ich mit beschlossen"), begründet dies damit, dass die derzeitige B26 die Orte durchschneide. "Da fahren Lkw 80 Zentimeter an den Häusern vorbei."

Dass das Überleben der Wirtschaft in Main-Spessart von der Straße abhänge, führt er nicht ins Feld. Damit hatten andere vor seiner Zeit noch argumentiert. Zunächst wurde den Menschen erzählt, man könne einen Tunnel von Stetten bis Himmelstadt unter dem Main hindurch bauen. Inzwischen geht  die Planung über Naturschutzgebiete hinweg. Salamitaktik will Hoffmann dahinter nicht erkennen: "Das ist ein dynamischer Prozess; so wurde beispielsweise auch aus der vierspurigen eine zweispurige Trasse mit Überholstreifen."

Klimaschutz muss Freude machen 

Dass eines Tages Karlstadter nach Bamberg pendeln, weil das nicht mal eine Stunde dauern wird und es Pendlerpauschale gibt, hält der Kandidat nicht für eine Fehlentwicklung. Wenn sie dadurch in der Region wohnen bleiben, sei das gut. Er geht davon aus, dass trotz Homeoffice künftig noch mehr gefahren wird. Letztlich sei es Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Menschen in der Region bleiben.

Das Thema Klimaschutz nutzt Hoffmann als Chance, um ins Parteihorn zu stoßen: Statt Verboten sollte es den Menschen freigestellt sein, sich klimafreundlich zu verhalten. "Das muss attraktiv werden, das muss Spaß machen. Mit einer Pflicht für Photovoltaik auf jedem Dach schaffen wir die Energiewende nicht." Es gebe schon jetzt genug regenerative Energieerzeugung, meint der Kandidat. Er zitiert mehrmals den "sonnigen, windigen Maitag", an dem so viel Strom erzeugt werde, dass ihn Deutschland exportieren oder gar vernichten muss. Die Herausforderung sei die Speichertechnologie, die er in Batterien und Wasserstoff sieht. Windräder auch im Süden Bayerns oder auf der Bayerischen Schanz jedenfalls hält er nicht für nötig.

Schon der "untaugliche Versuch" ist strafbar

Vor vier Jahren hatte Alexander Hoffmann angekündigt, beim Thema "Cybergrooming" aktiv zu werden, also dagegen vorzugehen, dass sich Ältere im Internet mit sexuellen Absichten an Kinder ranmachen. Hier kennt sich der Jurist aus. Es gebe großartige Erfolge, so etwa, dass seit rund einem Jahr auch der "untaugliche Versuch" schon strafbar ist – wenn also die Eltern oder die Polizei in die Rolle der Kinder schlüpfen und dabei die Absicht eines Täter nachweisen können. Ein Erfolg sei auch, dass eine Vergewaltigung inzwischen strafbar ist, wenn das Opfer nur Nein gesagt oder geweint hat. Früher musste Zwang ausgeübt worden sein, damit die Tat verfolgt werden konnte.   

Hoffmann berichtet, im pädophilen Netzwerk sei schon dazu  aufgerufen worden, ihn nicht zu wählen. Auch habe es verschiedene Versuche gegeben, seinen Facebook- und seien Bundestagsaccount zu hacken. 

Der CSUler feiert auch das Zuckerfest

Zum Thema Integration: Über seine jetzige Frau, deren Eltern aus der Türkei von der  Schwarzmeerküste stammen und dort leben, bekomme er deutlich vor Augen geführt: "Wir definieren nicht selbstbewusst genug, was wir uns wünschen." Es könne nicht sein, dass jemand in der dritten Generation hier lebt und noch nicht Deutsch  kann. Es würden aber weitere Spielregeln dazugehören. "Bei uns kann keiner zwei Frauen haben oder seiner Frau verbieten zu arbeiten." Auch sei es eher ein Hemmschuh, voll verschleiert in der Öffentlichkeit aufzutreten. "Das bildet nicht die Offenheit und das soziale Miteinander ab, das wir uns wünschen."

In seiner Familie werde sowohl Weihnachten als auch das Zuckerfest gefeiert. Er und seine Frau, die Muslima ist, würden eher die Gemeinsamkeiten suchen. Ihre Eltern hätten Wert darauf gelegt, dass sie neben der Koranschule auch den katholischen Religionsunterricht besucht.

Seit der zweiten Juliwoche hat Alexander Hoffmann 6000 Kilometer mit seinem Wahlkampfmobil zurückgelegt. Sein Ziel ist es, zumindest von jeder Kommune einen Ortsteil zu besuchen. Sein Prinzip sei, nicht die andern schlechtmachen. "Ich will verdeutlichen: Darum sollt ihr mich wählen." Letztlich würden von einem schlechten Image der Politik nur die extremen Ränder profitieren. Sein Tipp für den Wahltag: CDU/CSU 26 Prozent, SPD 21 bis 22, Grüne 19  bis 20, FDP 10 bis 11.

Alexander Hoffmann

Der CSU-Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Main-Spessart wurde am 6. März 1975 in Würzburg geboren. Er wuchs in Retzbach auf und machte 1996 Abitur am Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt. Er studierte Jura in Würzburg und legte das zweite Staatsexamen 2005 ab.
Hoffmann arbeitete bei der Regierung von Unterfranken, am Landratsamt Miltenberg und als Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste bei der Stadt Würzburg. 2013 zog er als Direktkandidat und Nachfolger des langjährigen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Zöller in den Bundestag ein. Seit 2006 ist Hoffmann CSU- Mitglied, seit 2008 Gemeinderat in Zellingen. Der Hobbysportler ist in zweiter Ehe verheiratet und hat einen 21-jährigen Sohn sowie eine elfjährige Pflegetochter.
Quelle: Hoffmann
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Retzbach
Karlheinz Haase
Alexander Hoffmann
Bernd Rützel
Bundesstraße 26n
Bundestagswahl Main-Spessart
CSU
Cyber-Grooming
Deutscher Bundestag
Energiegewinnung
Energiewende
FDP
Facebook
Horst Seehofer
Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt
Klimaschutz
Madrasa
Parteivorsitzende
Politische Kandidaten
Polizei
Regierung von Unterfranken
SPD
Stadt Würzburg
Wolfgang Zöller
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Ist_das_so?
    Auch in Billingshausen fahren die LKW's sehr knapp an den Häusern vorbei.
    Man kann ja für den Bau der B26n sein, allerdings muss vor der Realisierung die nachgelagerte Verkehrsführung geregelt und umgesetzt werden.

    Auch die Bürgerinnen und Bürger aus Billingshausen und Birkenfeld haben ein Recht auf mehr Sicherheit für ihre Kinder. Auch hier würden die Anwohner gerne nachts schlafen, was aktuell aufgrund des Lärms nicht möglich ist.
    Die Gebäude an der St 2299 nehmen immer mehr Schaden aufgrund des immer größer werdenden Verkehrsaufkommen.

    Ohne Zweifel haben die Bürger und Bürgerinnen im Werntal die Umgehung/B26n verdient aber bitte nicht auf unsere Kosten.
    Mit lediglich 2.150 Einwohnern werden wir von Regierenden lediglich in den jeweiligen Wahljahren gehört.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • christian@kreatil.de
    Jedenfalls weiß man, woran man bei Hoffmann ist. Seine hier im Interview getätigten Ausführungen zum Thema Klimaschutz legen nahe, dass die Bezeichnung „klimapolitischer Geisterfahrer“, wie sie jüngst Armin Beck benutzte, zutrifft. „Statt Verboten sollte es den Menschen freigestellt sein, sich klimafreundlich zu verhalten.“ – Das hat man ja in den letzten 30 Jahren gesehen, wie gut das funktioniert. „Es gebe schon jetzt genug regenerative Energieerzeugung, meint der Kandidat.“ – offenbart einmal mehr seine völlige Ahnungslosigkeit in dem Bereich. Beispiel: Der BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller stellt in seinem Konzern gerade die Weichen in Richtung Klimaneutralität. Im Interview mit der Zeit vom 16.9.2021 sagt er „Allein die Chemieindustrie wird in Zukunft so viel Strom benötigen wie heute die gesamte Bundesrepublik. Meiner Meinung nach (…) ist die Prognose der Bundesregierung, wie viel Strom wir in Deutschland brauchen, unzureichend.“
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten