
Kann der Spessart eine Biosphärenregion werden? Raphael Süßenbacher, Projektleiter des Ökologikinstituts E.C.O., das eine Machbarkeitsstudie zur Schaffung einer solchen Region durchgeführt hat, lieferte dem Kreistag am Freitag in der Lohrer Stadthalle eine klare Tendenz.
Eine Tendenz, die deutlich für die Biosphärenregion Spessart spricht: Nicht nur die Natur, auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region kann laut der Studie von dem Projekt profitieren. Zudem seien die allermeisten Kriterien bereits jetzt gegeben oder wären leicht umzusetzen. Lediglich die "Repräsentativität", also die klare Abtrennung des Spessarts von anderen Biosphärenreservaten und die "rechtliche Sicherung" werden als "schwer erfüllbar" kategorisiert.
Biosphärenregion Spessart steht und fällt mit Beteiligung der Kommunen
In den Erklärungen der Fraktionen kristallisierte sich im Anschluss an die Präsentation heraus, dass besonders die "rechtliche Sicherung" der Punkt sein wird, mit dem das Projekt Biosphärenregion steht oder fällt. Dabei geht es darum, dass eine 5500 Hektar große sogenannte "Kernzone" festgelegt werden muss, in der sich die Natur ohne menschliche Einwirkung ungestört entwickeln kann.
Um auf diese 5500 Hektar zu kommen, sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab in erster Linie die Kommunen am Drücker. Wie aus der Machbarkeitsstudie hervorgeht, bestehen im Spessart zwar bereits 2167 Hektar ausgewiesene Naturwaldreservate, jedoch kommen nur etwa 1000 Hektar davon auch für die Kernzone infrage, da es sich oft um zu kleine oder weit auseinanderliegende Flächen handelt.

Hubert Aiwanger will nicht mehr als 1000 Hektar Staatswald beisteuern
1000 Hektar, bei denen es sich laut Schwab hauptsächlich um Staatswald handelt. Mehr Fläche wolle der Freistaat nicht zum Biosphärenreservat Spessart beisteuern, da hat sich Hubert Aiwanger (FW), der als Wirtschaftsminister für den bayerischen Staatswald zuständig ist, bereits festgelegt.
Bleiben noch 4500 Hektar, die von den Städten und Gemeinden abgetreten werden müssen. Ob es eine Biosphärenregion Spessart geben wird, ist für Schwab somit eine Entscheidung der Menschen vor Ort: "Wenn die Region Spessart ein Biosphärenreservat will, dann kann es die Region auch entscheiden. Und zwar mit den Flächen, die da eingebracht werden."
Freie Wähler Main-Spessart stehen geschlossen hinter der Biosphärenregion Spessart
Ein Appell, den auch die anderen Fraktionsführer und Fraktionsführerinnen an die Kommunen richteten. Sven Gottschalk (SPD) zeigte sich besonders deshalb zuversichtlich, da die Machbarkeitsstudie aufgezeigt habe, dass die Bevölkerung dem Projekt positiv gegenüberstehe. Gerhard Kraft (Grüne) betonte, dass die Stadt Lohr bereits erklärt habe, eine Fläche beizusteuern, gleiches gelte laut Landrätin Sabine Sitter (CSU) für Steinfeld.
Anders als ihr Parteichef Aiwanger sprach sich die Fraktion der Freien Wähler deutlich für die Schaffung eines Biosphärenreservats aus: "Wir stehen voll dahinter und würden es als sehr fatal empfinden, wenn das Biosphärenreservat genauso enden würde, wie damals der Versuch einen Nationalpark zu implementieren", fasste es die Fraktionsvorsitzende Brigitte Riedmann unter allgemeinem Tischklopfen zusammen.
Schwab möchte im dritten Jahresquartal Bilanz ziehen
Gegen den Beschluss, den Prozess der Entscheidungsfindung über eine offizielle Antragsstellung auf Anerkennung des Spessarts ergebnisoffen weiterzuverfolgen, hatte danach auch keiner der Versammelten etwas einzuwenden. Thorsten Schwab äußerte lediglich den Wunsch, dass im dritten Jahresquartal Bilanz gezogen werden sollte: "Sind wir bis dorthin auf die 4500 zusätzlichen Hektar gekommen? Wenn wir nämlich am Ende nicht auf insgesamt 5500 Hektar kommen, dann ist am Schluss das Biosphärenreservat ohne die Flächen der Kernzone nicht machbar."
Angeblich soll der Abschlußbericht ( 400 Seiten) noch gar Nicht erstellt sein ?!
Mit welchen Unterlagen haben denn dann die Kreisräte entschieden ?
Lt. Auftrag sollte die Studie doch 3 Zonierungsvorschläge aufzeigen, ist das geschehen ?
Spätestens dann hätte man doch bemerkt, dass es genau an den Punkten Rechtssicherheit/Kernzone scheitern wird ?!
Haben die Kreisräte wirklich nur aufgrund einer PPP entschieden, das Tote Pferd weiter zu satteln ?
Herr Süßenbacher betonte zu Beginn seiner Präsentation, dass er nicht beauftragt worden sei, konkrete Zonierungsergebnisse zu erarbeiten. Das könne erst in einem nächsten Schritt erfolgen, erklärte er.
Auf welcher Grundlage die Kreisrätinnen und Kreisräte entschieden haben, kann ich nicht sagen, werde aber einmal nachfragen. Einige Fraktionsführer hatten ihre Redebeiträge jedoch schriftlich vorbereitet, weshalb die Präsentation am Donnerstag für die Entscheidung nicht maßgeblich gewesen sein kann.
Mit freundlichen Grüßen
Simon Hörnig
Redaktion Main-Spessart
Der Abschlussbericht befindet sich aktuell in der Endredaktion und wird nach Fertigstellung auf der Projekthomepage veröffentlicht.
Im Januar hat das Landratsamt allen Kommunen angeboten, im Gemeinde- oder Stadtrat zum Thema Biosphärenregion zu informieren. In einigen Kommunen hat diese Information bereits stattgefunden und mit 15 weiteren wurden bereits Termine vereinbart.
Bis zur Sommerpause wünscht sich das Landratsamt belastbare Rückmeldungen, welche Kommunen bereit wären, sich an einer Biosphäre zu beteiligen und ggf. Kernzonenflächen einzubringen. Anschließend muss evaluiert werden, ob und wie die Umsetzung einer Biosphärenregion möglich ist.