Er ist im Landkreis Miltenberg zu Hause, doch Andreas Adrian hat sich schon eingehend damit beschäftigt, was Main-Spessart bewegt – und was sich in Main-Spessart nicht bewegt. "Ich finde es absurd, dass der Lohrer Bahnhof vor sich hin gammelt, während die B26n vorangetrieben wird", sagt der Direktkandidat der Linken für den Bundestag. ÖPNV steht weit oben auf der Liste der Themen, für die er und seine Partei sich nach der Bundestagswahl einsetzen wollen. Zuhause, am Untermain, hat er ein Bürgerbegehren für ein 365-Euro-Ticket für alle und ein kostenloses Sozialticket angestoßen. Er selbst hat keinen Führerschein.
Adrian hat gerade sein Fachabitur nachgeholt, im Herbst will er ein Studium anfangen. In diesem Sommer, den vier Monaten zwischen Abi und Uni, will er sich auf die Parteiarbeit und den Bundestagswahlkampf konzentrieren. Über den Verein "Seebrücke", der sich für Geflüchtete einsetzt, kam er zu den Linken. "Ich habe gemerkt, dass sich bei der Seebrücke viele Menschen mit einer linken Einstellung engagieren, aber es keine Zusammenarbeit mit der Partei gab." Das habe er ändern wollen.
Politischen Sinneswandel durchlebt
Schnell habe er festgestellt, dass der Kreisverband nur aus wenigen Aktiven bestand und manche Strukturen fehlten. Für die Kreistagsliste in Miltenberg gab es nicht genug Kandidaten – Adrian setzte sich ein, motivierte Leute, warb neue Mitglieder, bekam selbst den Spitzenplatz. Seit einem Jahr ist er Kreisrat und bildet eine Ein-Mann-Fraktion.
Nicht immer war Adrian politisch links: Mit 14 sei er über Freunde von Freunden in die rechtsradikale Szene in Aschaffenburg gelangt, erzählt er. Die Gruppe habe Stimmung gegen Menschen mit Migrationshintergrund gemacht, provoziert. "Heute kann ich mich mit der Person, die ich damals war, gar nicht mehr identifizieren." Seine Schwester und deren Partner halfen dem damals 15-Jährigen schließlich zum Perspektivwechsel, mit ihrer Hilfe habe er einen "weichen Ausstieg" geschafft, sagt er heute.
Vom rechtsradikalen Jugendlichen zum linken Bundestagskandidaten – die Reaktionen auf seine Kandidatur seien in seinem Umfeld eher verhalten gewesen, sagt Adrian. Zumal seine Eltern sich in Großwallstadt für die CSU einsetzen. Mit 21, bald 22 Jahren ist Adrian der jüngste Direktkandidat. Ob er dadurch einen besseren Draht zu jungen Wählern hat? "Das kann ich mir schon vorstellen", sagt er, "ich habe selbst früher junge Leute gewählt."
Forderungen: Mietendeckel und angemessene Bezahlung in der Pflege
Wenn er über die Ziele seiner Partei spricht, bringt Adrian viele lokale Beispiele für Missstände aus dem Raum Miltenberg und Aschaffenburg: Sparzwänge bei den Krankenhäusern vor Ort, zum Beispiel. "Es kann nicht sein, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen so verpulvert werden", sagt Adrian. Seine Partei spricht sich dafür aus, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen von öffentlicher Hand geführt werden sollten. Er sei für dezentrale Krankenhauslösungen und kurze Wege, sagt Adrian im Hinblick auf die medizinische Versorgung in Main-Spessart.
Ein bundesweiter Mietendeckel ist ein weiteres großes Wahlversprechen der Partei – und auch für Main-Spessart dringend nötig, meint Adrian. "Über Instagram haben mehrere Menschen aus Marktheidenfeld mit mir Kontakt aufgenommen und mir vom Wohnungsmangel dort berichtet." Wichtig für Adrian: Ein Deckel müsste für jede Region angepasst und bundesweit einheitlich festgeschrieben sein.
In seiner Freizeit geht Andreas Adrian gerne bouldern und wandern. Und er kocht gerne. Der Veganer möchte eine Arbeitsgruppe zur Ernährungspolitik auf Landesebene gründen. Beim Verein "Seebrücke" engagiert er sich weiter, empört sich darüber, dass Anfang August noch Menschen nach Afghanistan abgeschoben wurden. "Die aktuelle Flüchtlingspolitik ist nur Symbolpolitik", kritisiert er die Bundesregierung.
Ziel: "Sichtbar besseres Ergebnis" als 2017
Seine Chancen auf einen Platz im Bundestag sind überschaubar: Er bewarb sich auf Platz sechs auf der Landesliste – sieben Kandidaten kamen 2017 auf diesem Weg in den Bundestag. "Ich wollte mit der Bewerbung zeigen, dass ich Bock habe." Adrian ging aber leer aus, bekam keinen Listenplatz.
Mit dem Wahlkampf hört er deswegen nicht auf. "Mein Ziel ist, dass wir ein sichtbar besseres Ergebnis erreichen, als bei der letzten Wahl." 2017 hatte die Linke mit Direktkandidatin Antje Clemens (Aschaffenburg) 4,8 Prozent der Erststimmen und 5,5 Prozent der Zweitstimmen geholt. Adrian will wieder kandidieren, vielleicht schon bei der nächsten Landtagswahl 2023.
Aber jemand wie den Herrn Adrian würde ich gar nicht wählen, weil er ohne Lebenserfahrung einfach nicht geeignet ist, "Politik" zu machen, also Entscheidungen zu treffen, die gravierende Folgen für andere haben.
Das kann nur jemand, der erfolgreich eine Ausbildung absolviert hat, ein oder zwei Stationen im Berufsleben verbracht hat, Kinder großgezogen hat, evtl. ein Haus gebaut hat, kranke Angehörige gepflegt usw...
Und User nogel: Die Zukunft wird immer von denen die nachkommen, von den Jungen, gemacht!
Aber ein Politiker trifft Entscheidungen für das ganze Volk. Dazu gehören Berufstätige mitten im Leben, Rentner, Familien mit Kindern, Arbeitslose, Pflegebedürftige und viele mehr.
Und ein 20-jähriger kann (naturgemäß) in keinem dieser Felder Erfahrung haben und mitreden. Und daher sollte er auch nicht mitentscheiden.
Diese Ansicht vertrete ich im übrigen auch in Bezug auf Annalena B.
Deswegen kann er auch