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Gemünden
Bernd Rützel hofft auf kräftigen SPD-Endspurt
Bernd Rützel wird dank seines guten Platzes auf der SPD-Liste im nächsten Bundestag vertreten sein. Er setzt sich für Arbeitnehmerrechte ein. Opposition ist für ihn Mist. 
Bernd Rützel, Bundestagsabgeordneter der SPD, hat sehr gute Chancen, ein drittes Mal in den Bundestag gewählt zu werden.
Foto: Klaus Gimmler | Bernd Rützel, Bundestagsabgeordneter der SPD, hat sehr gute Chancen, ein drittes Mal in den Bundestag gewählt zu werden.
Klaus Gimmler
 |  aktualisiert: 03.09.2021 02:18 Uhr

Im Büro von Bernd Rützel in Gemünden hängt ein Bild. Es zeigt ihn zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow während der Feier zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin im November 2014. Rützel war damals ein junger Abgeordneter. Jetzt hat er schon zwei Legislaturperioden hinter sich und bewirbt sich wieder um das Direktmandat im Wahlkreis Main-Spessart. Rützel hat auf der bayerischen SPD-Liste Platz 7, der als sicher für den Einzug gilt.

Rützel steht in der SPD nicht in der ersten Reihe, aber als Abgeordneter gibt es auch für ihn die Gelegenheit, die Großen und Mächtigen dieser Welt zu treffen. Ein besonderes Erlebnis war für ihn ein Treffen mit Papst Franziskus in Rom. Aber auch die US-Präsidenten Barack Obama und Donald Trump hat er in Washington erleben dürfen, wobei die Begegnung mit Letzterem ihm als unangenehm in Erinnerung bleibt. 

Aber das sind Ausnahmen in einem Abgeordneten-Leben. Der Alltag im Bundestag ist meist geprägt von Diskussionen in den Ausschüssen, die manchmal "sehr ermüdend" sein können, sagt er. Rützel vertritt die SPD in den Ausschüssen Arbeit und Soziales und Tourismus. Dies hat er sich als Gewerkschaftler gewünscht und da sieht er sich mit seiner Fachkompetenz, die er als Betriebsrat in seinem vorherigen Beruf als Werkmeister bei der Deutschen Bahn erworben hat, gut aufgehoben. 

Rützel kämpft für Bundeskanzler Scholz

Beim Treffen in seinem Büro in Gemünden präsentiert sich Rützel gut gelaunt. "Ich kämpfe dafür, dass Scholz Bundeskanzler wird", sagt er und wirkt dabei entschlossen. Vor ein paar Monaten hätte man dies noch als Zweckoptimismus abgetan. Doch die Umfragewerte laufen aus Sicht von Rützel in die richtige Richtung. SPD-Kandidat Scholz schneidet deutlich besser ab als seine Mitbewerber um das Kanzleramt.

Daher ist für Rützel noch nichts entschieden und er verweist auf die laut Umfragen hohe Zahl der Unentschlossenen. "Die Grünen schlagen wir", ist er sich sicher. Dann könnte es für ein Dreierbündnis unter Führung der SPD mit den Grünen reichen. Der dritte Bündnispartner könnte dann die FDP sein. Die werde sich nicht verweigern, nimmt Rützel an. Aber auch mit den Linken sieht er Gemeinsamkeiten in sozialen Themen. Alle Parteien müssen nach Ansicht von Rützel miteinander koalieren können. Ausnehmen will er da nur die AfD.

Es gibt Stimmen, die sagen, die SPD müsse sich in der Opposition erholen, um den seit Jahrzehnten währenden Abwärtstrend zu stoppen. Das sieht Rützel nicht so. "Opposition ist Mist", zitiert er den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Denn das Gegenteil von Erholung sehe man in Bayern. Da ist die SPD seit Jahrzehnten in der Opposition mit dem Ergebnis von immer schlechteren Wahlergebnissen.  

Rützel kam über die Gewerkschaft zur SPD. Er war Werkmeister bei der Deutschen Bahn. In jungen Jahren wurde er zum Betriebsrat gewählt und galt als einer der jüngsten Betriebsräte in ganz Deutschland. Diese Zeit habe ihn geprägt und so war es naheliegend, dass er als gewählter Bundestagsabgeordneter sich um das Feld Arbeit und Soziales kümmert.

Großer Erfolg: Lieferkettengesetz

Dort hat er federführend für seine Partei das Lieferkettengesetz bearbeitet, das er als "großen Erfolg" bezeichnet. Dabei geht es um die Verpflichtung von Unternehmen, dass bei der Produktion von importierten Waren die Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette gewahrt werden. Dieses Gesetz sei ein Modell für Europa und er sei stolz darauf, dies mit erkämpft zu haben. Zehn Jahre sei darüber verhandelt worden.

Auch bei anderen von der SPD durchgefochtenen Gesetzen stand er mit an vorderster Stelle. Der Mindestlohn habe zu einer der größten Erhöhungen für Niedriglohnarbeiter geführt, auch geringe Renten konnten über die Grundsicherung angehoben werden. Und mit dem Betriebsmodernisierungsgesetz wurden die Rechte der Betriebsräte gestärkt und diejenigen geschützt, die einen Betriebsrat gründen wollen und die auf erheblichen Widerstand der Unternehmensführung stoßen. Auch die Erhöhung des Kurzarbeitergelds besonders für Familien ist laut Rützel das Verdienst der SPD.

Bitter ist für Rützel, dass diese Erfolge nicht so gewürdigt wurden, wie sie es aus seiner Sicht verdient gehabt hätten. Blickt man jedenfalls auf die Wahlergebnisse in den vergangenen Jahren, konnte die SPD kaum davon profitieren. Obwohl es gelungen sei, das größte Leid zu lindern, empfänden viele Menschen ihre Lage immer noch als ungerecht und seien enttäuscht. Für die wolle die SPD da sein. "Ich will das Leben der Menschen verbessern", sagt er. Das sei sein Anspruch.

Ökologischen Umbau mit sozialem Ausgleich

Ein wichtiges Thema in diesem Wahlkampf ist die Klimakrise. Diese ist auch für Rützel eine große Bedrohung. Es müsse künftig auch in unseren Breiten mit Dürreperioden und Phasen großer Nässe gerechnet werden, sagt er. Daher steht der ökologische Umbau der Wirtschaft auf seiner Agenda, aber dieser müsse mit sozialem Ausgleich erfolgen, fordert er. Die Grünen empfindet er als "ökodominant". "Die Menschen müssen mitgenommen werden, sonst werden die Leute in die Hände derer getrieben, die den Klimawandel leugnen."    

Zur guten Praxis hat es Rützel gemacht, dass er als ehemaliger Eisenbahner mit dem Zug nach Berlin zur Sitzungswoche fährt. Dort hat er in Berlin-Mitte seine Wohnung, von der er sich entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Bundestag bewegt. Rützel sagt, er sei ein Frühaufsteher. "Ich genieße es, frühmorgens an der Spree mit dem Fahrrad entlangzufahren, während die Stadt noch schläft."

In seinem Wahlkreis hat er im beschaulichen Gemündener Stadtteil Schaippach sein Zuhause. Größer kann der Kontrast zur Metropole Berlin kaum sein. Dort genießt er die Gartenarbeit. "Hier bekomme ich den Kopf frei." Für ihn ein idealer Ausgleich zur Arbeit als Abgeordneter.

 
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